Wer schon mal ein Ü-Ei aufgemacht hat, hat es davor vielleicht geschüttelt. Ist es etwas zum Zusammenbauen? Oder doch ein kleiner, massiver Hippo für die Sammlung? Dieses Gefühl kommt auch auf Interessierte und tatsächliche Bieter bei der Zwangsversteigerung des Dettelbacher Capitol Music Palace in Würzburg zu. Denn das Amtsgericht Würzburg zeigt auf Nachfrage, warum kaum etwas vorhergesehen werden kann und solche Termine in letzter Minute auch platzen können.
Aber zuerst zu den Fakten. Am kommenden Donnerstag, den 28.4.2022 kommt ab 8.30 Uhr im Gemeindezentrum Heiligkreuz in der Würzburger Zellerau eine Kult-Großraumdiskothek unter den Hammer. Die rottet seit Jahren in Dettelbach vor sich hin, zuletzt kam es zu Vandalismus und Plünderungen auf dem gottverlassenen Gelände. Ein Augenzeuge sprach im Interview sogar von einer illegalen Müllkippe, die sich hinter der einst so beliebten Nachtlocation über die Zeit gebildet hatte. Als Verkehrswert für das Capitol, das den Besitzer wechseln soll, sind 975.000 Euro aufgerufen.
Was bedeutet der Verkehrswert?
Der Verkehrswert von einer knappen Million Euro wurde von einem Sachverständigen ermittelt. Dieser Wert beinhaltet neben einer Schätzung des Gebäudes und Geländes auch Gerichtskosten und hat nichts mit einem Mindestgebot zu tun. Das Mindestgebot für den Capitol Music Palace in Dettelbach kann der Verkehrswert sein, muss es aber nicht. Ein Mindestgebot setzt der Gläubiger fest, über den das Amtsgericht keine Informationen herausgeben darf.
Auch über das Mindestgebot gibt es vor so einem Versteigerungstermin keine Information. Prinzipiell könne ein Gläubiger auch sagen, dass er beispielsweise ein Mindestgebot von 200.000 Euro über dem ermittelten Verkehrswert ansetzen möchte. Im Termin treffen Bieter also erst einmal auf eine pure Überraschung, denn keiner weiß vorab, wie weit man den Geldbeutel bei einer Zwangsversteigerung öffnen muss, um mitspielen zu dürfen.
Fotos aus dem maroden Capitol Dettelbach zeigen den Zustand des Objekts
Wie lange dauert so eine Versteigerung?
Mindestens 30 Minuten läuft die Bietzeit für ein Objekt. Der Termin wird aber wohl einige Zeit länger dauern, denn erst einmal arbeite man sich mit allen Verfahrensbeteiligten in das nicht ganz unkomplizierte Thema Zwangsversteigerungen ein. Dort muss Bietenden auch klar werden, dass es vorab meist keine Besichtigungen gibt und man bei einem Gebot auch bestehende Mietverhältnisse übernehmen muss und Nebenkosten bei einer Ersteigerung des Capitol Music Palace fällig werden.
Kann das Capi günstiger als für 975.000 Euro versteigert werden?
Der Verkehrswert schließt auch nicht aus, dass der Capitol Music Palace für weniger als die genannte Summe über den Tisch geht. Gesetzlich ist aber festgelegt, dass der Zuschlag vom Amtsgericht versagt wird, wenn weniger als die Hälfte der aufgerufenen Summe als höchstes Gebot feststehen. Auch der Gläubiger kann jederzeit eine sogenannte „Zuschlagsversagung“ einleiten, wenn das Meistgebot für ihn nicht befriedigend läuft.
Wie fragil eine Zwangsversteigerung ist
Das Amtsgericht betonte auf Nachfrage, dass es sich um ein komplexes Verfahren handle, das sich auch vorerst jederzeit in Luft auflösen könne. Daher sei bis zum Versteigerungstag immer das ZVG-Portal für Zwangsversteigerung zu beobachten. Denn Gläubiger können jederzeit vom Termin zurücktreten. Es handle sich hier um keinen Notartermin und um keine Verpflichtung, der man für Bietende nachkommen müsse. Auch muss das Objekt nicht direkt beim Termin versteigert werden, es kann im Nachgang also zu einem weiteren Termin kommen, bei dem die Entscheidung verkündet wird.
Wer darf bieten?
Zum Termin darf absolut jeder – unter Einhaltung der Hygienemaßnahmen von 2G+ und Maskenpflicht – kommen. Ob der- oder diejenige genügend Cash besitze, werde nicht überprüft, heißt es vom Amtsgericht. Man dürfe also auch teilnehmen, wenn man sich nur aufwärmen wolle.