Fahrgäste der Würzburger Straßenbahnen müssen bei ihren Fahrten nach wie vor viel Geduld mitbringen. Denn wie die Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) nun mitteilt, ist ein Ende des Ersatzfahrplans für die fünf Straßenbahnlinien in Würzburg noch lange nicht abzusehen, da weiterhin weniger als die Hälfte aller Straßenbahnen einsatzfähig sind. Die WVV rechtfertigt ihr Vorgehen und gibt eine vage Prognose ab.
Schadensanalyse für 21 von 40 Straßenbahnfahrzeuge dauert an
Wegen eines technischen Defekts am Fahrwerk eines einzelnen Straßenbahnfahrzeugs der Baureihe GT-N wurde in der vergangenen Woche aus Sicherheitsgründen vorsorglich die gesamte Fahrzeugflotte GT-N aus dem täglichen Fahrbetrieb genommen. 21 von 40 Würzburger Straßenbahnfahrzeuge gehören dieser Baureihe an. Daher trat am Montag, den 06.11.2023 ein Ersatzfahrplan in Kraft: Montags bis samstags fährt die Linie 4 von der Sanderau bis zum Hauptbahnhof und die Linie 5 von Rottenbauer bis Grombühl (ohne Halt am Athener Ring), beide tagsüber im 10-Minuten-Takt. Zwischen der Zellerau und dem Hauptbahnhof ist ein Schienenersatzverkehr mit Bussen ebenfalls tagsüber im 10-Minuten-Takt eingerichtet. An Sonn- und Feiertagen ist mit der noch zur Verfügung stehenden Anzahl an Fahrzeugen ein regulärer Betrieb möglich.
Fahrplanänderung durch Gleiserneuerung zwischen Würzburg und Gemünden
Zunächst war die WVV zuversichtlich, den technischen Defekt nach kurzer Zeit zu beheben. Nun kommt für das Kommunalunternehmen und für alle Fahrgäste die große Enttäuschung. Denn aufgrund der Komplexität der Untersuchungen wird die Schadensanalyse noch eine Weile andauern. Aktuell arbeite die WVV zusammen mit den technischen Spezialisten des Herstellers, der Technischen Aufsichtsbehörde und dem TÜV Süd Rail mit Hochdruck an Lösungen.
Safety first: alle Fahrzeuge derselben Baureihe werden herausgenommen
„Wir verstehen, dass die Einschränkungen für viele unserer Fahrgäste erhebliche Veränderungen im Alltag bedeuten und bedauern dies sehr“, betont Bernd Karl, Geschäftsführer der Würzburger Straßenbahn GmbH. „Die Sicherheit unserer Fahrgäste steht jedoch bei uns an erster Stelle! Alle Straßenbahnfahrzeuge der Baureihe GT-N sind deshalb nach wie vor vorsorglich außer Betrieb genommen, bis die Ursache des Defektes eindeutig geklärt ist. Da das Fahrwerk eine sicherheitsrelevante Komponente ist, wird es besonders gründlich untersucht.“
Keine kurzfristige Wiederinbetriebnahme zu erwarten
Genauere Aussagen zur Zeitdauer können die beteiligten Spezialistinnen und Spezialisten erst nach Abschluss der weitreichenden, komplexen Untersuchungen und Analysen treffen. Nach heutigem Kenntnisstand schließt die WVV aber nicht aus, dass die Fahrzeuge noch mehrere Wochen lang nicht eingesetzt werden können. Eine kurzfristige Wiederinbetriebnahme der GT-N Flotte sei nicht zu erwarten. Solange die Straßenbahnen der betroffenen Baureihe GT-N nicht zur Verfügung stehen, wird es damit weiterhin zu Einschränkungen kommen, sprich der Ersatzfahrplan mit dem 10-Minuten-Takt bleibt bestehen. Dies ist derzeit besonders bitter, da das Verkehrsunternehmen erst im September freudig den sogenannten Citytakt verkündete (Straßenbahnverbindungen im 5-Minuten-Takt zur Rushhour).
Mobilitätseingeschränkte Personen besonders betroffen
Besonders von den Einschränkungen betroffen sind derzeit mobilitätseingeschränkte Personen, da für die Linie 4 (Hauptbahnhof – Sanderau) derzeit vor allem alte hochflurige Straßenbahnen eingesetzt werden.„Auch hier möchten wir noch einmal ausdrücklich um das Verständnis für die Unannehmlichkeiten bitten“, sagt Bernd Karl. Nur ca. einmal pro Stunde eine Straßenbahn kann aktuell eine Straßenbahn mit einem Niederflurbereich in Richtung Sanderau eingesetzt werden. In einem eigens gekennzeichneten Fahrplan, der auf der WVV-Homepage unter www.wvv.de/ersatzfahrplan abgerufen werden kann, sind diese Fahrten vermerkt, sodass mobilitätseingeschränkte Menschen besser ihre Fahrten planen können. Sonntags werden im gesamten Fahrtgebiet ausschließlich barrierefreie Fahrzeuge eingesetzt.
Weiterhin sind tagsüber am Hauptbahnhof sowie an ausgewählten Haltestellen „Juliuspromenade“ Mobilitätsberaterinnen und Mobilitätsberater der WVV im Einsatz. Sie geben direkt wichtige Informationen vor Ort und unterstützen, wo sie gebraucht werden. Ganz besonders sind sie bei Bedarf für die mobilitätseingeschränkten Fahrgäste da, die mit Rollstuhl oder Rollator unterwegs sind. Die WVV bittet alle betroffenen Fahrgäste ausdrücklich um ihr Verständnis und bedankt sich für die Geduld in dieser besonderen Situation.