Die Autorin und Wahl-Würzburgerin Kirsten Nähle hat in ihrem Leben schon viel Aufregendes erlebt. Sei es das Leben und arbeiten im Ausland oder abwechslungsreiche berufliche Erfahrungen. Mittlerweile lebt die Wahl-Würzburgerin seit 2011 in der schönsten Stadt Unterfrankens. Nach vielen Kurzgeschichten und Buchübersetzungen aus dem Spanischen hat sie nun ihren ersten Debüt-Krimi veröffentlicht. Dieser spielt ausgerechnet im beschaulichen Würzburg. Im Interview verrät sie uns, was es mit „Zwölf Sünden“ auf sich hat, wie schwierig der Schreibprozess eines Romans ist und welche Verbindung sie zum Spanischen hat.
Die Autorin und ihre Verbindung zu Würzburg
Würzburg Erleben (WE): Hallo Frau Nähle, stellen Sie sich den Lesern doch einmal kurz vor: Wie würden Sie sich selbst in drei Sätzen beschreiben?
Kirsten Nähle: Gern. Ich bin eine Leseratte und ein großer Fan der Spannungsliteratur, das heißt, ich schreibe das, was ich auch am liebsten lese: Krimis. Ich bin schon viel herumgekommen im Leben, habe in der Pfalz, in Köln, Madrid und der Schweiz gelebt, bevor es mich nach Würzburg gezogen hat.
Meine Freunde würden mich als authentische Person, die gut und gern zuhört, beschreiben. Außerdem bin ich immer offen gegenüber neuen Erfahrungen und Erlebnissen.
Würzburg Erleben (WE): Seit 2011 sind Sie Wahl-Würzburgerin, wie kam es dazu?
Kirsten Nähle: Ich hatte zuvor drei Jahre in der Schweiz gelebt und gearbeitet. Aber das Land ist nie richtig meine Heimat geworden, auch wenn ich die Erfahrung, im Ausland zu arbeiten, nicht missen möchte. Meine Eltern wohnen in der Nähe von Würzburg (zugezogen), also hat mich die Familie nach Franken gezogen. In Würzburg habe ich 2011 dann eine Stelle als Journalistin gefunden. Ich arbeite zwar nicht mehr als Journalistin, aber die Liebe zu Würzburg ist geblieben.
Würzburg-Liebe
WE: Was verbindet Sie mit der schönsten Stadt Unterfrankens?
Kirsten Nähle: Ich finde an Würzburg so toll, dass es keine Großstadt ist, aber trotzdem immer viel los ist (na gut, wenn nicht gerade Corona ist). Weinfeste, Festivals, Stadtstrand, … das Angebot an Freizeitmöglichkeiten ist riesig. Zudem bin ich an der Weinstraße in der Pfalz groß geworden und liebe die Weinberge. Überhaupt ist die Landschaft hier am Main wunderschön. Und an den fränkischen Wein habe ich mich auch schon gewöhnt.
WE: Wo verbringen Sie Ihre freie Zeit in Würzburg am liebsten?
Kirsten Nähle: Ich bin froh, dass es jetzt wieder möglich ist, in Biergärten zu gehen. Die Weinfeste fehlen mir sehr, das Salsatanzen und ins Kino zu gehen. Außerdem nehme ich gern mit Freunden einen Brückenschoppen auf der Alten Mainbrücke.
Debütkrimi „Zwölf Sünden“
WE: Es heißt, Würzburg habe Sie zu Ihrem ersten Kriminalroman „Zwölf Sünden“ inspiriert. Wie können wir uns das vorstellen? Thematisch handelt Zwölf Sünden schließlich von Mord und Selbstjustiz.
Kirsten Nähle: Mein Roman spielt an vielen Schauplätzen der Stadt, die mich zur Handlung inspiriert haben. Mehr möchte ich an dieser Stelle aber nicht verraten, denn das wäre ein großer Spoiler. Wenn Sie das Buch gelesen haben, werden Sie mir hier sicher zustimmen. Thematisch geht es um Selbstjustiz, das stimmt.
WE: Worum genau geht es in Ihrem Debütkrimi inhaltlich?
Kirsten Nähle: „Zwölf Sünden“ handelt von einem Kriminalfall, der zunächst keiner ist: Während des Würzburger Stadtlaufs springt ein junger Familienvater von der Alten Mainbrücke. Alles sieht nach einem Selbstmord aus. Doch meiner weiblichen Hauptfigur Oberkommissarin Victoria Stahl kommen schnell Zweifel.
Zusammen mit ihrem neuen Partner, Oberkommissar Daniel Freund aus Köln, muss sie sich schon bald weiteren mysteriösen Todesfällen in der Stadt stellen, die – wie es scheint – nichts miteinander zu tun haben. Doch eine Journalistin der Würzburger Nachrichten erhält Bekennerschreiben der sogenannten „Wächter“, die behaupten, hinter den Todesfällen zu stecken. Und die Wächter scheinen gerade erst anzufangen.

Ein wichtiger Ort des Geschehens ist u.a. die Alte Mainbrücke. Foto: Kirsten Nähle
Die Liebe zum Schreiben und der Prozess dahinter
WE: Beruflich haben Sie schon immer geschrieben, ob wissenschaftlich, journalistisch oder werblich. Woher kam der Gedanke auch privat zu schreiben?
Kirsten Nähle: Es war eher umgekehrt: Schon als Teenagerin habe ich Kurzgeschichten geschrieben. Nach einem Zeitungspraktikum als Achtzehnjährige wollte ich unbedingt Journalistin werden. Das hat dann zwar leider erst mal nicht geklappt, aber ich habe trotzdem geschrieben – auf Unternehmensseite als PR-Referentin und in der Internen Kommunikation, später auch als Texterin in Agenturen. Allerdings orientiere ich mich momentan beruflich noch mal um. Die Autorinnen-Tätigkeit wird als Nebenberuf aber auf jeden Fall bleiben.
WE: Dadurch, dass Sie schon viel in Ihrem Leben geschrieben haben die Frage: Wie unterscheiden sich Ihre bisherigen Projekte zu dem Roman, abgesehen von der Länge?
Kirsten Nähle: Zuvor hatte ich fast ausschließlich Kurzgeschichten geschrieben. Ein Roman ist natürlich viel komplexer aufgebaut, verlangt viel mehr Planung, was Struktur, Handlung und Figurenentwicklung angeht. Fast alle Romane, die ich vor „Zwölf Sünden“ angefangen hatte, habe ich nicht zu Ende geschrieben. Weil ich mich nicht mit der Theorie des Schreibens befasst hatte. Erst nach dem Besuch von Schreibwerkstätten, Online Autorenmessen und dem Lesen von Büchern über das Schreiben habe ich es geschafft, Romane auch bis zum Ende durchzuschreiben.
Kurzgeschichten und spanische Übersetzungen
WE: Nicht nur Krimis verlassen Ihre Feder, auch Kurzgeschichten und Übersetzungen aus dem Spanischen. Welche Verbindung haben Sie zur spanischen Sprache?
Kirsten Nähle: Ich habe bisher zwei Romane und zwei Kinderbücher aus dem Spanischen ins Deutsche übersetzt. Allerdings ist das schon ein paar Jahre her. Momentan komme ich zeitlich leider nicht mehr zum literarischen Übersetzen, sondern fokussiere mich aufs Schreiben.
Mein Vater kommt aus Spanien, und ich habe Familie dort. Als Teenagerin war ich fast jeden Sommer in Spanien. Die Sprache habe ich in der Schule und an der Universität gelernt. Außerdem habe ich vier Monate in Madrid und einen Monat in Mexiko gelebt.
WE: Sind die Kurzgeschichten thematisch auch im Krimigenre verankert?
Kirsten Nähle: Meine Kurzgeschichten sind nicht auf ein Genre begrenzt. Die Texte reichen von Kriminal-, Alltags- und Reisegeschichten über Nachdenkliches bis hin zu witzigen Geschichten.
Fortsetzung und weitere Bücher
WE: Wird es eine Fortsetzung des Ermittlerduos aus „Zwölf Sünden“ geben?
Kirsten Nähle: Da bin ich sehr zuversichtlich. Die Trilogie ist abgeschlossen, und ich hoffe, dass die Nachfolgebände im nächsten Jahr bei einem Verlag erscheinen können, sodass Daniel und Victoria weiter in Würzburg ermitteln dürfen.
WE: Was wird die Zukunft bringen?
Kirsten Nähle: Idealerweise erscheinen Teil 2 und 3 meiner Trilogie im Frühjahr und Sommer 2022. Derzeit schreibe ich tatsächlich mal in einem anderen Genre, und zwar an einem Frauenroman, der natürlich auch in Würzburg spielt. Und ich habe da noch so eine Krimi-Idee, die auch auf jeden Fall geschrieben werden muss.