7.500 km in 16 Tagen – ohne Navigationssystem, ohne Autobahnen. Das ist die Aufgabe der Teilnehmerinnen und Teilnehmer des „Baltic Sea Circle„. Noch dazu darf das Auto nicht jünger als 20 Jahre alt sein. Die beiden Würzburger Flo und Marcel stellen sich genau dieser Herausforderung als Team „Bora Bora“. Neben den Erfahrungen und dem Spaß ist das Hauptziel etwas Gemeinnütziges zu tun. Jedes Team sammelt nämlich Spenden für eine gemeinnützige Organisation. Um welche Organisation es sich beim Würzburger Team handelt, welchen Herausforderungen sie gegenüberstehen werden und viele weitere Fragen haben sie uns in einem Interview beantwortet.
Einmal um die Ostsee
Würzburg erleben (WE): Erzählt doch mal etwas über Euch: Wer seid Ihr? Was macht Ihr? Was verbindet Euch mit Würzburg?
Flo & Marcel: Hallo! Wir sind Flo und Marcel, 27 Jahre alt und haben uns vor vielen Jahren im Bachelorstudium kennengelernt. Seit dieser Zeit verbindet uns eine enge Freundschaft, in welcher wir auch gerne gemeinsam in den Urlaub fahren. Über die vergangenen Jahre sind wir in Würzburg heimisch geworden und lieben das Würzburger Stadtleben mit seinen Weinfesten und Feierlichkeiten.
WE: Was genau ist dieses Charity-Rallye-Event „Baltic Sea Circle 2022“?
Flo & Marcel: Der „Baltic Sea Circle“ ist eine Auto-Rallye, welche einmal um die Ostsee führt. Start und Ziel dieser Reise ist am Hamburger Fischmarkt, von dort aus geht die Tour quer durch Skandinavien bis ans Nordkap und über Russland mit Murmansk und St. Petersburg, die baltischen Länder und Kaliningrad wieder in die Heimat. Der Codex lautet: Fahrzeug älter als 20 Jahre, kein GPS, keine Autobahnen. Ein wahres Abenteuer also!
Eine Spendenaktion ist fester Bestandteil für alle Rallyeteilnehmerinnen und -teilnehmer.
Zelt und Auto statt Luxushotel
WE: Nehmt Ihr Euch extra Urlaub, um daran teilzunehmen?
Flo & Marcel: Ja klar, ist ja auch ein Abenteuer für uns. Wir sind schon sehr gespannt und freuen uns, unseren Sommerurlaub in diesem Jahr auf besondere Art und Weise zu verbringen. Da wir die meisten Nächte in Zelt und Auto übernachten werden, müssen wir gut ausgerüstet sein. Daher haben wir auch Probetrip im Vorfeld der Rallye geplant. Neben unserem Camping- und Kochequipment nehmen wir auch eine Grundausstattung an Ersatzteilen mit, um im Ernstfall schnell wieder mobil zu sein.
WE: Was ist der Sinn von dem Ganzen? Inwiefern unterstützt man hierbei andere?
Flo & Marcel: Der Baltic Sea Circle fand vor etwa 10 Jahren zum ersten Mal statt. Die Idee damals – man nehme ein Fahrzeug aus der Zeit des Mauerfalls und erkunde neben Skandinavien auch die bis dahin vielen unbekannten Orte weit dahinter. Bei den gestellten Aufgaben im Roadbook muss man zudem Teamgeist und Kreativität beweisen, um auch in der Roadbook-Competition vorne mit dabei zu sein. Da die Fahrzeuge bei dieser Rallye alle nicht mehr die Jüngsten sind, wird der ein oder andere sicher nicht ohne Panne wieder zu Hause ankommen. Hier ist das ausgeprägte Gemeinschaftsgefühl unter den Teilnehmern gefragt. Die Teams unterstützen sich immer gegenseitig, wir haben auf jeden Fall ein Abschleppseil an Bord.

7500 km in 16 Tagen – ohne GPS. Foto: Baltic Sea Circle
Wohin gehen die Spenden?
WE: Welche Organisation wollt Ihr damit unterstützen?
Flo & Marcel: Wir möchten mit unserer Spendenaktion einen Verein in unserer Stadt Würzburg unterstützen, von dessen Arbeit wir beeindruckt und begeistert sind. Die gesammelten Gelder gehen direkt an die Elterninitiative leukämie- und tumorkranker Kinder Würzburg e.V., auch bekannt als Station Regenbogen. Etwa 100 Kinder werden jedes Jahr von den Kinderkrebsstationen in Würzburg aufgenommen. Die Kinder wie auch ihre Familien können bei der Elterninitiative Unterstützung in verschiedener Art und Weise bekommen. Zum Beispiel psychosoziale Betreuung, Gesprächsrunden oder eben auch Elternwohnungen in Kliniknähe als Zufluchtsort für Angehörige des erkrankten Kindes.
Durch seine unermüdliche tägliche Arbeit trägt der Verein dazu bei, die Heilungschancen der betroffenen Kinder zu verbessern und hilft ihren Familien bei der Verarbeitung der seelischen Belastungen.
WE: Wie kamt Ihr dazu, dort teilzunehmen?
Flo & Marcel: Gemeinsame Urlaube haben wir die letzten Jahre regelmäßig gemacht. Meist Städtereisen innerhalb Europas. Dieses Jahr sollte es etwas Neues sein. Die Idee mit Flo’s nun 20 Jahre altem Auto eine Tour zu machen stand schon länger im Raum. Auch wollten wir schon immer nach Skandinavien, für uns war daher klar, dass wir dies miteinander verbinden wollen. Die Reise gibt uns die Möglichkeit in kurzer Zeit sehr viel der nordischen Länder zu sehen, immerhin ist die Strecke etwa 8.000 km lang.
Wieso „Bora Bora“?
WE: Wie kamt Ihr auf den Namen „Bora Bora“?
Flo & Marcel: Das kam uns spontan bei einem gemütlichen Bier. Das Auto, mit dem wir diese Reise antreten ist ein VW Bora, da war der Name schnell gefunden.
Das Auto ist seit vielen Jahren in Familienhand, da es Flos Opa schon treue Dienste geleistet hat. Mittlerweile hat das Auto weit über 200.000 km gelaufen und trotzdem bisher kaum Probleme bereitet. Dies stimmt uns zuversichtlich, dass wir die Reise erfolgreich durchführen können.
WE: Warum genau diese Rallye?
Flo & Marcel: Die Reiseroute ist gerade zu dieser Zeit besonders, da wir über die Sommersonnenwende unterwegs sein werden. Die „nicht untergehende Sonne“ haben wir beide noch nicht erlebt. Außerdem gibt es bei dieser Rallye viel zu erleben: Die Veranstalter organisieren kleinere Events wo wir beispielsweise auf den Lofoten gemeinsam mit den anderen Teilnehmern auf den Mittsommer anstoßen können. Die Strecke von Murmansk nach St. Petersburg ist natürlich auch keine gewöhnliche Autostrecke und daher sicherlich auch mit gewissem Abenteuer verbunden.
Darüber hinaus hat es uns sehr gereizt, einen privaten Urlaub mit einer Spendenaktion zu verbinden. Wir möchten mit der Tour Aufmerksamkeit für diesen guten Zweck schaffen und einen stolzen Betrag sammeln.
Herausforderungen über Herausforderungen
WE: Welche Herausforderungen kommen auf Euch zu?
Flo & Marcel: Zum Start der Rallye erhalten wir ein Roadbook. In diesem finden sich viele Aufgaben, die auf der Reise zu lösen sind.
Eine Herausforderung wird sicher das Reisen ganz ohne GPS und Autobahn. Mit Straßenkarten über Landstraßen und Schleichwege. Weil wir uns schon viele Jahre kennen und sehr enge Freunde sind, wird das Zusammenleben im Auto über 16 Tage sicherlich auch eine kleine Herausforderung.
WE: Wo kann man Euch dann verfolgen bzw. sehen, wie weit Ihr seid?
Flo & Marcel: Auf unserem Instagramkanal @teamborabora gewähren wir Einblicke in unsere Vorbereitungen und werden vor und nach der Reise berichten. Live kann man uns und die weiteren Teams während der Rallye über die Homepage des Veranstalters SAC verfolgen, da wir mit einem Tracker ausgestattet sein werden.
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WE: Gibt es eine Möglichkeit, Euch zu unterstützen bzw. mitzuhelfen?
Flo & Marcel: Die Reisekosten finanzieren wir natürlich selbst. Über Spenden für unsere Aktion freuen wir uns sehr. Wir haben bereits den Spendenaufruf „BSC2022 – Team Bora Bora für Station Regenbogen“ über betterplace.org gestartet, erste Freunde und Bekannte haben auch schon gespendet. Die Plattform lässt das Geld direkt dem Verein zukommen und jedem Spender wird eine Spendenquittung ausgestellt. Wir freuen uns über jeden, der die Elterninitiative auf diesem Weg unterstützt!
WE: Ändert sich aufgrund der derzeitigen Situation etwas an der Rallye?
Flo & Marcel: Bisher sieht es so aus, als könnte die Reise im Sommer trotzdem stattfinden. Wir würden wahrscheinlich statt über Russland (Murmansk, St. Petersburg) durch Finnland und mit der Fähre von Helsinki nach Tallinn fahren. Was die nächsten Monate bringen kann niemand voraussagen, sollte die Reise irgendwie sicherheitskritisch sein, werden wir sie natürlich nicht antreten. Unsere Gedanken sind derzeit bei all den Menschen in der Ukraine, welche dieses schreckliche Leid ertragen müssen.