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Musikerin und ehemalige Würzburger Studentin Christiane Dehmer. Foto: Claudia Monika Kuhn.
Musikerin und ehemalige Würzburger Studentin Christiane Dehmer. Foto: Claudia Monika Kuhn.

Musik gegen Corona: Interview mit Musikerin Christiane Dehmer

Corona sorgt unter anderem für Frustration und Unzufriedenheit in der Bevölkerung. Um diese zu überwinden, müssen alle Menschen zusammenhalten und füreinander da sein. Dabei hilft besonders die Musik, denn Musik kann jede noch so große Distanz überwinden. Das weiß auch die ehemalige Würzburger Musikstudentin Christiane Dehmer: Sie hat bereits am Anfang der Krise gemerkt, dass sie etwas Positive in diese dunkle Zeit bringen will. Deshalb veranstaltete sie bereits im März Online-Konzerte. Außerdem entstanden in den letzten Monaten ihre 6 neuen Songs von „Zusammen“. Die Lieder und ihre Texte stehen für den Zusammenhalt in Krisenzeiten und sollen die Menschen dazu bringen füreinander da zu sein. Um was genau es in ihren Songs geht und woher sie die Inspiration und Ideen hernimmt, erzählt sie uns in einem Interview.

Würzburg erleben (WE): Erzähl doch mal etwas über Dir: Wer bist Du? Was machst Du? Was verbindet Dich mit Würzburg?

Christiane: Ich bin Christiane Dehmer und eine leidenschaftliche Musikerin. Ich komponiere meine Musik selbst, bin Pianistin und Sängerin. In Würzburg habe ich Jazz-Piano studiert, bin dann hier geblieben und habe einen Lehrauftrag an der Würzburger Musikhochschule für Song-Begleitung in unterschiedlichen Stilen und Improvisation am Klavier. In der Würzburger Gegend habe ich mich schnell zu Hause gefühlt. Ich mag den Main, das Grün und die schöne Stadt.

Zusammen sind wir stärker

WE: Um was geht es in Deinen Songs?

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Christiane: In den 6 Songs von „Zusammen“ geht es darum, in schwierigen Zeiten gemeinsam mit anderen Menschen gut durch dick und dünn zu gehen. Das gibt Hoffnung und einen positiven Blick auf die Zukunft. Das Motto des Titelsongs ist: „Lasst uns zusammen halten, denn ZUSAMMEN sind wir stärker.“ Jeder der 6 Songs bringt einen Aspekt der Verbundenheit, die man zusammen mit anderen leben kann.

Zum Beispiel:

Der Titelsong ZUSAMMEN erzählt davon, sich auch in dunklen Zeiten zu begleiten, an das Schöne zu erinnern, und zusammen vorwärts zu gehen. Zusammen sind wir stärker, und zusammen können wir mehr erreichen, als wir uns vorstellen können. Die Krise können wir nur durch Zusammenhalt überwinden – und dabei trotz Abstandsregeln kreative Möglichkeiten finden, um Unterstützung und auch Liebe zu leben.

ICH BIN DA ist aus dem Abstand zu Freunden entstanden. Am Beginn des Corona-Lockdowns durfte man sich nicht mit Freunden treffen. Noch immer gibt es Abstandsregeln. Christiane wusste, dass es einigen ihrer Freunde schlecht geht, und war traurig, das nicht richtig zeigen zu können. So schrieb sie diesen Song: Wenn es die Freunde schon nicht erleben können, dass sie für sie da ist, sollen sie es wenigstens wissen. In normalen, guten Zeiten zu einander zu stehen, ist einfach. Schwierig wird es erst in Krisen-Zeiten.

Christiane Dehmer bei einem Live-Auftritt. Foto: Carola Thieme.

CD-Releasekonzert „Longing“ von Christiane Dehmer am 17.04.2015. Foto: Carola Thieme.

Wenn ernste Sorgen lähmen, und vielleicht auch etwas fröhliche Leichtigkeit verschwindet. Der Groove des Songs EGAL unterstützt die entschlossene Aussage des Songs, dass es wichtig ist, sich darauf zu besinnen, dass man miteinander durchs Leben geht, egal was ist. Der Text des Refrains „Egal was ist, ich steh zu dir“ hat noch eine Dimension mehr: Ich darf auch zu mir selbst stehen, wenn ich nicht mehr weiter weiß, wenn alles um mich herum zusammenzubrechen droht.

Das Finale der EP ist der Song WÜNSCHE. Damit wünsche ich jedem, der den Song hört, was man sich eigentlich nicht schenken kann. In Krisenzeiten braucht man oft keine speziellen Dinge, sondern das, wonach man sich wirklich von Herzen sehnt. Das kann ein Aufwind sein, eine Veränderung, eine Leidenschaft, die man leben darf…

WE: Wie kamst Du dazu Lieder über die derzeitige herausfordernde Situation zu schreiben?

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Christiane: Schon am Beginn der Corona-Krise habe ich draußen auf der Straße und beim Einkaufen viel Angst und Verunsicherung in den Gesichtern der Menschen gesehen. Ich habe mich gefragt, was die Leute brauchen, und was ich als Musikerin ihnen geben kann. So startete ich im März mit Online-Konzerten, um Verbundenheit und inneren Frieden zu den Menschen zu bringen. Musik gegen die Angst. Dabei habe ich aus meinen Instrumentalstücken besonders beruhigende gespielt oder Stücke, die über die Situation nachdenken und ohne Worte sprechen. Außerdem hatte ich den Song „Zusammen“ komponiert und habe ihn mit auf diesen Onlinekonzerten gespielt. Dabei habe ich zusammen mit den Hörern gemerkt, dass der Refrain dieses Songs eine Art Hymne in der aktuellen Corona-Krisen-Zeit ist.

Ich spürte, dass oft Instrumentalmusik nicht ausreicht und es auch Worte braucht, um in Krisenzeiten weiter zu helfen. So komponierte und vollendete ich fünf weitere Songs mit Texten, die für den Zusammenhalt in Krisenzeiten stehen. Es sind Songs, die davon handeln, füreinander da zu sein in vielfältiger Weise. Es gibt auch Texte, die über das Verarbeiten von schwierigen Erlebnissen an der Hand eines Vertrauten reden, oder über das Träumen, Durchhalten und über Herzenswünsche. Durch die ausgefallene Konzerte hatte ich um so mehr Zeit, die 6 Songs fertig zu gestalten. Weil ich finde, dass sie den Menschen in den aktuellen Zeiten helfen können, habe ich mich auch beeilt, sie dieses Jahr zu veröffentlichen: Als CD „Zusammen“ und überall online.

Konzert-Ausfälle

WE: Musstest Du selbst Nachteile durch die Corona-Krise erleiden?

Christiane: Einige Konzerte sind mir leider ausgefallen. Tatsächlich wollte ich genau im Frühjahr, als die Corona-Krise kam, eigentlich viele neue Konzerte und eine Tour mit meiner EP „Zusammen“ organisieren. Das ging leider nicht wegen Corona. Ich hoffe aber, das so bald wie möglich nachzuholen. So kann man die Songs schließlich schon kennenlernen in der Zwischenzeit – und vor allem den Zusammenhalt leben. Das ist auch wichtig.

WE: Hast Du die Lieder alle selber geschrieben oder hattest Du dabei Hilfe?

Christiane: Die Songs habe ich selbst geschrieben: mit Musik, Texten und Arrangements. Die Songs sind in deutsch.
Hilfe hatte ich beim Mixen und Mastern von sehr guten Kollegen. Tatsächlich hatte ich auch Hilfe bei den englischen Versionen der Texte: demnächst wird die EP online auch auf Englisch erscheinen. Als jemand, der nicht englischsprachig aufgewachsen ist, bin ich auch da sehr dankbar für die Unterstützung.

WE: Welchem Genre können Deine Lieder zugeordnet werden?

Christiane: Es ist Deutsch-Pop mit einer Prise Electro und farbenfroher Harmonik. Viele Menschen, die Jazz oder Pop-Schlager gern hören, mögen meine Songs auch.

Klavier, Orgel und Gesang

WE: Wie ist Deine Leidenschaft zur Musik entstanden?

Christiane: Schon als Kind liebe ich Musik. Meine Eltern spielen sehr gern als Hobby unterschiedliche Instrumente und singen. So bin ich mit viel Hausmusik in der Weihnachtszeit groß geworden, und habe unterschiedliche Instrumente kennenlernen dürfen. Ich habe kurz nach dem Beginn meiner Schulzeit Klavier gelernt, Orgel und Gesang kamen bald dazu. Mir war schnell klar, dass das Klavier mein Lieblingsinstrument ist: Denn ich kann selbst dazu singen, kann Bass, Akkorde und Melodien darauf spielen und unterschiedliche Klangfarben gestalten.

WE: Ist die Musik eher ein Hobby oder machst Du das hauptberuflich?

Christiane: Musik ist mein Beruf. Ich habe sozusagen meine Berufung zum Beruf gemacht und würde nicht mehr anders wählen. Ich habe mich nach einem umfangreichen Musikstudium entschieden, freiberufliche Musikerin zu sein. Nebenbei bin ich Dozentin an der Würzburger Musikhochschule und halte ab und zu Workshops zu Pop-Piano und Bandleitung.

WE: Was ist Dein Zielgruppe?

Christiane: Die Songs von „Zusammen“ tun Menschen gut, die sich in der aktuellen Corona-Krise nach Zusammenhalt, Hoffnung und Begegnungen sehen. Meine Zielgruppe würde ich beschreiben als zum großen Teil emphatische, tiefgründige Menschen, die gern Musik hören und Klavier mögen. Menschen, die sich über Musik freuen, die gut tut, sie mit einer positiven, hoffnungsvollen Grundstimmung aufbaut und sie im Alltag begleitet. So mancher hört gern meine entspannende Instrumentalmusik als Kontrast zum oft bewegten Alltag.

Die Welt ein bisschen besser machen

WE: Hast Du ein Ziel? Was willst Du mit Deiner Musik erreichen?

Christiane: Mit meiner Musik Menschen etwas geben, das sie brauchen. Es ist Musik, die gut tut. Die den Menschen etwas gibt und die berührt. Musik für innere Ausgeglichenheit, gute Laune, Zusammenhalt, Hoffnung in herausfordernden Zeiten. Oder authentische, hoffnungsvolle Gedanken über das Leben. Oder Musik, bei der man sich einfach zurücklehnt, sich wohl fühlt, entspannt oder seinen Gedanken freien Lauf lässt. Oder zusammen gemütlich einen Wein trinkt.

Mit meiner Musik möchte ich die Welt ein bisschen besser machen, damit dass soziale und zwischenmenschliche Miteinander harmonischer wird. Ich stehe auch für eine bessere Welt mit Frieden, Freiheit und sozialer Gerechtigkeit. Es mag überraschend sein, so etwas von einer Musikerin zu hören: Tatsächlich bin ich der Meinung, das das mit Musik gelingen kann. Entscheidungsträger in Politik und Gesellschaft sind oft von Argumenten umgeben. Ich habe den Eindruck, dass Worte oft nicht ausreichen, um jemandem im Inneren zu überzeugen von etwas, das am besten ist für die Menschen. Musik – und gerade auch meine Musik – spricht das Herz an, und kann so mehr bewegen, als Worte das könnten.

WE: Was macht Deine Musik so besonders?

Christiane: Das Besondere an meiner Musik ist: Klavier oder Tasteninstrumente sind immer mit dabei. Live spiele ich nicht nur Klavier und singe, sondern ich habe gern auch Synthesizer dabei: Einen auf dem Piano oder Flügel, den ich ab und zu mit einer Hand spiele, die gerade frei dafür ist. Ein leuchtendes Fußpedal habe ich außerdem noch dabei, mit dem ich einem anderen Synthesizer warme Bässe entlocke. Selbst gestaltete Grooves sind auch mit dabei. Das ist gerade live wirklich etwas ganz besonderes, das so niemand macht und kombiniert.

Bei Live-Konzerte improvisiere neben meinen Songs und Instrumentalstücken auch gern mal über alles Mögliche aus dem Moment heraus: Aus dem Publikum wird mir etwas zugerufen, und ich drücke es spontan in Musik aus, improvisiere also darüber.

Musik ist für mich eine Sprache, mit der ich gut Emotionen ausdrücken und ansprechen kann. Ob es Songs mit Text sind oder Instrumentalstücke, die für sich sprechen: Es ist immer Musik über irgend etwas, das mich bewegt. Mich bewegen Gefühle, aktuelle Ereignisse, die Liebe zur Natur und die Sehnsucht nach gutem, gerechten und friedvollen Miteinander der Menschen auf der Welt. Viele Hörer sagen mir, dass auch sie bewegt sind von meiner Musik.

Ich komponiere so, wie ich fühle, frei von vorgegebenen Stilen oder Mustern. Die musikalischen Mittel aus Jazz, Pop, aber auch Klassik und vielen anderen Stilen, die mir gerade auch während meines vielseitigen Musikstudiums begegnet sind, habe ich als Background, auf dem ich frei gestalte, was mir gefällt.

Auch wenn meine „Technik“ nicht gerade alltäglich ist, so finde ich, dass das Besondere in meiner Musik selbst liegt und dem, was dabei „rüberkommt“.

Würzburg und Waldbrunn als Drehort

WE: In dem Musikvideo deines Titelsongs „Zusammen“ sind Würzburg und Waldbrunn zu sehen. Wieso hast Du Dir genau die beiden Orte als Drehorte für Dein Musikvideo ausgesucht?

Christiane: Ich mag es, auf den so natürlichen Feld- und Waldwegen von Waldbrunn zu spazieren. Dabei fiel mir manches ins Auge, dass ich für das Musikvideo passend fand.
In Würzburg habe ich gedreht, weil ich viele liebe Freunde von Vineyard Würzburg habe, mit denen ich die Szenen gedreht habe, die zeigen, wie man gemeinsam mit vielen Menschen zusammenhalten kann und dabei Freude und Freunde hat. An einem schönen Sommertag waren wir also im Würzburger Ringpark. Das war noch vor Corona, wie man sieht.

WE: Was sind Deine Pläne und Ziele für die Zukunft?

Christiane: Ich hoffe sehr, bald wieder Konzerte spielen zu können. Ich mag es, live zu spielen, zu singen und zu improvisieren, und dabei mit so wunderbaren Menschen in Kontakt zu sein. Außerdem habe ich viele Ideen für weitere Alben: Ein instrumentales Album über Umweltschutz-Themen, natürlich wieder Songs – und Videoprojekte, die man dann auf YouTube sehen kann. Mal wieder ein Klavier-Notenheft gestalten – da habe ich viele Ideen. Es wird immer Musik sein, die mich bewegt, und die andere Menschen bewegen, beflügeln und inspirieren kann.

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