Parken in der Würzburger Innenstadt – dieses Thema wird auch in der Würzburg erleben-Community nicht selten heiß diskutiert, so gestaltet sich die Parkplatzsuche laut dem Empfinden einiger oftmals als sehr schwierig. Nun sollen laut einem Antrag der SPD weitere Parkmöglichkeiten wegfallen: Die Oberflächenstellplätze auf dem Paradeplatz sowie um den Dom sollen einem Bericht der Main-Post zufolge reduziert werden, einige Straßenzüge außerdem verkehrsberuhigt werden. Das wird nun kritisiert: Einige Fraktionen sowie das Stadtmarketing sehen hier einen erheblichen Nachteil für den Einzelhandel. Der Antrag ist Teil der nächsten Sitzung des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschusses (PUMA) am 19. Januar.
Änderungen bereits Ende März
In der letzten Woche sollen die Grünen, Linke, ÖDP/WL und ZfW einem gemeinsamen Antrag gestellt haben, der dieselben Ziele verfolgt wie der der SPD. Demnach sollen nur noch „wenige Kurzzeitparkplätze und Stellplätze für Menschen mit Behinderung“ bestehen bleiben und der Paradeplatz „als Aufenthaltsplatz umgestaltet werden“, so der Antrag. Straßenzüge wie der Ingolstädter Hof, Hofstraße, Maxstraße, Domerpfarrgasse und Kardinal-Döpfner-Platz sollen zudem verkehrsberuhigt werden.
Zu ersten Änderungen soll es laut Main-Post bereits Ende März kommen: Direkt am Dom könnten schon dann Parkplätze entfallen, außerdem soll die Hofstraße zwischen Domerpfarrgasse und Bibrastraße und ein Teil des Kardinal-Döpfner-Platzes provisorisch in eine Fußgängerzone umgewandelt werden.
Schlechter Zeitpunkt
Dies sei ein besonders schlechter Zeitpunkt für diesen Schritt, so kritische Stimmen aus der CSU. „Mitten in der Pandemie wird dem gebeutelten Einzelhandel und der Würzburger Gastronomie so eklatant geschadet“, empört sich der Fraktionsvorsitzende Wolfgang Roth. „Betroffen sind vor allem die Unternehmen, die genügend finanzielle und persönliche Sorgen haben. Sie werden mit diesen Anträgen zusätzlich belastet. Der Wegfall von Parkplätzen wäre in der jetzigen Situation eine falsche Entscheidung“, so die CSU.
„Viele Menschen nutzen aktuell den ÖPNV nicht, um das Ansteckungsrisiko mit COVID-19 möglichst gering zu halten und fahren daher mit dem Auto in die Innenstadt“, heißt es weiter. „Wir empfinden es als respektlos, wenn gerade jetzt weder auf die Expertenmeinung des Einzelhandels noch auf unsere städtischen Seniorinnen und Senioren gehört wird“, so die Meinung der stellvertretenden Fraktionsvorsitzenden, Christine Bötsch.
Großer Nachteil für den Einzelhandel
Derselben Meinung sind auch der Handelsverband Bayern und das Stadtmarketing „Würzburg macht Spaß“, welche ihre Bedenken in einem Brief an den Oberbürgermeister und die Stadtratsfraktionen äußern. „Einen schlechteren Zeitpunkt dafür kann es nicht geben: Alle Hoffnung der Unternehmen richtet sich aktuell auf eine zwingend notwendige – mittlerweile aber längst nicht mehr für alle selbstverständliche – Möglichkeit der Wiedereröffnung in einer erreichbaren und gut besuchten Innenstadt“, so das Schreiben. „Dabei gilt es u.a., Kunden, die in den vergangenen Monaten auf den Onlinekauf zurückgreifen mussten, wieder für die Innenstadt zu gewinnen. Das politische Ansinnen würde bei seiner Umsetzung freilich genau das Gegenteil erreichen“, heißt es.
„Der Antrag legt zu unserem größten Bedauern die Annahme nahe, dass in Teilen des Stadtrats die Meinung vorzuherrschen scheint, auf Kundenschichten leichtfertig verzichten zu können. Wir möchten Ihnen versichern: Der Einzelhandel kann dies – mit und ohne Pandemie – nicht, sofern er weiterhin Attraktivitätsfaktor der Würzburger Innenstadt sein soll.“
Zuerst Alternativen schaffen
Der HVB und das Stadtmarketing stellen klar, dass sie sich nicht generell gegen eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität aussprechen. „Gegen eine solide, nachvollziehbare und schrittweise Verkehrsplanung im gemeinsamen Diskurs ist auch seitens des Einzelhandels nichts einzuwenden“. Erforderliche Alternativen sollen in den vergangenen Jahrzehnten von der Stadt nicht geschaffen worden sein. „Dieses Versäumnis darf nun nicht zulasten der innerstädtischen Unternehmen ‚übers Knie gebrochen‘ werden“, heißt es im Brief weiter.

Parkplätze am Paradeplatz. Foto: Nadine Lexa/CSU
„Wir wollen zuerst alternative Stellplätze, Park & Ride und einen attraktiven ÖPNV ausbauen, bevor wir dem ersatzlosen Wegfall von Parkmöglichkeiten zustimmen“, so auch Roth von der CSU. Ebenso auch die Aussage von FDP/Bürgerforum: In einer Pressemitteilung kritisieren auch sie den Antrag zur Neugestaltung: „Es müssen zuerst dringend Alternativen für Bürgerinnen und Bürger, die Auto fahren, geschaffen werden: wie z.B. der Bau weiterer Park & Ride-Parkhäuser, die Aufstockung des Theaterparkhauses, der Bau der Linie 6 und insgesamt die Schaffung eines attraktiveren ÖPNVs u. a. mit einer kürzeren Vertaktung von Buslinien und Straßenbahnen. Erst wenn diese Hausaufgaben endlich erledigt sind, halten wir als Fraktion die schrittweise Umsetzung der Gestaltung der Achse Dom-Residenz für realisierbar.“, so Fraktionsvorsitzende Charlotte Schloßareck.