Gibt es schon bald keine Oberflächenparkplätze mehr in der Innenstadt? Ein interfraktioneller Antrag von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, FW-FWG, FDP/Bürgerforum, DIE LINKE, ÖDP, sowie von den Stadträten Willi Dürrnagel (Würzburger Liste) und Wolfgang Baumann (Zukunft für Würzburg) fordert nun einige Maßnahmen zur Parksituation in der Würzburger Innenstadt. Der Antrag soll in der nächsten Stadtratssitzung am 21. Oktober eingebracht werden. Ziel sei es, mehr Raum für den Fußverkehr zu schaffen.
Verkehr in Parkhäuser leiten
Generell soll der Individualverkehr zukünftig in umliegende Parkhäuser geleitet werden. Neben der Inbetriebnahme des neuen Parkhauses am Bahnhof, soll geprüft werden, ob ein Parkhaus Bürgerspital errichtet werden könne. Und auch das P+R Parkhaus in der Sanderau soll bald Form annehmen.

Die aktuelle Parkplatzsituation im Bischofshut. Foto: Präsentation Stadtratsfraktion BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN in Würzburg
Auch die Parkgebühren sollen neu strukturiert werden: Je mehr man sich der Innenstadt nähere, desto teurer sollen die Parkgebühren werden, heißt es außerdem. Hierzu sollen auch bisher kostenlose Parkzonen, wie auf der Talavera und an der Umweltstation, kostenpflichtig werden. Vorgeschlagen werde hier ein Tarif von 1 Euro pro Stunde, für den Bischofshut können im Parkhaus für die ersten zwei Stunden 2 Euro anfallen. Zudem soll der ÖPNV gestärkt werden: Eine Taktverdichtung in der Hauptverkehrszeit, am Sonntag sowie ein Verzicht auf den Sommerferienfahrplan sind wiederum geforderte Maßnahmen des Antrags.
Weniger Oberflächenparkplätze
Damit sollen die Parkplätze am nördlichen Bischofshut (Karmelitenstraße, Juliuspromenade) bis auf Anwohnerparkplätze und Behindertenparkplätze entfernt werden. Des Weiteren werden die bewirtschafteten Parkplätze am Mainkai in Kurzzeitparkplätze umgewandelt werden. Bei einer Inbetriebnahme des Parkhauses Bürgerspital, welches auf dem Gelände der Bürgerspitalstiftung in der Ludwigstraße angedacht ist, sollen weitere Parkplätze im östlichen Bischofshut entfallen, bewirtschaftete Parkplätze für Bewohner sollen dann ausschließlich als Bewohnerparkplätze ausgewiesen werden. Die Errichtung des P+R Parkhauses in der Feggrube hätte dann laut Antrag noch einen Wegfall der Oberflächenparkplätze im südlichen Bischofshut zur Folge. Auch hier sollen Bewohner- und Behindertenparkplätze bestehen bleiben.
Stadtmarketing schärft nach
Das Stadtmarketing „Würzburg macht Spaß e.V.“ äußert sich in einer Pressemitteilung positiv zu den geforderten Maßnahmen. „Grundsätzlich erachten wir den Inhalt des Konzepts als sinnvoll und zukunftsweisend.“ An manchen Stellen möchte das Stadtmarketing allerdings noch einmal nachschärfen. „So fällt zunächst ins Auge, dass das Parkierungskonzept derzeit nur den ruhenden Verkehr betrachtet, jedoch leider wieder nicht den fließenden Verkehr. Ein allumfassendes Verkehrskonzept, das die Bedürfnisse aller Verkehrsteilnehmer […] berücksichtigt, wäre jedoch bitter nötig, damit der fließende Verkehr nicht (noch mehr) ins Stocken gerät.“ Außerdem wird davor gewarnt, die Oberflächenparkplätze zu entfernen, bevor genug Ersatz geschaffen wurde.
Neugestaltung Dom-Residenz-Achse: Viel Kritik zum Wegfall der Parkplätze
Das Oberflächenparkplatz-Konzept mit bestehenden Bewohner- und Behindertenparkplätze sollte außerdem durch entsprechend ausgewiesene Parkierungsmöglichkeiten für Senioren, Familien und Frauen erweitert werden. Auch die Bewirtschaftung der Talavera hält WümS für zu teuer und schlägt folgende Staffelung vor: Bis 2 Stunden sollen 2 Euro anfallen, von 2 bis 4 Stunden 3 Euro, 4 bis 8 Stunden 4 Euro, 8 bis 12 Stunden 6 Euro und 12 bis 24 Stunden 20 Euro, danach für jeweils weitere angefangene 24 Stunden 25 Euro.
BN und Verkehrswende jetzt zeigen sich erfreut
Der BUND Naturschutz begrüßt das Konzept aus dem interfraktionellen Antrag, wünscht sich laut Pressemitteilung insgesamt aber eine Reduzierung des Parkplatzangebotes in der Innenstadt und fordert rasche Maßnahmen zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität. Nach Ansicht des BN sollten erst Flächen umgewidmet werden, um schnell Grün- und Versickerungsflächen zu schaffen. „Diese werden dringend benötigt, um Hitzewellen und Starkregenereignisse in Würzburg als Folge der Klimakrise abzufedern“, heißt es.
Auch das Bündnis „Verkehrswende jetzt“ begrüßt die Pläne einiger Stadtratsfraktionen. „Das vorgestellte ‚Konzept zur Förderung des Umweltverbunds (ÖPNV, Fuß- und Radverkehr) und zur Erhöhung der Umwelt- und Aufenthaltsqualität’ ist ein erster großer Schritt in die richtige Richtung“, so Bündnissprecher Dr. Volker Glöckner in einer Pressemitteilung. Das Konzept müsse aber früher umgesetzt werden, um schnell Verbesserungen zu erzielen, so das Bündnis.
CSU lehnt einige Punkte strikt ab
Ebenfalls bezieht die CSU Stellung zum interfraktionellen Antrag. Die Fraktion lehnt aber vor allem das Bewirtschaften der Talavera und das Wegfallen nahezu aller Oberflächenparkplätze im Bischofshut strikt ab. Die CSU kritisiert hierbei, dass auch die Überlegungen zu den Parkhäusern keine Neuheiten seien. „Vielmehr wird ‚alter Wein in neuen Schläuchen‘ der Bevölkerung und den Medien aufgetischt. Neu ist lediglich der gemeinsame interfraktionelle Auftritt und die damit erzwungene öffentliche Aufmerksamkeit“, so die Stellungnahme.
„Wir unterstützen eine Beschleunigung der bereits bekannten Baumaßnahmen u.a. zur Schaffung von Parkraum. Diese wurde in der Vergangenheit regelmäßig von der derzeit größten Fraktion, den Grünen, blockiert. Oberflächenparken ist auch sozial und darf deshalb weder ersatzlos noch radikal beschnitten werden: Wir setzen uns konsequent für Seniorinnen und Senioren, Familien und Mobilitätseingeschränkte ein“, heißt es weiter.
Ausführlichere Infos gibt es hier bei der Main-Post.