Ein Hauch von 1968 weht in Würzburg: Von der „Besetzung der Universität Würzburg“ ist die Rede. Die Aktion initiierte eine Klimapotestgruppe namens „End Fossil Occupy Würzburg“, die aus der Würzburger Ortsgruppe von Fridays for Future hervorgeht. Was steckt dahinter und wie verlief diese „Besetzung“?
1968 waren Besetzungen von Unis gang und gäbe
Für diejenigen, die im Geschichtsunterricht regelmäßig geschlafen haben, sei kurz erklärt, dass Ende der 1960er Jahre wilde, kreative Studentenproteste an den westdeutschen Unis mit sogenannten „Sit-ins“ und „Teach-ins“ an der Tagesordnung waren. Damals blockierten schon einmal tausende Studentinnen und Studenten stundenlang sitzend den Haupteingang ihrer Uni. Andere radikale Demonstrantinnen und Demonstranten ketteten sich sogar manchmal an Türen, wie etwa einige Mitglieder von Omas for Future Würzburg uns in einem Interwiew erzählten. So kündigten die Klimaaktivistinnen und -aktivisten von End Fossil Occupy Würzburg für diesen Dienstag ganz im Stil der revolutionären 68er die Besetzung des zentralen Hörsaalgebäudes (Z6) der Universität Würzburg an. Lief der Protest vergleichbar wild wie die damaligen Unruhen von APO, SDS und Co. oder war es am Ende ähnlich wie bei manchen „Klimaklebern“ viel Lärm um nichts?
Worum geht es bei der Protestaktion?
Die Ortsgruppe von End Fossil Occupy demonstriert für ein Ende der Nutzung aller fossilen Energieträger. Damit steht sie in Würzburg nicht allein. Denn bei „End Fossil: Occupy!“ handelt es sich um eine internationale Kampagne, die seit Anfang Mai weltweit zahlreiche Schulen und Universitäten besetzt. In Deutschland kam es vergangene Woche bereits zu ähnlichen Protestaktionen in Regensburg, München, Berlin, Münster, Bielefeld, Hamburg und Bremen. Zur konkreten Forderung gehört vor allem die Vergesellschaftung der Energieproduktion, wie es die Organisation „RWE & Co. enteignen“ ebenfalls fordert, und einen Schuldenschnitt für die Länder des „Globalen Südens“, nach der Idee von „Debt for Climate“. „Seit über vier Jahren demonstrieren wir mit Fridays For Future, unterschreiben Petitionen und diskutieren mit Politikerinnen und Politikern. In der Zwischenzeit eskaliert die Klimakrise immer weiter und nähert sich irreversiblen Wendepunkten. Uns läuft die Zeit davon. Deshalb müssen wir Druck aufbauen und aktiv stören: Wir rufen den Klimastreik 2.0 aus!“, erklärt Linda Henze von End Fossil Würzburg in einer Pressemitteilung ihr Motiv.

Der große Protest blieb am Ende bei der „Uni-Besetzung“ aus. Foto: Filip Simonovski.
Eher Infostand als „Besetzung der Universität Würzburg“
Am frühen Dienstagmorgen unterbrachen die Studierenden eine Vorlesung mit einer Rede zur Klimakrise und riefen die Besetzung aus. Die Aktion wurde vorab mit der Überschrift „Studierende besetzen die Universität Würzburg“ betitelt. Daraufhin dekorierten sie den größten Hörsaal und das Atrium des Zentralen Hörsaalgebäudes mit Bannern, Pflanzen und Sofas. Mit der Besetzung wollen die Studierenden “solidarische Räume des Austauschs” schaffen und mit eigenem Bildungsangebot Wissen und Handlungsmöglichkeiten gegen die sozialen und ökologischen Krisen unserer Zeit aufzeigen, wie es in dem Schreiben heißt. Also doch keine lautstarke, wilde Besetzung entgegen aller Widerstände, sondern eher eine ruhige, geregelte Protestaktion, beziehungsweise Informationsveranstaltung?
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Besetzung im vergangenen Januar abgewendet
Vor Ort gab die „Uni-Besetzung“ tatsächlich vielmehr das Bild eines harmlosen Infostands ab. Hier und da kamen interessierte Studentinnen und Studenten mit ihnen ins Gespräch. Von der Besetzung „der“ Universität konnte jedoch keine Rede sein. Schließlich war die ganze Aktion auch bereits lange angekündigt und vorab mit der Universitätsleitung abgesprochen – eine Tatsache, die es 1968 nie gegeben hätte. Bereits im Januar wollte die Gruppierung eine Besetzung an der Würzburger Uni durchführen und dies mit den Verantwortlichen absprechen. Damals versprach die Universität jedoch, auf ihre Forderungen einzugehen, womit sich die Störaktion erübrigte.