Kaffee- und Eisbecher, Pizzakartons und andere To-go Verpackungen: Die zunehmende Müllbelastung an den Mainufern und an den Mainwiesen in Würzburg hat sich auch in der Pandemie nicht verringert. Vielerorts sind überfüllte Mülleimer und auch Abfall jenseits der Entsorgungsbehälter zu beobachten. Die Stadt reagierte hierauf bereits mit zusätzlichen Tonnen an beliebten Aufenthaltsplätzen und auch die ÖDP macht nun einen Vorschlag: Eine Verpackungssteuer nach dem Tübinger Modell soll das Müllproblem lösen.
Müllaufkommen reduzieren
Wie in einer Presseinformation mitgeteilt wird, beantragt die ÖDP, dass die Verwaltung eine Gebührensatzung für eine sogenannte „Verpackungssteuer“ erarbeite, wie es bereits in Tübingen seit Januar der Fall ist. „Aufgeschreckt durch Bilder in den Medien über zunehmende Müllmengen in Würzburg […] und die Aufstellung von zusätzlichen Müllbehältern müssen wir auch in Würzburg das Thema in Angriff nehmen“, so die Begründung. „Verpackungsmüll wie Einweggeschirr besteht häufig aus Verbundstoffen. Diese werden aber unterwegs selten dem Recycling-Kreislauf zugeführt, sondern landen im Restmüll. Die Kosten der Entsorgung trägt über die städtischen Abfallbehälter die Kommune, nicht der Verkäufer.“ Das soll sich mit der neuen Steuer ändern: Einwegverpackungen sollen zur Mitnahme teurer werden.

Müll an der Mainpromenade. Foto: Würzburg erleben
Tübingen als Präzedenzfall
„Eine entsprechende kommunale Verpackungssteuer war bisher umstritten, der Tübinger Beschluss einer entsprechenden Satzung über die Erhebung einer solchen Steuer stellt nun einen wegweisenden Präzedenzfall dar“, heißt es weiter im Antrag der ÖDP. Demnach seien bei Mitnahmegerichten für Geschirr 50 Cent fällig, für Besteck seien 20 Cent zu entrichten, wenn die Verpackung nicht wiederverwendbar ist oder vom Verkäufer wieder zurückgenommen wird. Die Kosten tragen hierbei die verkaufenden Gastronomen, die ÖDP hält es aber auch für möglich, zwischen Lieferdiensten und „reinen To-go Angeboten“ zu unterscheiden.
Einführung erst nach der Pandemie
„Ein Rückblick auf die Einführung anderer Pfandsysteme, wie z.B. auf Plastikwasserflaschen oder Dosen, könnte ein gutes Argument werden, denn damals gab es auch viel Widerspruch und nun findet man in der Umwelt kaum noch diese Getränkeverpackungen“, so die Begründung der ÖDP. Allerdings soll die Einführung laut Antrag erst nach der Pandemie starten – einerseits um den Gastronomen „keine weiteren Kosten aufzubürden“, andererseits auch weil ein gewisser zeitlicher Vorlauf benötigt werde.
Müllbelastung schon länger ein Problem
Auch im letzten Sommer wurde in Würzburg mit der zunehmenden Abfallbelastung gekämpft: Feierwütige wichen aufgrund der geschlossenen Clubs auf die Leonhard-Frank-Promenade und die Mainwiesen aus und ließen den Abfall dort liegen. Besonders Pizzakartons verstopfen am Mainufer die vorhandenen Entsorgungsbehälter – einen „Pizzakarton-Mülleimer“ gibt es hier bereits seit 2018. In Nürnberg wurde sogar diskutiert, ein Pfandsystem für Pizzakartons einzuführen, um die Flut an Schachteln zu bewältigen.

Pizza-Mülleimer an der Leonhard-Frank-Promenade. Foto: Jessica Hänse
Wie die Main-Post berichtet, habe das Gartenamt aber bereits für den Sommer vorgesorgt und zusätzlich zu den 50 hinzugekommenen Mülltonnen im letzten Jahr für 2021 weitere 28 Tonnen aufgestellt und diese vor allem an den Grillplätzen verteilt. Schon 2020 gab es Wochenenden, an denen im Bereich der Mainwiesen und dem Alten Kranen rund 25 Kubikmeter Müll eingesammelt wurde. „Dies entspricht der Müllmenge, die eine vierköpfige Familie in zwei Jahren produziert“, hieß es damals.