Wenn Marco Morawietz alias Marco Mora im Boot die Hymne „Low“ von Flo Rida zündet, dann gehen sie noch immer in die Knie. „Low, low, low“ wird dann skandiert, als sei es das Jahr 2007 und der Schaum stünde kniehoch auf der Tanzfläche, in der der Hintern auf seinem Weg in Richtung Boden butterweich eintauchen kann. Marco Mora hat das heiß gehandelte „Low“ damals, kurz nach dem Release, schon hoch- und runtergespielt. Zu der Zeit war der heute 36-Jährige fest im Aufgebot des Airports dabei, bediente eine Menge Genres, mischte Classics mit zeitgenössischem Hip-Hop und streute auch mal einen Rock-Track ein. „Das mit dem Rock funktioniert heute nicht mehr so, meinen Sound würde ich aber mittlerweile als ‚Vollgas‘ betiteln, ich bin da offen für alles“, sagt Marco Mora im Interview. In seinen Sets geht alles, Hauptsache Party. Genau dafür ist er seit zwei Jahrzehnten an vielen Ecken und Enden der Region bekannt und gebucht, mal Malleparty, mal im Club, mal sechs Tage durchgehend an Fasching.
Das Profil der Partysau hat er sich erhalten. Mora steht wie kaum ein zweiter für Charts, Sound für die breite Masse und gute Feierei. „Ich bezeichne mich manchmal als ‚DJ-Nutte‘“, witzelt der DJ amüsiert, der viele Jahre in den frühen 2000ern im Airport auflegte, danach im Boot, dann im Zauberberg. Heute ist er wieder hinter den Decks, regelmäßig im Boot, teils auch wieder im Airport. Er ist gefragt, schließlich macht die „DJ-Nutte“ musikalisch vieles, um Menschen zum Tanzen und Feiern zu bringen. Um die Kohle geht es ihm dabei nicht, sondern eher um die Freude am Feiern, Auflegen und dem Feedback, das mit dem Job verbunden ist.
Erst Kitzingen, dann Airport und bis heute als DJ voll im Boot dabei
Begonnen hat für Mora alles in Kitzingen, dort legte der damals noch sehr junge Marco im „50-Cent-Club“ auf. Bereits zu der Zeit wurde das Airport zu seinem „zweiten Zuhause“. In manchen Wochen wäre er auch zwei- bis viermal dort gewesen, sei dort ins Gespräch mit Gleichgesinnten gekommen und hat die Stammgäste und Mitarbeiter des Clubs kennengelernt. „Ich bin damals erst als Lightjockey (LJ) eingestiegen, der ‚Horni‘ hat mich in das Lichtbusiness eingeführt, nachdem ich bei den Plattenauflegern sowieso supergerne feiern war. Irgendwann hat mich Christian Lutz, der Mittwochs-DJ, angesprochen, ob ich nicht auch mal auflegen mag.“ Mora rutschte ins DJ-Team, war plötzlich jeden Mittwoch gesetzt und spielte später zusätzlich beim „Powerday“ und auch an Freitagen.
Türsteher über das Airport: „Es war geil, mit welchen Ideen sich junge Leute älter gemacht haben“
Kein Tänzer, dafür gerne hinter dem Pult
Marco Mora etablierte sich damit zum festen Airport-Resident-DJ – eine logische Konsequenz, die gestützt ist, wenn man den Würzburger nach seinen tänzerischen Qualitäten befragt. „Ich war nicht groß auf der Tanzfläche, sondern immer eher der, der gequatscht hat. Weil ich wirklich kein Tänzer bin, war ich dann auch ganz froh, irgendwann hinter dem Pult zu stehen.“ Fünf Jahre hauptberuflich war Mora auflegend unterwegs. „Da habe ich die Nächte durchgefeiert, tagsüber konnte ich regenerieren.“ Wirklich geschlaucht habe ihn das nicht, vor allem nicht in seinen Zwanzigern. Generell sei er aber auch jemand, der bei einer Afterhour nicht vertreten war.

Schon ein paar Jährchen her: Marco Mora trägt DJ-Kollegen auch gerne mal Huckepack, wenn es zur Stimmung passt. Foto: webflasher
„Das Airport war in Sachen Auflegen schon die Erfahrung meines DJ-Lebens, das war der tatsächliche Anfang meiner Karriere, das waren auch die legendärsten Abende. Unter anderem haben es die Leute ausgemacht, die im Air gearbeitet haben.“ Heute bezahlt Mora seine Rechnungen nicht mehr vom Auflegen, sondern arbeitet seit zehn Jahren im Vertrieb des Veranstaltungstechnik-Unternehmens Steinigke in Waldbüttelbrunn. „Da habe ich früher sowieso alles gekauft, es war also naheliegend, dass ich irgendwann dort arbeiten werde.“ Kurzum: Das Leben des Würzburger DJs, den heute viele vom Boot kennen, dreht sich auch außerhalb der Nacht um Clublicht, Musik und Ton.
Eskalation beim Feiern Anfang der 2000er
Kaum eine Party gibt es bis heute ohne Mora, denn „ich feier‘ trotzdem noch mit, wenn ich auflege.“ Und noch heute wird er dabei vom Fotografen webflasher abgelichtet. Für die Nacht genehmigt sich der 36-Jährige Wodka-Bull, früher war es Havanna Cola. „Mein Shot ist immer der Sambuca geblieben“, mittlerweile aber nicht mehr vor drei Uhr morgens. Sonst wird der Folgetag unangenehm. Verändert hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren aber nicht nur der Lieblings-Longdrink des Würzburgers, sondern auch die Art des Feierns.
Als Sven Väth den Airport-Boden kehrte: Wolfgang Weier über frühe Jahre im Air
„Früher war immer zu einhundert Prozent Eskalation angesagt, da waren Abende mit den Discoboys, an die ich mich erinnere. Die haben die Bude vollgemacht und die Leute sind auch im Soundpark hemmungslos ausgerastet. Das war Feiern auf einem anderen Niveau, wenn man es mit heute vergleicht“, bilanziert Marco Mora. Wenn er Usher mit „Yeah“ anspielt, springen die Feiernden auch heute noch im Dreieck, doch „die Stimmung ist einheitlicher“. So empfindet er es auch mit der Musik. „Ich tu mir bei vielen neuen Nummern schon schwer“, sagt der Würzburger, der unter anderem neues Material auch über Instagram-Storys findet. „Ich höre vieles, was frisch rauskommt und entscheide und bewerte dann nach Gefühl“, sagt Mora. „Am meisten feiern die Leute sowieso zu den Songs aus den 2000ern und 2010ern, das ist einfach nach wie vor ein Ding.“ Daher könne er auch immer noch eine Playlist wie vor 15 Jahren spielen, das funktioniere nach wie vor. Dann wird es halt wieder Pitbull mit „Hotel Room“ oder Sean Paul mit „Temperature“, um den Gradmesser im Bootbauch nach oben zu treiben.
Während Corona hatte er sich immer wieder Gedanken gemacht, ob er nach rund zwanzig Jahren hinter dem Pult weitermachen will. „Ich habe mir sogar, als ich das erste Mal auf dem Boot stand, die Frage gestellt, was ich hier noch mache.“ Am Ende habe es aber dann doch wieder Laune gemacht, da wäre er schnell wieder dabei gewesen. „Solange ich noch Spaß habe und es auch den Leuten taugt, gibt es für mich kein fest definiertes Ende.“ Deshalb ist er weiter dabei, auf dem Boot. Und mittlerweile manchmal auch wieder im Airport, zu dem er sagt: „Da ist es auch ein bisschen wieder wie früher geworden.“