Banner
Die "Omas for Future Würzburg" beim wöchentlichen Klimacafé. Foto: Philipp Heilgenthal.
Die "Omas for Future Würzburg" beim wöchentlichen Klimacafé. Foto: Philipp Heilgenthal.

Omas for Future Würzburg: Aus Anketten ist Ankleben geworden

„Omas for Future Würzburg“ heißt die Umweltbewegung mit den ältesten Mitgliedern Würzburgs. Genau wie „Scientists for Future“ und die Pionierbewegung „Fridays for Future“ setzen sich die Seniorinnen für einen aktiven Kampf gegen den Klimawandel ein. Zuletzt war im Würzburger Rathaus ihre Ausstellung „Wer, wenn nicht wir? Wann, wenn nicht jetzt?“ zu sehen. Wir sprachen mit den Mitgliedern über deren Beweggründe, deren Engagement in und um Würzburg, wie früher und heute demonstriert wurde und warum sie die umstrittenen Aktionen der „Letzten Generation“ begrüßen.

Fridays for Future als Initialzündung: Wollen der Gesellschaft etwas zurückgeben

Ortstermin Klimacafé in Köhlers Vollkornbäckerei: Einmal wöchentlich treffen sich die Omas for Future Würzburg, um sich auszutauschen und um sich neuen Interessentinnen vorzustellen. Die im November 2020 gegründete Ortsgruppe ist inzwischen eine eingeschworene Gemeinschaft. Initialzündung für die Gründung der Organisation sowie des Ortsverbands in Würzburg war natürlich die große Jugendklimabewegung „Fridays for Future“. Bei den „Omas“, wie sie selbst von sich sprechen, handelt es sich jedoch um eine eigenständige Organisation, die sich dennoch im engen Austausch mit FFF Würzburg sowie mit anderen Umweltorganisationen und mit Verantwortlichen in der Kommunalpolitik befinden. Grundgedanke der Omas ist es, dafür zu kämpfen, auch ihren Kindern und Enkelkindern noch einen sauberen Planeten mit einem zumutbaren Weltklima hinterlassen zu können. „Jetzt wo wir frei von den Verpflichtungen von Beruf und Familie sind, haben wir auch endlich mal Zeit und Energie übrig, um der Gesellschaft etwas zurückzugeben“, erklären die Mitglieder ihr starkes Engagement ab dem Renteneintritt.

Map: Secondhand Läden in Würzburg

Stark darin, Leute direkt an der Basis aufzuklären

Generell sind die Seniorinnen voller Tatendrang, den sie der Umwelt zuliebe einsetzen möchten. Neben dem alltäglichen Engagement für das Klima vor Ort wie im Zukunftshaus Würzburg und der Teilnahme an Demonstrationen mit Redebeiträgen (wie etwa an diesem Freitag beim Klimastreik von Fridays for Future) betreibt die Ortsgruppe in Würzburg vor allem Aufklärungsarbeit. Die jüngste Ausstellung im Rathaus lieferte beispielsweise in erster Linie konkrete Informationen, wie jeder einzelne mit kleinen Schritten etwas für den Klimaschutz tun kann. „Unsere Stärke ist vor allem das direkte Ansprechen der Leute an der Basis. Man kann uns also durchaus als eine Brücke zwischen Gesellschaft und Politik bezeichnen“, findet Gisela Schreiber, Sprecherin der Würzburger Omas.

Bisher noch keine Opas for Future in Würzburg

Offiziell heißt die Organisation eigentlich bereits „Omas und Opas for Future“. Doch bisher haben sich noch keine „Opas“ getraut, aktiv in Würzburg mitzuwirken. „Bei Frauen in unserem Alter steigt oft noch einmal das Bedürfnis nach ehrenamtlichem Engagement und sozialen Kontakten, während es wohl bei vielen Männern dagegen abnimmt“, diskutieren die anwesenden Frauen. Immerhin, betonen sie, unterstützen ihre Ehemänner sie bei ihren Aktionen tatkräftig im Hintergrund.

Rectangle
topmobile2

„Früher ging es bei Demos oft heftig zur Sache“

Nicht erst seit dem Eintritt der Rente engagieren sich die Mitglieder von Omas for Future Würzburg für den Umweltschutz und für andere politische Themen. Am Tisch sitzen gestandene Wackersdorf-, Anti-AKW- und Startbahn-West-Veteraninnen, die schon so manchen Kampf für eine bessere Erde ausgefochten haben. „Damals in den 1970er und 80er Jahren ging es bei vielen Demos noch ganz schön heftig zur Sache“, sind sich die Anwesenden einig. Im Vergleich dazu seien selbst ‚Extinction Rebellion‘ und die ‚Letzte Generation‘ noch harmlos und brav. Gewalttätige Auseinandersetzungen mit der Polizei waren bei Protestaktionen damals völlig normal gewesen. Nicht zuletzt sei die Polizei zu dieser Zeit noch deutlich brutaler und rücksichtsloser gegen Demonstrantinnen und Demonstranten vorgegangen als heute. Auch Waldbesetzungen wie zuletzt in Lützerath hätten die Omas bereits vor Jahrzehnten durchgeführt, beispielsweise bei den Protesten gegen den Bau der Startbahn West am Frankfurter Flughafen.

Map: Vegan essen in Würzburg

Solidarität mit der „Letzten Generation“: Klimakleber als Vorbilder

Daher können die Omas über die Verteufelung von Aktionen der „Letzten Generation“ seitens vieler Medien und konservativer Politikerinnen und Politikern nur den Kopf schütteln. Die sogenannten „Klimakleber“ seien für sie keine Straftäterinnen und -täter, sondern Vorbilder, die für ihre Sache mutig einstehen. „Wir haben uns früher etwa an öffentliche Gebäude angekettet, heute kleben sich die jungen Leute eben fest“, ziehen die Aktivistinnen einen anschaulichen Vergleich zu den heutigen Protestformen.

In einem offenen Brief solidarisierte sich die Dachorganisation deshalb mit der „Letzten Generation“. Darin fordern die Omas for Future ein Ende der Kriminalisierung des zivilen Ungehorsams der Klimaorganisation und begrüßen vor allem deren klar formulierte Forderungen (Lebensmittelverschwendung stoppen, 9-Euro-Ticket dauerhaft etablieren, Tempo 100 auf Autobahnen). „Letzteres haben wir übrigens bereits im Zuge der Ölkrise 1973 gefordert“, erinnern sich die Omas an eine weitere Parallele zu den jungen Aktivistinnen und Aktivisten.

Banner 2 Topmobile