Keine Frage, die Zeiten für Clubbetreiber sind nach wie vor schwierig: Kaum durften die Clubs nach Monaten der Zwangspause ihre Türen öffnen, mussten diese aufgrund steigender Inzidenzen auch schon wieder geschlossen werden. Ein kleiner Lichtblick ist da zumindest die neue Clubprämie, die die Stadt Würzburg im Rahmen des Corona-Sonderfonds 2021 an Würzburger Livemusikstätten und Musikclubs erstmals vergibt und die besonderen Akzente setzen möchte.
Unter allen Bewerbern hat eine Jury nun mit der Posthalle, dem L-Club, Kurt & Komisch sowie dem Immerhin vier Preisträger ausgesucht, die mit insgesamt 45.000 Euro unterstützt werden. Neben der Qualität und der Anzahl der Live-Musik-Veranstaltungen des Jahres 2019, konnten auch die perspektivischen Pläne der Clubs die Jurymitglieder überzeugen. Die Jury selbst setzte sich zusammen aus Vertreterinnen und Vertretern des Dachverbands freier Würzburger Kulturträger, des Bezirks Unterfranken, eines städtischen Jugendkulturhauses sowie des Fachbereichs Kultur der Stadt Würzburg.
Posthalle erhält 15.000 Euro
Die „Posthalle“ ist als Kulturstandort weit über Stadt und Region hinaus bekannt, sie erhält als Prämie den Maximalbetrag von 15.000 Euro. Neben der Muffathalle München ist die Posthalle die größte Musikspielstätte in Bayern. Vor der Pandemie war die Halle ein Arbeitgeber für 15 Festangestellte in Vollzeit, 60 Minijobber und bis zu 20 Freelancer, aktuell ist dies alles auf ein Mindestmaß geschrumpft. Neben den großen Konzerten mit Stars, Sternchen und verschiedenen Discothemen, haben die Bereiche Nachwuchsförderung und Popkulturförderung seit vielen Jahren einen festen Platz im Programm des Hauses. Auch finden dort immer wieder Veranstaltungen aus subventionswürdigen, kulturellen Nischen statt, was die Jury dann letztlich auch zur Festlegung des Maximalbetrages bewogen hat.
L-Club mit 12.000 Euro prämiert
Das seit 1998 bestehende „L“ („L – interactive music club“) in der Aumühle wird mit 12.000 Euro prämiert. Mit Blick auf die Größe ist der Club zwar das Gegenstück zur Posthalle, doch auch dort finden regionale, überregionale und spartenübergreifende Programme statt. Die oft ehrenamtliche Arbeit des Betreibers Joachim Rind ist von dessen Idealismus geprägt, denn er möchte in seinem Hause vor allem gute Ideen, gediegene Atmosphäre im Ambiente mit Originalen der 50er und 60er Jahre und guten Klang umsetzen und ermöglichen. Die Prämie soll unter anderem für viele Erneuerungen auch der technischen Ausstattung des Clubs verwendet werden.

Konzert im L-Club. Foto: Matt Keyworth
Jugendkulturtreff Immerhin erhält 9000 Euro
Der Jugendkulturtreff „Immerhin“ wird mit 9.000 Euro prämiert. Besonders gewürdigt wird die kontinuierliche und langjährige ehrenamtliche Arbeit auf Basis der evangelischen Jugend im Dekanat Würzburg und die inhaltlich breite Ausrichtung verschiedenster Akteure, die im Immerhin Veranstaltungen der unterschiedlichsten subkulturellen Facetten anbieten: unter anderem Hard Rock, Metal, Punk und experimentelle Genres des Artrock und Jazz. Dabei ist das Immerhin in den subkulturellen Szenen auch überregional bekannt, selbst internationale Bands machen hier auf ihren Tourneen regelmäßig Station.

Auch im Jugendtreff „Immerhin“ gibt es musikalische Highlights. Foto: Daniel Peter
Kurt & Komisch ebenfalls mit 9000 € prämiert
Der Klub Kurt & Komisch in der Sanderstraße wird ebenfalls mit 9.000 Euro prämiert. Als Musikspielstätte für zeitgenössische Club- und Livemusik verschiedener Sparten geht es im Club allerdings nicht nur um Musik und um die Feier, vielmehr setzt man sich hier auch für soziale Belange ein, so beispielsweise für Organisationen wie SeaWatch, „Über den Tellerrand“ und Hermine e.V. Im Rahmen eines inklusiven und von Respekt geprägten Leitbildes misst der Club Themen wie Awareness, der Förderung ortsansässiger Künstlerinnen und Künstler bzw. DJs und dem Angebot von DJ-Workshops, die sich an Menschen richten, die in klassischen Lineups noch immer unterrepräsentiert sind, besondere Bedeutung bei.

Auch das Kurt & Komisch wurde nun prämiert. Foto: Tobi und Alex Boenisch
Als „Anlagen für kulturelle Zwecke“ definiert
Ingolf Stöcker, Mitarbeiter im Fachbereich Kultur und in dieser Funktion auch Jurymitglied, freut sich mit den prämierten Clubs und Livemusikspielstätten: „In diesem Sommer hat der Deutsche Bundestag beschlossen, dass Clubs und Livespielstätten mit nachweisbarem kulturellem Bezug nicht mehr als Vergnügungsstätten, sondern als Anlagen für kulturelle Zwecke definiert werden. Dies sehen auch wir in Würzburg als eine wichtige Entscheidung für die Weiterentwicklung der clubkulturellen Vielfalt in der Stadt und sind froh, den herausragenden Vertretern der Club- und Livemusikspielstättenszene in Würzburg mit der Vergabe dieser Prämien eine kleine Hilfe zur Weiterführung ihres kulturellen Angebotes sein zu können.“