Die Würzburgerin Steffi arbeitet für ihr Leben gern kreativ. Durch den Lockdown im März 2020 fand sie etwas Neues, um ihren Vorstellungen und ihrer Kreativität freien Lauf zu lassen – Makramee. Jeder hat die Knüpfkunst schon einmal irgendwo entdeckt, ob an der Wand, an Schlüsselanhängern oder als Untersetzer. Doch wie genau wird dabei eigentlich geknüpft und was ist das Besondere an der orientalischen Kunsttechnik? Das erzählt uns Steffi unter anderem im Interview: Im Dezember letzten Jahres hat sie sich mit ihrer Leidenschaft selbstständig gemacht und spendet regelmäßig einen Teil der Einnahmen. So kam es zur Businessgründung und das steckt hinter Makramee.
Wahlheimat Heidingsfeld
Würzburg erleben (WE): Hallo Steffi, stell Dich doch einmal den Lesern vor: Wie würdest Du Dich selbst in fünf Sätzen beschreiben?
Steffi: Mein Name ist Steffi, ich bin 26 Jahre alt und wohne in Heidingsfeld. Ursprünglich komme ich aus Laudenbach, einem kleinen Dorf in der Nähe von Karlstadt. Ich habe den sozialen Zweig der Realschule Karlstadt besucht, habe aber aus gesundheitlichen Gründen keinen sozialen Beruf gelernt, sondern als Grundlage eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolviert.
Grundsätzlich bezeichne ich mich als sehr kommunikativen, fröhlichen und hilfsbereiten Menschen. In meiner Freizeit findet man mich bei meinen Freunden, meiner Familie, mit einem Hund an meiner Seite oder bei Pferden.
WE: Was verbindet Dich mit Würzburg?
Steffi: Ich liebe Würzburg. Die Stadt ist einfach wunderschön. Für Spaziergänge bevorzuge ich die Weinberge um die Steinburg. Der Ausblick aus der Natur auf die Stadt beruhigt mich total.
WE: Hast Du einen Lieblingsplatz in Heidingsfeld?
Steffi: In Heidingsfeld gibt es einige schöne Plätze. Am liebsten bin ich in unserem Garten, am Main oder am Trimm-Dich-Pfad.
Makramee– Anfänge und Hintergründe
WE: Im Dezember hast Du Dein eigenes Makramee-Business gegründet. Was waren Deine ersten Berührungspunkte damit?
Steffi: Im ersten Lockdown im März 2020 habe ich auf Instagram Bilder von einer Blumenampel gesehen, die ich toll fand. Da ich schon immer sehr kreativ war und gern gebastelt habe, habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, selbst eine Blumenampel zu knüpfen, was sofort super geklappt und total viel Spaß gemacht hat.
WE: Erklär doch mal: Was ist Makramee-Kunst – sowohl handwerklich als auch geschichtlich?
Steffi: Makramee ist eine Knüpftechnik, die ursprünglich aus dem Orient kommt. Sie dient zur Herstellung von Textilien, Ornamenten und Schmuck. Durch Kreuzritter und Mauren (von Arabern islamisierte, nordafrikanische Berberstämme) wurde Makramee über Spanien nach Europa gebracht. Seitdem ist die Technik immer wieder sehr beliebt und wird aktuell vor allem für Wandbehänge genutzt. Anders als beim Häkeln oder Stricken werden keine Hilfsmittel (wie Nadeln) genutzt – hier wird nur mit den Händen geknüpft.
WE: Ist Makramee nicht nur dekorativ, sondern auch funktional?
Steffi: Na klar, aktuell knüpfe ich beispielsweise eine Art Fliegenschutz für die Balkontüre meiner Arbeitskollegin. Der „Vorhang“ soll optisch gut zur Einrichtung passen, ein Eyecatcher sein und gleichzeitig Insekten davon abhalten, in die Wohnung zu gelangen. Win-win würde ich sagen! Auch habe ich kleinere Kreationen, die als Duftbaum im Auto dienen. Der Holzring, an dem das Garn befestigt wird, kann ganz einfach mit einem Duftöl beträufelt werden. Man spart sich Plastik, hat ein gut riechendes Auto und gleichzeitig eine schöne Dekoration für den Spiegel.

Dekorativ und funktional – Makramee kann beides! Fotos: Steffi Siegler
Yarnice
WE: Wie kam es zu Deinem eigenen Business „Yarnice“?
Steffi: Da ich von Anfang an so viel Spaß am Knüpfen hatte, wollte ich immer mehr ausprobieren und habe nach und nach so viele Sachen kreiert, dass ich sie nicht mehr alle für mich selbst nutzen konnte. Ich konnte mir aber einfach nicht vorstellen, damit aufzuhören. Dadurch kam mir dann der Gedanke, die Wandbilder, Blumenampeln, Schlüsselanhänger, etc. zu verkaufen, um immer mehr neue Ideen umsetzen zu können.
Anmerkung: Yarnice setzt sich aus den zwei englischen Wörtern „yarn“ und „nice“ zusammen. „Yarn“ bedeutet „Garn“ und das englische Wort „nice“, zu Deutsch „nett“, kam hinzu, weil die Sachen eine schöne Ästhetik besitzen.
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WE: Was knüpfst Du am liebsten?
Steffi: Um ehrlich zu sein, mag ich Projekte, bei denen man schnell einen Fortschritt sieht und viele verschiedene Muster verwenden kann, am liebsten. Dazu gehören Schlüsselanhänger, Schnuller- und Wagenketten oder auch die Duftbäume für das Auto. Generell knüpfe ich aber alles gern.
WE: Deine angebotenen Stücke tragen alle „menschliche“ Namen wie Lothar, Hanna oder Lina. Wie kamst Du auf die Idee? Verbindest Du mit den Namen etwas Persönliches?
Steffi: Einige Stücke sind nach Kunden benannt, manche nach Familienmitgliedern. Der ein oder andere Name hat einfach gut zu den Artikeln gepasst – wie beispielsweise Lothar zur Lotusblüte. Weiche Wandbehänge haben weibliche Namen bekommen, die Blumenampel, die etwas Gewicht aushalten muss, hat wiederum einen männlichen Namen bekommen. Irgendwie macht es mir einfach Spaß, den Stücken Namen zu geben.
Makramee für den guten Zweck
WE: Von den verkauften Produkten spendest Du jeweils 10 % an Hilfsorganisationen. Wen unterstützt Du und warum? Woher kam der Anreiz zu spenden?
Steffi: Das stimmt. Im letzten Jahr war ich mit der 22Stars Foundation in Uganda unterwegs und habe zwei Slums besucht. Hier bekommen Kinder durch die Unterstützung von Sponsoren die Möglichkeit, zur Schule zu gehen. Die Zeit und die Erlebnisse vor Ort haben mich sehr geprägt und mich dazu bewegt, einen Teil an Bedürftige zu spenden. Mein Ziel ist es, sowohl Stiftungen bzw. Einrichtungen in und um Würzburg als auch größere Stiftungen mit weltweiten Einflüssen zu unterstützen.
WE: Was sind Deine Wünsche für die Zukunft?
Steffi: Ich wünsche mir, viele Menschen mit meiner Arbeit glücklich zu machen und damit gleichzeitig möglichst vielen Menschen etwas Gutes zu tun. Mein Herzenswunsch ist es, noch viele Spenden generieren und versenden zu können.