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Jeder Club zieht magisch seine Besucherinnen und Besucher an. Wir zeigen, wie der stereotypische Clubgänger pro Club aussieht. Foto: J. Mittnacht/Unsplash
Jeder Club zieht magisch seine Besucherinnen und Besucher an. Wir zeigen, wie der stereotypische Clubgänger pro Club aussieht. Foto: J. Mittnacht/Unsplash

Wie Clubgänger in Würzburg wirklich aussehen – Club-Stereotypen Teil 1/2

Was haben Jessi, Tom, Aleksandra, Sabine, Marv und Giorgina gemeinsam? Genau, nix. Wobei: sie alle sind Menschen. Und sie alle sind im Nachtleben von Würzburg regelmäßig unterwegs. Das ist doch schon einmal etwas! Jeder von ihnen besucht jedoch völlig unterschiedliche Clubs in Würzburg, nämlich nur ihren Lieblingsclub. Bei 13 Clubs bekommt schließlich jeder das, was er oder sie sich wünscht. In einen anderen Club wollen sie sowieso ungern rein, weil das Publikum dort ja eher whack (für Millenials und darüber hinaus: schlecht) ist. Wir durchleben auf harter Basis von witzig gemeinter Übertreibung eine rein fiktive Nacht der jeweiligen Stereotype und versuchen, uns in die Lage von Jessi, Tom, Aleksandra, Sabine, Marv und Giorgina zu versetzen. Das heißt selbstverständlich nicht, dass jeder Gast dort genau so oder so ähnlich aussieht, denkt und feiert! Eh klar.

Jessi, posiert und posted am liebsten auf dem Boot  

Puh, endlich Abi! Nun liegt Jessi die große weite Welt zu Füßen. In einer Woche erst mal nach Kroatien auf Partyurlaub. Und dann studieren. Irgendwas mit Medien vielleicht, mal schauen. Hauptsache nicht in Würzburg. Bis dahin arbeitet Jessi alias @jessi_on_her_bessi fleißig an ihrer Karriere als Influencerin. 1.500 Follower hat sie schon, Tendenz steigend. Mal schauen, ob es nach dieser Nacht noch mehr werden. Denn es ist Donnerstag und Donnerstag ist Boottag! In ihrem Lieblingsclub macht die 19-Jährige immer mega freekige Stories und kann sich auch so auf den drei Decks so richtig austoben. In anderen Bars und Clubs stehen dagegen alle immer nur voll lame rum. Und dann ist da noch die Fotoserie von MainDing, die sie verlinken kann. Den Fotografen, den Webflasher, den kennt Jessi bereits. Wie heißt der eigentlich wirklich? Egal, auf jeden Fall macht der immer hammer Fotos! Kein Wunder: Der macht ja schon seit ungefähr 50 Jahren Partyfotos, hat sie mal gehört. Vielleicht schafft sie’s mit ihren Mädels sogar wieder auf’s erste Foto der Fotoserie!?

Dafür muss sie sich heute wieder besonders krass aufstylen. Unter einer Stunde vor dem Spiegel ist da nichts drin. Was soll sie denn bloß anziehen? Auf jeden Fall bauchfrei, damit alle ihre schlanke Taille und ihr Bauchnabelpiercing sehen können. Und Hotpants. Hoffentlich kommt heute der süße Jonas! Bestimmt, schließlich ist ja wieder die halbe Oberstufe am Start. Ah, da ist er ja! Und so packt Jessi ihren ausgeklügelten Plan aus, den sie von ihrer Lieblings-Youtuberin gelernt hat: einfach lässig vorbeilaufen, zuwinken, anlächeln und dann sofort auf die Tanzfläche verschwinden. Da wird sie sich von anderen Typen antanzen lassen, damit Jonas schön eifersüchtig wird, wenn er ihr dann hoffentlich nachschaut. Manchmal sind da aber so ekelige Typen dabei, die sind zum Teil schon richtig alt: Schon fast 30! Ihhhhh! Dass diese alten Säcke überhaupt noch in den Club reingelassen werden… egal, die lässt sie eh wieder abblitzen, sobald sie von denen einen Drink spendiert bekommt. Sonst könnte sie sich den Abend hier eh nicht leisten. Und davor gibt’s ne fancy Story vom vollen Unterdeck, wie alle bei “Hotel, Motel” abfeiern und der Schweiß von der Decke tropft.

00:30 Uhr, jetzt müsste bald “I’m a single lady” laufen, wie letzte Woche auch. Da wird Jessi wie verrückt loskreischen, mit ihren Mädels abtanzen, damit sie auch jeder sehen kann.. Generell findet die Abiturientin die Musik auf dem Boot mega nice. Diese „Klassiker“ aus den 90ern und 2000ern findet die 19-Jährige so richtig Retro. Und da jede Woche die gleichen Songs laufen, kann sie die mittlerweile auch textsicher auswendig und steht richtig fancy da, wenn sie alle mitsingt. “I got the right temperature” singt nun dieser Jean Paul, der vor ewigen Zeiten mal richtig berühmt gewesen sein sollte. Und siehe da: Der süße Jonas kommt tatsächlich endlich mal auf sie zu! Erst mal ein Selfie mit ihm machen; Wange an Wange. Dann kommen sie sich auch gleich näher. Und einen guten Filter drüber, damit sie wie echte Erwachsene aussehen. Ach was wird sie das Boot vermissen, wenn sie dieses Provinznest zum Studium endlich verlassen wird! Am besten nach München – wenn ihre Eltern ihr die Bude bezahlen. Aber bis dahin ist ja noch ewig Zeit.   

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Tom spürt nur Liebe für den Keller der Liebe alias Kurt & Komisch 

Nach einem langen Freitag des Abhängens im Sprouters-Laden in der Innenstadt, dem damit bedingten Anprobieren verschiedener bis zu den Knien hochgezogener Tennissocken mit bunten Retromotiven und damit kombinierten, völlig gerade geschnittenen Stoff-Baggies, macht sich Tom auf den Weg zu seinen Leuten. Die studieren schließlich auch heftig bis in die Abendstunden – nämlich die immer derber werdenden THC-Gehälter von Sorten wie Critical Kush und Royal Gorilla. Kurz einen Matcha zum Joint hinter die Binde, danach ready fürs Kurt gemacht. Es wartet ein Abend des ekstatischen In-die Knie-gehens und Hüpfens. Verspiegelte Fahrrad-Profi-Brille, Beanie-Mütze aufgezogen, die mittlerweile eher zu einer Kippa geschrumpft ist. Trappige Sounds all night long verlangen die richtige Optik, das muss sein. Qnoe legt heute auf, der Clubchef selbst ist Toms liebster Zeremonienmeister, wenn er zu stampfenden elektronischen 909-Kicks unter einem fiepsenden 90er-Pop-Vocal seine halblange Mähne nassschwitzt. Im Keller der Liebe fühlt er sich unter Seinesgleichen frei, vergessen sind die ganzen Alis und Susannes des Alltags, die ihm in seiner Gleitzeit-2-Tage-Woche-Mentalität erzählen wollen, warum man sein Leben so nicht solide finanzieren könne. Klappt doch gut, der Zehner Clubeintritt ist schließlich bezahlt. Und morgen, wenn die Ellies wieder ein paar Euro fürs Studium rübergeschoben haben, in den Biomarkt, bevor es dann wieder zum Skaten auf die Mainwiesen geht – zweiteres kostet eh nix. 

Aleksandra macht den Mannygreen 

Dieser neue Hit von DJ Archy, Uniqque und Kate macht Aleksandra schon die ganze Woche hibbelig. Nach Tagen des Wälzens und Kopierens von Patientenakten in der Hausarztpraxis, in der Aleksandra von Montag bis Freitag tattrige Omis und irgendwelche Jungs, die schon wieder eine Krankmeldung nach dem letzten Wochenende brauchen, empfängt, tut Musik gut. Russian Beats laufen auch in ihrem Ford Fiesta, wenn sie in ihre schnuckelige Zwei-Zimmer-Wohnung fährt, die sie mit ihrem Mann Jegor und Katze Anya bewohnt. Heute will sie mal nicht im grünen Kittelchen raus, sie wird sich verwandeln. So wie es sich Jegor manchmal wünscht, wenn er wieder hungrig ist. Dann gibt es drei Kilo Schminke auf die Backen und die hohen Stilettos werden aus dem Schrank geholt. Leder-Minirock an, so sehen ihre Freundinnen auch aus, mit denen sie heute im Mannygreen einen Prosecco schlürfen will. Küsschen hier, Küsschen da, Jegor an der Hand – das Leben ist perfekt. Ups, wo ist Jegor? Was, der trinkt das fünfte Vodka-Schiff mit seinen Kollegen. Wird wieder eine spaßige Heimfahrt mit ihm und wahrscheinlich kein so wundervoller Tag mit ihm morgen. Gottseidank wird Aleksandra aus diesen düsteren Gedanken schnell herausgerissen: Der DJ spielt DJ Archy. Und alle Sorgen vor dem blauen Wunder von morgen sind vergessen, wenn Aleksandra dann stundenlang im Minirock begeistert ihre Hüften kreist. 

Sabine zaubert im Zauberberg ’ne heiße Sohle aufs Parkett 

Endlich Wochenende und vor allem endlich mal wieder ein Mädelsabend ohne Kind – darauf hat Sabine schon echt eine lange Zeit sehnlichst gewartet. Nicht, dass sie ihre kleine Tochter Emma nicht über alles lieben würde, aber so ein Abend nur mit Freundinnen, dem ein oder anderen Cocktail und richtig „abdancen“ ist schon auch mal schön – auch und vor allem mit Mitte 30! Zum Glück ist Ehemann Marco da verständnisvoll und gönnt Sabine die kleine Auszeit von der Familie. Die Woche im Bürgerbüro war wieder echt stressig, da kommt der Abend im Zaubi mit den Girls gerade recht! Sabine hat die 90ies-Hits schon im Ohr und der Sex on the Beach ist im Geiste auch bereits bestellt. Also jetzt noch fix das Glitzertop überziehen, Lipgloss, Mascara und Rouge ins Gesicht (Sabine schminkt sich sonst eigentlich nie, aber bei so einem „Event“ muss das natürlich schon sein) und fertig ist die Party-Bine! Im Zauberberg angekommen, geht’s erstmal an die Bar, bevor dann die Tanzfläche gestürmt wird. „I like to move it“ und „Cotton Eye Joe“ schallen aus den Boxen, Sabine und die Girls tanzen, was das Zeug hält. „Everyboooody oohhoohh“ – jetzt kommen endlich die Backstreet Boys, die Stimmung im Club ist auf dem Höhepunkt. Auf jeden Fall muss jetzt auch noch ein Gruppenfoto gemacht werden! Also Handy gezückt und Selfiemodus an – lääächeln Määädels! Sabine hat zu diesem Zeitpunkt schon längst allen Stress aus dem Amt vergessen. Nach einigen Sex on the Beach und Pina Coladas mit Schirmchen muss dann aber doch mal langsam an den Heimweg gedacht werden. Also mit Yvonne wird sich das Taxi geteilt und auf der Heimfahrt nochmal ausführlich der Partyabend Revue passieren lassen. Schön wars und die nächste Sause im Zaubi ist schon in Planung. Jetzt geht’s aber erstmal ins Bett, nicht mehr lange und Baby Emma steht auf der Matte. 

Das ist die ganz große Übersicht von Clubs, Kneipen und Bars in Würzburg

Im Labyrinth fliegen selten Fäuste, dafür eine Menge Mähnen. Foto: Silvia Gralla

Marv rockt regelmäßig die Nacht im Laby 

So, jetzt muss Marvin, alias „Marv“ aber mal Schluss machen. Schließlich ist er mit Alex und Laudi verabredet. Auch wenn er liebend gerne noch ein paar Stündchen WOW gezockt hätte: Heute ist Rocknacht im Laby, da geht’s endlich wieder ab! Man muss ja schließlich auch mal aus der Bude rauskommen. In zehn Minuten ist Treffpunkt um die Ecke. Reicht ja. Slayer-T-Shirt der “World Painted Blood Tour” sitzt eh schon über dem runden Bauch, Stachelarmband umgeschnallt und noch kurz durch die lange Mähne gekämmt. Passt. Duschen ist nicht drin. Wäre ja auch Quatsch, wenn er nachher im Moshpit eh wieder schwitzt wie ein Schwein. Da muss ein bisschen Deo schon reichen. Im Laby gibt’s selbstverständlich erst mal eine Runde Bier. Den Typen, der damals den Bierdoppeldecker in seinem Lieblingsclub eingeführt hat, könnte Marv echt abknutschen! Das Problem ist nur, dass die Runde zu dritt nicht aufgeht.

Es läuft “Pretty Fly” von The Offspring. Ach, der alte Rocker mit dem grauen Bart hat echt recht: Die Musik im Laby wird immer lascher. Nichtsdestotrotz ist und bleibt das Laby der einzige Ort im Würzburger Nachtleben, wo man regelmäßig auf ordentlicher Rockmusik richtig abfeiern kann. Dennoch muss sich der Thrash- Black- und Death-Metalfan diese Weicheischnulze jetzt erst mal schön saufen. Jetzt weiß Marv auch, was mit ihrem vierten Bier zu tun ist. Tornado – runter damit. Bier läuft den Ziegenbart hinunter. Gut, dass sie auf dem Weg schon drei Bier und zwei Jägermeister weggehauen haben, denn so langsam kommt der Stammgast in Stimmung. Aber erst mal schön fettige Pommes zum Aufsaugen. Nach einer intensiven Diskussion mit zwei Fünfzigjährigen darüber, warum sich Metallica damals selbst prostituierte, als sie anfingen, Musikvideos zu drehen und was das Ganze mit der Matrix-Triologie zu tun hat, hat Marv richtig Bock auf Pogo. Noch zwei Bier auf dem Weg mitgenommen und rein in den Moshpit! Der Informatikstudent im 12. Semester hofft, dass die Securities diesmal nicht gleich wieder den ganzen Spaß auflösen, bloß weil so ein paar Memmen rumheulen, dass das Rumgeschubse ihnen zu wild ist. Daneben könnte er sich darüber aufregen, dass hier schon wieder so viele Komerzidioten herumlaufen. Die meisten haben nicht einmal ein anständiges schwarzes T-Shirt an!

Doch nicht jetzt, denn endlich läuft mal ein anständiges Lied: “Duality” von Slipknot. Am liebsten stellt sich Marv einfach mitten rein und lässt die anderen chancenlos an seinem Prachtkörper abprallen. Dennoch klebt ihm sein Slayer-T-Shirt schon wieder von oben bis unten am Rücken, genauso wie die lange Haarsträhne im Gesicht. Um 5 Uhr geht es mit Alex und Laudi torkelnd nach Hause. Geiler Abend! Nur mit den Mädels ging wieder mal gar nichts. Langsam macht sich Marv echt sorgen, ob er als Jungfrau ins Grab gehen wird. Egal, bis dahin wird wenigstens regelmäßig im Laby gerockt. 

Das erzählt die Barkeeper-Legende Nadine vom Zauberberg und ehemals Airport über ihre riesige Klappe und über Milch 43

Giorgina streichelt ihr Ego im Alter Ego 

Er verdient dich wirklich nicht, denkt sich Giorgina, als sie von Paul (man spricht ihn allerdings englisch aus! Poaaaal) mal wieder eine dieser idiotischen, widersprüchlichen Nachricht bekommt. Einfach abschütteln, das braucht jetzt das Ego, damit es stolz und erhoben für dieses Wochenende weitergehen kann. You can do it, girl! In ihrem neuen Hotspot am Alten Hafen braucht sie weder Poaaaal noch einen Büstenhalter, um auf der Clubtoilette zu schniefen, wenn sie dann mit einem kleinen letzten Tränchen im Auge an die immer wieder hochkochende Scheiße mit ihrem Loverboy denkt. Bei hartem Techno am Freitag oder bunt gemischtem Clubsound am Samstag ist es dann ohnehin relativ egal, was gerade aus der Anlage brüllt, wenn man sein “Leben tanzen kann”. Steht auch so im Club auf dem Weg zur Toilette. Kalendersprüche motivieren Giorgina ohnehin total, ihr Lebensmotto: “I’m the queen of my castle”. Ihr Castle sind 18 Quadratmeter in einer WG, in der sie mit ihrer besten Freundin wohnt. Da ist sie aber sowieso kaum vor Ort, es gibt so viel zu erleben, wenn man doch an jeder Ecke sein Happy-Blubberwasser schlürfen kann. Natürlich nur “Dohm Perringschohn”, oder wie der heißt, hihi. Irgendwo muss man die im Stilding verdiente Kohle ja auch rausbuttern. Krone richten, weiterraven, dazwischen Kaugummi aufpusten und einen richtig ordentlich starken Wodka-Soda auf Eis reinschütten, da wird die Welt um Poaaal schnell sehr klein und die Zeit im und mit dem eigenen Ego so viel größer und schöner. Blitzlichtgewitter der LED-Wände flackert durch Giorginas schnelle Brille und nicht nur die Beine, auch die Synapsen zucken. Macht sich auch richtig gut, mit so einem glatten Ravewear-Neckholder für 230 Euro. Mann, könnte nur Poaaal dieses Outfit jetzt sehen… 

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Teil 1/2 – der zweite Teil folgt in Kürze mit weiteren Clubs wie dem Airport, dem Dornheim oder auch dem Odeon.

*eine Gemeinschaftsarbeit von Philipp Heilgenthal, Manuel Scholze & Katharina Kraus. Bei Beschwerden über unzutreffende Beschreibungen könnt ihr natürlich gerne Kontakt mit uns aufnehmen, wir weisen aber speziell auf den stereotypisch ironischen Unterton per Wink mit dem Zaunpfahl hin, der jeden dieser Texte prägt.

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