Drei umstrittene Straßennamen in Würzburg sind nun Geschichte. Das teilte die Stadt Würzburg am Dienstag mit. So wurden in der Heidingsfelder Lehmgrubensiedlung die Nikolaus-Fey-Straße in Elli-Michler-Straße umbenannt, im Frauenland die Schadewitz- in Rosa-Buchbinder-Straße und in der Sanderau der Heiner-Dikreiter-Weg in Milly-Marbe-Fries-Weg. Zuvor erfolgen bereits im März die Umbenennungen der Hermann-Zilcher-Straße in Theresia-Winterstein-Straße und dem Karl-Ritter-von-Frisch-Weg in Barbara-Thein-Weg. Im Bestand der derzeitigen Straßennamen in Würzburg dienten überwiegend Männer als Namenspaten. Mit der bewussten Entscheidung ausschließlich für Frauen wolle die Stadt einen Schritt der Gleichstellung machen, heißt es in der Pressemitteilung.
Unsere Map zeigt, welche Straßennamen umstritten sind und warum:
„Mit der Benennung der Straße nach Elli Michler haben wir uns leichtgetan“, betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt bei der Umbenennung der Nikolaus-Fey-Straße. Mit einem Rückblick auf ihr Leben und Wirken würdigte er die gebürtige Würzburger Lyrikerin Elli Michler, die am 12. Februar 100 Jahre alt geworden wäre.
Schadewitz-Straße ist nicht mehr, Rosa Buchbinder ist Namenspatin
Auch im Frauenland gab es eine Umbenennung: Die Würzburger Schadewitz-Straße heißt nun Rosa-Buchbinder-Straße. Die Umbenennung wurde von zahlreichen Anwohnern begleitet. „Rosa Buchbinders Biografie zeigt exemplarisch die zerstörerischen Folgen, die Antisemitismus, Rassismus, jede Form gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit für die Betroffenen haben“, mahnt Oberbürgermeister Christian Schuchardt. „Das Schicksal von Rosa Buchbinder ist für uns eindringliche Mahnung, menschenverachtenden Geisteshaltungen und den daraus resultierenden unmenschlichen Verhaltensweisen in unserer Stadtgesellschaft keinen Raum zur Entfaltung zu geben.“ Die Harfenistin entging wohl nur durch eine frühzeitige Emigration in die USA mit Mutter und Schwester der Shoa (Holocaust). Sie konnte zwar ihr Leben retten, doch ihren Beruf und Lebensstandard verlor sie für immer.
Beliebter Ausflugsweg am Main wurde zum Milly-Marbe-Fries-Weg
Der Milly-Marbe-Fries-Weg löst den Heiner-Dikreiter-Weg ab, der am Vereinsgelände des Modell-Sport-Club-Würzburg e.V. direkt am Main vorbeiführt. Die Würzburger Bildnis-, Blumen- und Landschaftsmalerin Milly Marbe-Fries galt in der NS-Zeit als „Halbjüdin“, drei ihrer Cousinen mussten ins Ausland emigrieren, eine fiel der Shoa zum Opfer. „Die Nationalsozialisten wollten sie in ihrem Rassenwahn aus dem öffentlichen Bewusstsein eliminieren“, so Schuchardt. Ab 1932 bewohnten Marbe-Fries und ihr Mann die von ihnen errichtete „Villa Marbe“ im Judenbühlweg von Würzburg. 1935 übergab der NS-Oberbürgermeister von Würzburg Theodor Memmel noch ein Bild von Marbe-Fries zur Ausstattung des neuen Motorschiffs „Würzburg“, doch öffentlich ausstellen durfte sie ihre Bilder nicht mehr. Nach Kriegsende war sie eine der ersten Künstlerinnen, die wieder öffentlich in der Stadt Würzburg ausstellen konnte. Ihr Lebensweg stand damit im krassen Kontrast zu ihrem Vorgänger Heiner Dikreiter, der nicht zuletzt durch seine frühe Mitgliedschaft in der NSDAP und durch sein Wirken für das NS-Regime einen steilen Karrieresprung als Maler und Kunstlehrer machte.