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An diesem Abschnitt des Sanderauer Mainufers enden die Stadtterrassen oder auch "Partyzone" genannt. Foto: Philipp Heilgenthal
An diesem Abschnitt des Sanderauer Mainufers enden die Stadtterrassen oder auch "Partyzone" genannt. Foto: Philipp Heilgenthal

Nach einem Jahr: Nacht-Konzept geht an den Sanderauer Mainwiesen voll auf

Die Mainwiesen der Sanderau im Sommer 2021: Die Liegewiesen sind völlig überfüllt, allerorts finden nachts große Partys statt, Musikboxen und Gekreische sorgen für eine hohe Lärmbelästigung im nahe gelegenen Wohngebiet und überall liegt Müll. Anders als damals von vielen befürchtet, entwickelten sich diese Missstände nicht zum Dauerzustand, wie spätestens seit diesem Sommer zu beobachten ist. Denn seitdem hat sich viel zum Positiven verändert, nicht nur, aber eben auch aufgrund des Nacht-Konzepts der Stadt Würzburg. Dementsprechend erfreulich fällt bei den Verantwortlichen das Fazit nach einem Jahr  „Nachtleben in Würzburg – sicherer und konfliktfreier machen!“ aus.

Handlungsbedarf war überfällig

Im August vor einem Jahr startete das Projekt. Dieses verbietet seitdem Musik und Alkohol ab 22 Uhr im vorderen Teil der Mainwiesen. Im Gegenzug schaffte die Stadt mehrere Anreize für Feierwillige, ihre Partys im Bereich zwischen dem Graf-Luckner-Weier und den Grillplätzen auf der Höhe der Straßenbahnhaltestelle Königsberger Straße zu verlagern, da dort kaum Anwohner:innen vom Lärm betroffen sind.  Zuvor gab es während der Corona-Pandemie zwischen Feiernden, die wegen geschlossenen Clubs und Bars kaum Ausweichmöglichkeiten außer dem Mainufer fanden, Anwohnerinnen und Anwohner, die ungewohnt hohen und häufigen Lärmbelästigungen ausgesetzt waren und der Stadt, die vor allem der ausufernden Vermüllung der Mainwiesen nicht mehr Herr der Lage wurden, etliche Interessenskonflikte. Aufgrund der durch die Corona-Lockdowns rasanten Entwicklung war ein völlig neues Konzept schließlich überfällig.

Kaum noch Lärmbeschwerden

Dr. Uwe Zimmermann, Leiter der allgemeinen Bürgerdienste, zieht nun nach dem Einführungsjahr eine positive Zwischenbilanz: „Allen Akteuren war klar, dass sich der Interessenskonflikt zwischen dem Ruhebedürfnis der Anwohner einerseits und dem Feierverhalten der Nachtschwärmer andererseits nicht vollständig und schon gar nicht in wenigen Monaten lösen lässt.“ Dennoch freut er sich: „Wir haben viel kommuniziert, wichtige Teilerfolge erzielt und sind nun wesentlich näher an einem fairen Ausgleich zwischen den Interessenlagen.“ Die pauschal zusammengefasste Erfahrung der Stadt Würzburg: Am Mainufer der Sanderau sind die Beschwerdelagen inzwischen sehr niedrig bis kaum mehr vorhanden. Wie konnte sich die Situation so schnell zum Positiven wenden?

Das war noch das traurige Bild auf den Mainwiesen vor zwei Jahren: Die Mülltonnen quollen über, viel Müll lag jedoch auch einfach verstreut auf der Wiese. Foto: Silvia Gralla.

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Viele Probleme haben sich in Luft aufgelöst

Zunächst ist natürlich zu beachten, dass sich die Situation entlang des Mains in ganz Würzburg mit dem Ende der Corona-Maßnahmen erheblich entspannt hat. Als Clubs, Biergärten und Festivals wieder in vollem Maße öffnen, beziehungsweise stattfinden konnten, verschwand ein Großteil der Feiermeute ganz automatisch. Viele Probleme der vergangen drei Jahre haben sich damit praktisch in Luft aufgelöst. Dennoch gibt es viele Indizien, dass das Nacht-Konzept der Stadt Würzburg seit einem Jahr spürbar Früchte trägt und von allen Seiten breite Akzeptanz findet.

„Ein paar hundert Meter weiterzuziehen finden die Wenigsten schlimm“

Denn die großen Partys nahe an der Wohnhäuser der Sanderau bleiben inzwischen durch die neuen Anreize aus. Nur vereinzelt sind Kleingruppen auszumachen, die gemütlich noch ein letztes Bier trinken und dazu leise Musik hören. Wer noch nicht genug hat, zieht ein Stück mainaufwärts und kann dort Musik hören und feiern, solange alles im Rahmen bleibt. „Diese kleine Verlagerung hat im ersten Jahr schon recht gut geklappt. Einige hundert Meter weiterzulaufen oder zu radeln, wird von den wenigsten Uferbesuchern als Einschränkung wahrgenommen“, sagt Wolfgang Kleiner, Kommunalreferent der Stadt Würzburg. Polizeistreifen zeigen zwar regelmäßig Präsenz, greifen jedoch nur ein, sobald eine Beschwerde vorliegt. Und diese werden wie bereits erwähnt immer seltener.

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Sichtbar gestiegene Sauberkeit

Auffällig ist auch die deutlich gestiegene Sauberkeit. Wer heutzutage am Wochenende morgens am Sanderauer Mainufer spazieren geht, erkennt schnell einen gewaltigen Unterschied im Vergleich zur Situation zwei Jahre zuvor. Hier und da liegt eine Papiertüte im Gras, sonst fast nichts. Zunächst wurden Badegäste und Feiernde an den Mainwiesen schrittweise für das Müllproblem sensibilisiert. Einerseits durch Plakate und sonstigen Aufklärungskampagnen der Stadt, andererseits durch freiwillige Helferinnen und Helfer, die aktiv auf die Menschen zugingen und beispielsweise mobile Aschenbecher verteilten. Bereits lange vor der Corona-Pandemie waren die Gebüsche am gesamten Hang entlang des Theodor-Heuss-Damms jeden Sommer gespickt von Papiertüchern, die von den Hinterlassenschaften von Wildpinklerinnnen und -pinkler zeugten. Die Dixiklos der Stadt Würzburg, dessen Anzahl im Zuge der Kampagne seit letztem Jahr vor allem an den sogenannten Stadtterrassen noch einmal vergrößert wurden, schafften diesem Problem sichtbar Abhilfe.

Sorgen der Anwohner erwiesen sich als grundlos

Seit einem Jahr sind nun im Zuge des Projekts „Nachtleben in Würzburg – sicherer und konfliktfreier machen!“ sogenannte Nachtmediatorinnen und -mediatoren  der evangelischen Jugendhilfe der Diakonie mit Unterstützung der Stadt Würzburg unterwegs. Sie dienen unter anderem am Sanderauer Mainufer als Ansprechpartnerinnen und -partner, machen weiterhin auf die Müllproblematik aufmerksam und klären über die seit einem Jahr bestehenden Regeln auf. Mit Erfolg, wie sich zeigt. Daher hat die Stadt ihre Kooperation mit der evangelischen Jugendhilfe der Diakonie vergangenen Juni vorerst bis zum Sommer 2025 verlängert. „Dies ist ein wichtiges Zeichen dafür, dass man mit dem bisher gemeinsam Erreichten und der Organisationsform überparteilich und im politischen Konsens weiter geht“, resümiert Kleiner. Angesichts der Erfolge im Umgang mit Feiernden auf den Mainwiesen erwiesen sich die zahlreichen Sorgen und Kritikpunkte vieler Anwohnerinnen und Anwohner angesichts des Nacht-Konzepts im vergangenen Jahr im Nachhinein offenbar als völlig grundlos.

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