Laylo, Fliesenleger und Co.: Fünf Kostüme, die es an Fasching in Würzburg braucht
(Kommentar) Auch außerhalb der Fastnachtszeit machten sich seit dem letzten Aschermittwoch wieder allerhand Personen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft in Würzburg gehörig zum Narren oder zur Närrin. Viele dieser Schildbürgerstreiche werden hoffentlich auf dem Würzburger Faschingszug und auf anderen Faschingszügen in der Region kreativ dargestellt. Wen ebenfalls eine närrische Persiflage an Fasching reizt, sollte unbedingt einen unserer fünf exklusiven Kostümierungsvorschläge zu Herzen nehmen. Zeit für einen närrischen Jahresrückblick der besonderen Art. Wie alles im Fasching gilt auch hier: Nicht zu ernst nehmen und als Betroffene/r einfach darüber lachen.
1. Die unendliche Baustelle: Bademeister (m/w/d) und Handwerker (m/w/d) auf Kriegsfuß

Ständig war im Nautiland Baustelle und die Becken leer. Foto: Silvia Gralla.
Die Schwimmbecken im Nautiland waren in den vergangenen Jahren deutlich öfter leer als voll. Eigentlich hofften alle Beteiligten zu Beginn des Jahres auf das große Happy End nach unendlich langem Neubau und ermüdendem Corona-Wirrwarr.
Dem Fliesenleger auf den Leim gegangen
Doch die 34 Millionen Investition reichte anscheinend nicht aus, um das Schwimmbad ordentlich zu bauen: Die Fliesen hielten gerade einmal so lange, wie der gesamte Neubau zuvor dauerte (zweieinhalb Jahre). So war das Bad in der Zellerau nur drei Monate nach der Wiedereröffnung schon wieder für kurze Zeit dicht und marode. Manch einer hielt die Nachricht vom Ereignis am 1. April sicherlich für einen Scherz. Wie schon der Neubau, verzögerte sich – wer hätte das gedacht – schließlich auch die Sanierung vom Neubau bis ins Unermessliche. Denn das Nautiland ging dem Fliesenleger auf den Leim, was erhebliche Probleme mit sich brachte. Der echte Leim war erst Anfang Dezember trocken, als endlich wieder neben einer intakten, (diesmal hoffentlich) ordentlich gefliesten Mauer geplanscht werden durfte. Fragt sich nur, wann und warum die nächste Schließung kommt.
Drama wie in einer Soap
Da sich im Nautiland im vergangenen Jahr Bademeister und Fliesenleger öfter sahen, als es ihnen vielleicht lieb war, bietet es die perfekte Möglichkeit für ein Pärchenkostüm. Die Bademeister, die symbolisch für die gesamte Infrastruktur des Nautilands stehen und Fliesenleger lagen sich nicht nur in den Haaren: Sie wurden vom anderen sogar betrogen, ehe sie doch wieder zusammenfanden. Diese Seifenoper ala „verbotene Liebe“ sollten zwei Narren (m/w/d) als verkleidete Bademeister (m/w/d) und Fliesenleger (m/w/d) imitieren – wie in der echten Arbeitswelt natürlich egal welchen Geschlechts. Die schauspielerische Darbietung dieser außergewöhnlichen zwischenmenschlichen Beziehung sollte als ebenso wichtiger Bestandteil der Maskerade angesehen werden, wie der Fliesenleim des Handwerkers. Daneben muss die Badehose beziehungsweise der Badeanzug des Bademeisters prall gefüllt mit Geldscheinen sein, die er im Laufe des Tages naiv dem unzuverlässigen Fliesenleger in die Taschen steckt.
2. Vermeintlich neue Lärmexzesse: Anwohnerin mit Trillerpfeife

Selbst patroulierende „Ruhestifter“ konnten gewisse Anwohnerinnen und Anwohner der Sanderstraße nicht beruhigen. Foto: Silvia Gralla.
In der Partymeile Sanderstraße gab es in den vergangenen Monaten wieder mächtig Zoff. Zu einer der Symbolfiguren wurde dabei eine betagte Anwohnerin, die der Main-Post schilderte, sie lauere nachts unermüdlich mit einer Trillerpfeife am Fenster, in die sie bläst, wenn sie jemand beim Urinieren erwischt. Ironischerweise verursacht die „Lärmbelästigte“ damit selbst regelmäßig Lärm in der Sanderstraße.
Darum der Aufreger über den Aufreger in der Sanderstraße
Während der ungewohnten Corona-Ruhepause scheinen die Lärmgepeinigten vergessen zu haben, dass es Lärm, Exzesse und Party – eine „verlotterte Stadtkultur“, wie sie es selbst nennen – in der Sanderstraße schon so lange gibt wie die Straße selbst. So war der Reurerbäck (heute Reue Bar) bereits seit 1450 (!) eine Weinstube. Zu dieser Zeit dürfte selbst die älteste unzufriedene Anwohnerin noch nicht in der Sanderstraße gelebt haben. Da damals selbst die Nonnen im Reurer-Kloster die Exzesse und den Lärm der Trunkenbolde vom gegenüberliegenden Bäck demütig ertrugen, bietet die pfeifentrillernde Seniorin eine Steilvorlage für ein kreatives Faschingskostüm.
Wie die Anwohnerin aussehen sollte
Essenziell für das Kostüm ist natürlich eine bunte Trillerpfeife, in die möglichst laut gepustet werden muss. Selbstverständlich bietet es sich an, die Pfeife hinter dem Rücken von urinierenden Personen zu verwenden, egal ob sie an einem angemessenen oder unangemessenen Ort ihre Notdurft verrichten. Da von der mürrischen Seniorin ansonsten wenig bekannt ist, sind beim Kleidungsstil der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Viel wichtiger ist bei dem Kostüm das Auftreten. Insbesondere die Mimik sollte mürrisch herüberkommen. Außerdem sollte man sich in der Rolle der Anwohnerin als unkooperativ verhalten (wie gegenüber den Barbesitzern). Wer sich besonders Mühe geben will, kann sich auch gerne einen Fensterrahmen basteln und umhängen.
3. Team Brauhaus: Von Skihaserl bis Insolvenzverwalter

Auch außerhalb der Partys wie hier auf einer internationalen Party ging es im und ums Brauhaus mehrmals turbulent zu. Foto: Ulises Ruiz
Ständig für Schlagzeilen sorgte zuletzt das Brauhaus im alten Mainviertel. Hier die wechselhaften Neuigkeiten in aller Kürze zusammengefasst: Erst die lang ersehnte Wiedereröffnung, dann die abrupte Schließung nach zwei Monaten wegen Insolvenz und schließlich die Wiedereröffnung als Après-Ski Bar, die gleich mit einer unfreiwilligen Namensdopplung (Abfahrt) begann.
Zu viel passiert für ein einzelnes Kostüm
Diese rasante, unübersichtliche Entwicklung verfolgte manch ein Würzburger mit einer Mischung aus bangem Hoffen, dass (endlich) alles gut laufen wird, Kopfschütteln und Galgenhumor. Deshalb sollte die turbulente Geschichte des Brauhauses unbedingt an Fasching thematisiert werden. Dieses Tohuwabohu mit nur einem Kostüm darzustellen, wäre unmöglich. Deshalb bietet sich hier eine willkommene Gelegenheit für ein Gruppenkostüm.
Diese Kostüme braucht das Team Brauhaus
Zunächst sollte sich jemand von der Kostümgruppe „Team Brauhaus“ – symbolisch für die Hausbrauerei – als Bierfass verkleiden. Dann braucht die Gruppe drei Betreiber (als Wirt verkleidet). Da die Bar wie in alten Zeiten für kurze Zeit von Erasmusstudentinnen und -studenten regelrecht überrannt wurde, wäre es nett, wenn sich die eine oder der andere etwa als typische Spanierin oder als Italiener verkleiden würde. Die dunkelste Stunde des Jahres muss natürlich als Insolvenzverwalter dargestellt werden – optional noch mit einem Pleitegeier an seiner Seite. Der Rest von Team Brauhaus darf sich schließlich als Pistenjäger und Skihaserl verkleiden. In dessen Mitte sollte sich jedoch noch ein verirrter Hardtechno-Fan befinden, der sich im Dezember vergeblich auf eine echte „Abfahrt Würzburg“ im Brauhaus freute. Der beste Ort für das Gruppenkostüm ist natürlich das Brauhaus selbst an den legendären Kieznächten. Und was kommt danach? Die Causa Brauhaus bleibt sicherlich spannend und unterhaltsam.
4. Im Namen der Kunstfreiheit: Layla direkt vor dem Rathaus

Da lachte ganz Deutschland über die Stadt Würzburg: Auf der Bühne des Kiliani war „Layla“ verboten, doch das ganze Zelt sang den Hit bei jeder Gelegenheit. Foto: Silvia Gralla
Nichts sorgte im vergangenen Jahr in Würzburg für so viel Aufregung und Gesprächsstoff wie dem zunächst harmlos wahrgenommenen Nummer eins Hit von DJ Robin & Schürze. Wegen der Lalalalalalalayla lalalachte die ganze Bundesrepublik über unser sonst so unauffälliges Würzburg und die Verantwortlichen der Stadt machten sich zum Vollhorst. Wer den ganzen Sommer über geschlafen hat oder keinen Kontakt zu Menschen hatte, kann den Skandal um Layla gerne noch einmal in der Main-Post oder bei uns (über die Reaktionen im Netz) nachlesen.
So sollte „Layla“ oder „Laylo“ aussehen
Das volle Kiliani-Festzelt war sich einig: „Wir lieben dich, Lalalalalalalalayla!“ Im Namen der Kunst- und Meinungsfreiheit und um die Stadt Würzburg vor zukünftigen voreiligen Verbotsbeschlüssen zu warnen, ist eine Layla an Fasching nicht nur aus der Musikbox, sondern auch als Kostüm unabdingbar. Wie „die“ original Layla auszusehen hat, ist im Musikvideo des Ballermannhits zu sehen (Achtung: Altersbeschränkung, weil ja höchst vulgär!). Wie darin zu erkennen ist, handelt es sich um ein Kostüm für Männer. Begleiterinnen und Begleiter „der“ Layla dürfen sich passenderweise gerne in ihre Kiliani-Tracht werfen. Um für Gleichberechtigung zu sorgen, dürfen sich daneben Frauen gerne als Gigolo namens „Laylo“ verkleiden. Unser Vorschlag: Elvisperücke und Muskelkostüm. Und ganz wichtig: Beim Würzburger Faschingszug direkt vor das Rathaus stellen und das Publikum ganz oft zum Mitsingen animieren.
5. Parkplatzdebatte: Heiliger St. Martin mit Bobbycar

Klimabürgermeister Martin Heilig erregte rund ums Thema „Parken“ aufsehen. Foto: Indra Anders
Eine spontane Aussage in einem Interview machte den Klimabürgermeister Martin Heilig für viele von heute auf morgen zum Scheinheiligen. Denn anders als der echte St. Martin teilt dieser nicht gerne – zumindest nicht sein von ihm geschätztes Parkplatzprivileg als Bürgermeister. Pendlerinnen und Pendler sollten dagegen künftig sogar für die Parkplätze auf der Talavera bezahlen. Doch die autofahrende Bürgerschaft setzte sich gemeinsam gegen den mächtigen grünen Klimaritter Martin zur Wehr. Eine große Mehrheit stimmte für den Bürgerentscheid „Kostenloses Parken auf der Talavera“. Der Ratsentscheid „Besser in den Bischofshut“, der vor allem auf Heiligs Kappe ging, wurde dagegen abgelehnt.
St. Martin-Kostüm mit entsprechenden Änderungen
Um an diesen Frevel zu gedenken, muss ein entsprechendes Kostüm her – diesen Hut muss sich der zweite Bürgermeister der Grünen anziehen: Ein St. Martin in grünem statt rotem Mantel. Auch das Fortbewegungsmittel sollte ein anderes wie üblich sein: Statt auf einem Pferd sollte der heilige Martin symbolisch auf einem Bobbycar daherkommen. Dieses darf zwischenzeitlich dank des heiligen Bürgermeisterprivilegs selbstverständlich überall geparkt werden – auch im Rathaushof. Fairerweise sollte erwähnt werden, dass sich der Klimabürgermeister bereits selbst gegen diese Bürgermeisterprivilegien ausgesprochen hat. Aber noch bestehen sie.