Bereits seit 2001 findet jährlich im November das Honky Tonk Festival in Würzburg statt. Die Partynacht, bei der man für einen einmaligen Eintritt von Kneipe zu Kneipe wandern und Livemusik erleben kann, erfreute sich über Jahre großer Beliebtheit. Doch nun, nach dem Comeback im letzten Jahr nach der Corona-Pandemie, kommt der nächste Paukenschlag: 2023 wird es schon wieder kein Honky Tonk in Würzburg geben, wie die zuständige Agentur L19 GmbH in einer Pressemitteilung schreibt.
Zu wenige bereitwillige Gastronomien als Problem
Der Termin stand bereits fest: Auf der Website des Honky Tonks wurde der 4. November für Würzburg verkündet. Doch nun müssen die Veranstalter einen Rückzieher machen. Als Grund nennt L19 das Problem, dass zu wenig Gastronomien in diesem Jahr teilnehmen können, beziehungsweise möchten. Ralf Hofmann, Geschäftsführer der Agentur, erläutert, dass es für Gastronomien immer schwerer werde, für Sonderevents wie Honky Tonk® ausreichend Kapazitäten vorhalten zu können, ohne dass der laufende Betrieb darunter leide. „In Würzburg sind neben Kneipen und Bars auch Cafés und Speiselokale tragende Säulen des Festivals. Wenn aus diesem Bereich aber mehrere aus Kapazitätsgründen absagen müssen, wird es eng“, so der Erfinder des Honky Tonks.
Auch ohne Honky Tonk kann man an diesen Locations in Würzburg regelmäßig Livemusik erleben
Anzahl der Kneipen wird Würzburg nicht gerecht
Darüber hinaus seien zwei weitere, wichtige Locations bereits seit längerem für andere Veranstaltungen ausgebucht, die eine Teilnahme verhindern würden. „So bedauerlich das ist, unter den Umständen ergibt es einfach keinen Sinn, das Honky Tonk zu veranstalten“, resümiert Hofmann. Doch insgesamt hätten nicht einmal ein Dutzend Würzburger Lokale für das Kneipenmusikfest zugesagt. Das würde der Großstadt nicht gerecht werden.
Veranstalter gesteht eigene Planungsfehler ein
Der Veranstalter zeigt sich dabei aber auch durchaus selbstkritisch: „Wir selbst sind als Agentur noch nicht vollständig in der Post-Corona-Zeit angekommen.“ So sei die Arbeitsbelastung einerseits enorm und die personelle Aufstellung hingegen eher dürftig und noch nicht wieder im Einklang. Zudem sind die Zeitabläufe, wie sie vor der Pandemie galten, in der Gastronomie nicht die gleichen wie heute. War vorher ein halbes Jahr Vorlauf vollkommen ausreichend, ist das heute nicht mehr so. „Das hätten wir erkennen müssen“, so Hofmann.
„Wir ziehen unsere Lehren und werden noch im September mit den Planungen für 2024 beginnen.“ – Ralf Hofmann
Optimistisch für ein Honky Tonk 2024 in Würzburg
Hofmann betont aber auch, dass die Agentur, unabhängig von dieser Absage für 2023, an einer Zukunft des Honky Tonk® in Würzburg glaube. „Wir ziehen unsere Lehren und werden noch im September mit den Planungen für 2024 beginnen.“ Dabei werden Gespräche mit den bisherigen und mit potenziellen neuen Gastronomien vorbereitet.
Dies sei auch das Resultat der Gespräche mit allen Sponsoren und den Gastronomen, die man vor der offiziellen Bekanntgabe über die Absage informiert habe, heißt es in der Pressemitteilung. Gemeinsam sei man sehr zuversichtlich, im November 2024 mit dem Festival nach Würzburg zurückzukehren und die Tradition fortzusetzen. Ob sich dann im nächsten Jahr tatsächlich genügend Lokale für ein Honky Tonk 2024 finden werden, oder ob das Format für die meisten Gastronominnen und Gastronomen nicht mehr attraktiv genug ist, wird sich zeigen.
Honky Tonk Festival: Seit 1993 Exportschlager aus Schweinfurt
Das Wort „Honky Tonk“ stammt übrigens aus den Südstaaten der USA, wo es für Lokale steht, die geprägt sind von Trinkfreudigkeit und handgemachter Livemusik. Solche Bars waren Mitte des 20. Jahrhunderts beliebte Treffpunkte der afroamerikanischen Bevölkerung, in denen vor allem zu Blues getanzt und mitgesungen wurde. Das historische Vorbild inspirierte Ralf Hofmann 1993 für ein subkulturelles Kneipenfest in Schweinfurt. Schnell entwickelte sich das Musikfestival zum Exportschlager und Hofmann ließ die Bezeichnung namensrechtlich schützen.