„Stop Bombing Civilians“: neues Graffiti an Grombühler Hauswand
Würzburger Künstler haben ein aufrüttelndes Graffiti an einer Hauswand in Grombühl gestaltet, um auf die schrecklichen Folgen von Bombenangriffen auf die Zivilbevölkerung aufmerksam zu machen. Sie unterstützen damit die Kampagne „Stop Bombing Civilians“ der Hilfsorganisation Handicap International (HI). Eingeweiht wurde das Graffiti am heutigen 16. März von Oberbürgermeister Christian Schuchardt – exakt 78 Jahre nach der verheerenden Zerstörung von Würzburg. Das Graffiti auf der Hauswand in der Grombühlstraße 18a zeigt eine überdimensional große Faust, die in ein Wohngebiet einschlägt und so die Gefahr von oben symbolisieren soll.
Kunstprojekt anlässlich des Bombenangriffs auf Würzburg
Anlässlich des Gedenktages an den verheerenden Bombenangriff auf Würzburg am 16. März 1945 machen Handicap International e.V., die Stadt Würzburg und die Künstler Simon Schacht und Christian Schlosser von ATE mit dem Kunstprojekt darauf aufmerksam, dass jährlich Zehntausende Zivilistinnen und Zivilisten bei Bombardierungen in der Ukraine, Jemen, Syrien, Afghanistan und vielen anderen Ländern getötet oder verletzt werden. Explosivwaffen fordern täglich neue Opfer und führen zu verheerender Zerstörung von ganzen Städten. Auch nach einem Angriff oder Konflikt verhindern explosive Kriegsreste eine sichere Rückkehr der Zivilbevölkerung, da Blindgänger noch jahrelang gefährlich sind. Kurz vor Ende des 2. Weltkrieges war Würzburg innerhalb von 20 Minuten zu 90 Prozent durch britische Bomber zerstört worden.

Die Zerstörungen des Bombenangriffs auf Würzburg am 16.03.1945. Archiv: Willi Dürrnagel
Das Graffiti kann in der Grombühlstraße 18a jederzeit besichtigt werden.
„(I)n der Ukraine und an weiteren Kriegsschauplätzen ist der Tod (…) tagtäglich“
Oberbürgermeister Christian Schuchardt sagte: „Die zerstörten Bauklötzchen sind als Symbol gut gewählt. Wenn im Krieg Bomben, Raketen oder Granaten einschlagen, trifft es Unschuldige und die Schwächsten einer Gesellschaft: zum Beispiel ein Kind, das eben noch friedlich gespielt hat. In Würzburg ist der Kreis der Zeitzeugen, die noch eigene Erinnerungen an die Bombennacht vom 16. März 1945 haben, in den letzten Jahren klein geworden, in der Ukraine und an weiteren Kriegsschauplätzen ist der Tod hingegen tagtäglich.“
Bombardierungen der Zivilbevölkerung öffentlich verurteilen
Dr. Eva Maria Fischer, Leiterin der politischen Abteilung von Handicap International Deutschland, schilderte die verheerenden Auswirkungen von Explosivwaffen in Wohngebieten. „90 % der Opfer von Angriffen mit Explosivwaffen kommen aus der Zivilbevölkerung“, so Fischer. „Wir fordern mit unserer Kampagne „Stop Bombing Civilians“, Bombardierungen der Zivilbevölkerung öffentlich zu verurteilen und das Völkerrecht zu stärken, den Opfern zu helfen und die Entminung von bombardierten Gebieten zu unterstützen“, betonte Fischer.
Spagat zwischen Erinnerungskultur und sensibler Gestaltung
Die Künstler von ATE: „Anders als bei einer Werbekampagne, welche nach wenigen Wochen von der folgenden abgelöst wird, greift ein Mural (eine Fassadengestaltung) in den Lebensraum der Bürgerinnen und Bürger des entsprechenden Stadtteils ein. So war es uns besonders wichtig den Spagat zwischen Erinnerungskultur und einer sensiblen Gestaltung dieses schwierigen Themas zu finden, welcher den Inhalt passend bebildert, gleichzeitig aber unschuldige Augen vor der Grausamkeit beschützt.“
Über die Kampagne „Stop Bombing Civilians“
Einsätze von Bomben und Raketen in Wohngebieten haben verheerende Auswirkungen. Explosivwaffen töten oder verletzen jedes Jahr zehntausende Zivilistinnen und Zivilisten weltweit, hinterlassen verwüstete Städte u.a. im Irak, in Afghanistan, Syrien, Jemen und seit über einem Jahr nun auch in der Ukraine. Bombardierungen und Beschuss führen zu starken psychologischen Traumata, zu Vertreibung und Verarmung der Bevölkerung, zerstören lebensnotwendige Infrastrukturen und zerrütten das soziale und wirtschaftliche Gefüge. Wenn Explosivwaffen in bewohnten Gebieten eingesetzt werden, sind 90 % der Opfer Zivilistinnen und Zivilisten. Besonders die Flächenwirkung vieler Explosivwaffen macht ihren Einsatz in Wohngebieten verhängnisvoll.
Politische Erklärung gegen menschenverachtende Angriffe
Deshalb setzt sich Handicap International (HI) mit der Kampagne „Stop Bombing Civilians“ seit vielen Jahren für den Schutz der Zivilbevölkerung vor dem Einsatz von Explosivwaffen in bevölkerten Gebieten (EWIPA) ein. Am 18. November 2022 haben Vertreterinnen und Vertreter von über 80 Staaten nach jahrelangen Verhandlungen eine politische Erklärung gegen diese menschenverachtenden Angriffe unterzeichnet. Handicap International war von Anfang an dabei und hat mit seiner unermüdlichen Kampagnenarbeit dazu beigetragen, Politikerinnen und Politiker und Regierungen weltweit von der Notwendigkeit und entscheidenden Inhalten dieser Erklärung zu überzeugen. Nun geht es darum, dass die Erklärung auch wirkungsvoll umgesetzt wird. Mehr Infos online.