Eine kleine Geste mit großer Wirkung: Manuel aus Würzburg hat die Aktion „Würzburger Weihnachtseuro“ mit ins Leben gerufen. Der Geschäftsführer der Veggie Bros hat bereits den gemeinnützigen Verein „Give One Back e.V.“ gegründet, der sich in diesem Jahr mit der Aktion für Straßenkinder in Bangladesch einsetzt. Direkt vor Ort unterstützt Manuel die Projekte. Im Interview erfährt man mehr über den Zweck der Aktion, die Probleme vor Ort und wie man selbst helfen kann.
Leben in der Hauptstadt Dhaka
Würzburg erleben (WE): Stell Dich doch mal kurz vor!
Manuel: Mein Name ist Manuel Häußler, ich bin 35 Jahre alt und seit 2014 in der Würzburger Gastronomie zuhause. Ich und mein Geschäftspartner und Kumpel, Steffen Jakel, sind die Gründer und Geschäftsführer der Veggie Bros.
Im Laufe diesen Jahres haben wir zudem einen gemeinnützigen Verein gegründet, den „Give One Back e.V.“, der sich dieses Jahr in der Weihnachtszeit mit der Aktion „Würzburger Weihnachtseuro“ für Straßenkinder in Bangladesch einsetzt.
WE: Wie bist Du dazu gekommen, nach Bangladesch zu reisen? Seit wann bist Du dort und wie lange wirst Du bleiben?
Manuel: Der Grund weswegen ich mittlerweile die meiste Zeit des Jahres in Bangladesch lebe, ist meine Frau. Sie hat im Sommer 2019 einen Job beim World Food Programme, der Welternährungsorganisation der UN, in Bangladesch angetreten und so leben wir jetzt zusammen in der Hauptstadt Dhaka.
Ich bin seit Sommer 2019 in Bangladesch und wir werden mindestens noch bis zum nächsten Sommer dort sein. Da meine Frau in der Entwicklungszusammenarbeit tätig ist, kann es gut sein, dass wir nach Ablauf der Zeit wieder an einen anderen Einsatzort ziehen.
Organisation für Straßenkinder

Kinder aus Bangladesch, die von der Hilfe profitieren. Foto: Manuel Häußler
WE: Was bedeutet dieses Projekt für Dich?
Manuel: Die meisten Menschen kennen Bangladesch vermutlich nur aus den Nachrichten, wenn wieder ein Zyklon das Land verwüstet hat, oder aus Reportagen über die schlechten Arbeitsbedingungen in der Textilindustrie. Das Land entwickelt sich seit vielen Jahren wirtschaftlich gesehen sehr gut. Dennoch ist es nach wie vor ein sehr armes Land und das Leid, das in vielen verschiedenen Formen kommt, ist kaum zu übersehen. Was mich in Bangladesch und gerade in der Hauptstadt Dhaka mit ihren fast 20 Millionen Einwohnern am meisten gepackt hat, waren die vielen Straßenkinder. Obwohl ich bereits in einigen Ländern Asiens und Afrikas unterwegs war, haben mich die Vielzahl und die harschen Lebensbedingungen der Straßenkinder in Bangladesch ziemlich zum Nachdenken gebracht. Aus diesem Grund habe ich mich dann vor ein paar Monaten einer Organisation angeschlossen, die sich in vielfältiger Weise um Straßenkinder kümmert.
WE: Was sind vor Ort Deine Aufgaben? Wie werden die Spenden vor Ort eingesetzt?
Manuel: Ich bin für die Organisation „Leedo – Street Children Bangladesh“ auf freiwilliger Basis tätig und unterstütze sie vor allem im Bereich Fundraising, Marketing und Öffentlichkeitsarbeit. Es gibt momentan vor allem einen Bereich, in dem die Organisation Gelder benötigt:

Mit der Unterstützung der Organisation kann den Straßenkindern in Bangladesch geholfen werden. Foto: Manuel Häußler
Die Organisation unterhält zwei Notunterkünfte (Transitional Shelter), die sozusagen als Bindeglied zwischen dem rauen Alltag der Kinder auf der Straße und einem Leben in Würde und Hoffnung stehen. Engagierte Streetworker von Leedo bringen die Kinder von der Straße in die Notunterkunft und versorgen sie mit Essen, Kleidung, einem Dach über dem Kopf und medizinischer und psychologischer Hilfe. In den darauf folgenden Wochen wird versucht, die Kinder, die völlig alleine auf den Straßen leben, wieder mit ihren Familien zusammenzuführen. Sollte dies nicht gelingen, werden die Kinder in einer permanenten Unterkunft aufgenommen, bis sie als junge Erwachsene für sich selbst sorgen können.
Durch die Corona-Pandemie ist die Zahl der Straßenkinder in Bangladesch extrem gestiegen und aus diesem Grund benötigten die Notunterkünfte (Transitional Shelters) unbedingt finanzielle Unterstützung, um dem erhöhtem Bedarf gerecht zu werden.
Fatale Auswirkungen der Pandemie
WE: Wo liegen die Probleme? Wie ist die aktuelle Situation in Dhaka?
Manuel: Weltweit haben die Regierungen angeordnet, aufgrund der Corona Pandemie zuhause zu bleiben, die Hände zu waschen und Abstand zu halten. Wie soll man jedoch zuhause bleiben, wenn die Straße das Zuhause ist?! Wie soll man sich die Hände waschen, wenn man nicht einmal genug zu trinken hat?! Und wie soll man Abstand halten, wenn man in einer überbevölkerten Stadt dicht an dicht mit anderen Straßenkindern auf einem Stück Pappe am Bahnhofsplatz lebt?!

Die Kinder in Bangladesch freuen sich über jede Unterstützung. Foto: Manuel Häußler
Wir müssen verstehen, dass die Auswirkungen der Pandemie in Ländern wie Bangladesch und für die Ärmsten der Armen fatale Auswirkungen haben. Wenn das wirtschaftliche und soziale Leben heruntergefahren wird, heißt das für die Kinder, die vom Betteln oder Gelegenheitsjobs leben, dass sie gar nichts mehr haben. Lockdown war für viele Kinder auf Dhakas Straßen gleichbedeutend mit Hunger.
Zudem hat die Zahl der Straßenkinder massiv zugenommen, da viele Familien aufgrund der fehlenden Einkünfte nicht mehr in der Lage waren, ihre Kinder zu ernähren. Zudem waren Schulen über Monate geschlossen und so hat für viele Kinder auch dieser Bezugspunkt (und häufig die einzig warme Mahlzeit) gefehlt. Aufgrund der Ausweglosigkeit landeten die Kinder auf der Straße.
Der „Würzburger Weihnachtseuro“
WE: Wie können die Würzburger das Projekt unterstützen?
Manuel: Es gibt vor allem zwei Möglichkeiten, dieses Projekt zu unterstützen.
Möglichkeit 1 ist über unsere Website eine Spende zu machen. Diese wird in vollem Umfang und ohne jegliche Verwaltungskosten in Bangladesch ankommen, wo sie so sehr gebraucht wird.
Möglichkeit 2 ist der „Würzburger Weihnachtseuro“. Über den gesamten Dezember habt ihr die Möglichkeit, in den teilnehmenden Restaurants und Cafés, zu eurer Rechnung einen Aufpreis von einem Euro zu bezahlen, den Würzburger Weihnachtseuro. Diese Gelder werden wir sammeln und der Partnerorganisation in Bangladesch zur Verfügung stellen. Es ist eine tolle Möglichkeit, mit einem kleinen Beitrag gemeinsam viel zu erreichen. Jeder kann dazu beitragen, dass diese Welt ein kleines bisschen besser wird… ein Weihnachtseuro nach dem anderen.

Der Würzburger Weihnachtseuro. Foto: Manuel Häußler
WE: Wie seid Ihr auf die Idee gekommen, den Weihnachtseuro ins Leben zu rufen?
Manuel: Wir von den Veggie Bros haben uns und unser Unternehmen immer als Teil der Gesellschaft betrachtet. Wir waren von Beginn an überzeugt, dass wir als solches immer auch die Pflicht haben, etwas zurückzugeben. Das haben wir in den letzten Jahren immer wieder mit kleineren Aktion und Essensspenden getan. In diesem Jahr haben mit Freunden und Familie einen gemeinnützigen Verein gegründet, der unser soziales Engagement und gute Ideen bündeln soll. Der Verein heißt „Give One Back e.V.“ und der „Würzburger Weihnachtseuro“ ist unsere erste große Aktion.
Unser Anliegen ist es, gerade in diesem Corona-Jahr mit all seinen Herausforderungen und Einschränkungen ein positives Zeichen zu setzten, ein Zeichen für Menschlichkeit und Solidarität. Und hierfür möchten wir so viele Menschen wie möglich einbeziehen und auffordern, mit uns ein bisschen was zurückzugeben.
WE: Was wollt Ihr mit der Aktion Weihnachtseuro erreichen?
Manuel: Einerseits wollen wir natürlich Spenden sammeln, um damit direkt die Straßenkinder in Bangladesch zu unterstützen. Andererseits wollen wir mit der Aktion wachrütteln, dass wir gerade in einer Zeit, wo viele zunächst an sich denken, auch die Menschen nicht aus dem Blickfeld geraten, die sich nicht selbst helfen können.

Der kleine Hasan aus Bangladesch freut sich über die Unterstützung. Foto: Manuel Häußler
Wir sind uns ja alle einig, dass jedes Kind eine Chance auf eine würdevolle und hoffnungsvolle Zukunft verdient hat. Wir müssen uns gemeinsam dafür einsetzen, dass Kinder nicht länger alleine auf der Straße leben, wo sie betteln müssen, Gewalt und sexuellen Übergriffen ausgesetzt sind, gefährlicher Kinderarbeit nachgehen und Hunger leiden.
Simple Idee, große Wirkung
WE: Was sind Eure Pläne für die Zukunft?
Manuel: Der „Weihnachtseuro“ geht dieses Jahr in die erste Runde und es machen bisher rund 10 Cafés/Restaurants mit. Wir hoffen, dass wir den Weihnachtseuro im nächsten Jahr auf möglichst viele Restaurants/Café/Hotels in Würzburg ausdehnen können und möchten die Idee auch in andere Städte tragen. Die Idee ist so simpel, die Umsetzung total einfach und der Betrag, den ein jeder leisten darf, ist sehr überschaubar. In der Summe können wir damit jedoch sehr, sehr viel erreichen.