Julia liebt Vintage: Als Textildesignerin hat sie sich von der Fast-Fashion-Industrie abgewendet und lebt nun ihren Traum von einem eigenen Secondhand-Shop im Internet. Uns erzählt die Wahlwürzburgerin, wie sie dazu kommt und verrät uns ihre besten Tipps beim Vintage-Shopping.
Wahlheimat Würzburg
Würzburg erleben (WE): Stell Dich Doch mal vor: Wie heißt Du, woher kommst Du, was machst Du?
Julia: Ich bin Julia, 32 Jahre alt, Camper, Freizeit-Ballerina und absolute Vintage Liebhaberin. Nach sieben Jahren als Textildesignerin in der Modebranche habe ich mich dazu entschieden meine Leidenschaft zum Beruf zu machen und mir den Traum eines eigenen Vintage Online-Shops erfüllt. Ursprünglich komme ich aus der Südpfalz aus einem kleinen 1.000 Seelen Ort und wohne jetzt seit ca. 2 Jahren in Würzburg.
WE: Welchen Bezug hast Du zu Würzburg?
Julia: Nach meiner Ausbildung 2014 bin ich zum ersten Mal nach Würzburg gekommen da ich hier ein Praktikum absolviert habe. Ich hatte mich damals sofort in die Stadt verliebt. Ich liebe das Flair in Würzburg und die Nähe zur Natur, dass man einfach mal spontan einen Spaziergang in den Weinbergen machen kann, was mich auch sehr an meine Heimat erinnert. Ich musste dann aus beruflichen Gründen noch in ein paar anderen Städten leben, hatte aber immer den Wunsch, irgendwann wieder nach Würzburg zurückzukehren. 2018 war es dann endlich so weit, ich fand einen Job in Würzburg und kurz danach lernte ich auch noch meine große Liebe kennen, dadurch ist Würzburg zu meiner neuen Heimat geworden.
Viele neue Dinge entdecken
WE: Du liebst Vintage: Wie entstand Deine Liebe zu Secondhand?
Julia: Meine Liebe zu gebrauchten Dingen ist während meines Studiums entstanden. Damals war es zuerst eher aus finanziellen Gründen interessant für mich, aber dann fand ich es auch super spannend, immer wieder neue tolle Dinge zu entdecken, die so anders waren, als die Massenware die man zu kaufen bekam. Diese Dinge haben schon einmal gelebt und erzählen eine Geschichte, das ist etwas das Neuware niemals erreichen kann.
Ebenso hat zur Entstehung meiner Liebe zu Secondhand beigetragen, dass ich vor einigen Jahren angefangen habe, mich intensiver mit den Themen Umweltschutz und Nachhaltigkeit zu befassen. Und ich deshalb einen Weg finden wollte, nachhaltiger zu konsumieren.
WE: Welche Teile shoppst Du am liebsten?
Julia: Ich liebe es nach hochwertigem Porzellan Ausschau zu halten, alte Teekannen mit Blumenmuster haben es mir dabei ganz besonders angetan. Allgemein ziehen mich schöne Farben und Muster immer an. Gerade gemusterte Bekleidung betrachte ich auch gerne mit dem Auge der Textildesignerin und entdecke immer wieder wahre Schätze.
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WE: Hast Du ein absolutes Lieblingsstück, dass Du mal ergattert hast?
Julia: Da fällt es mir tatsächlich schwer mich auf ein Lieblingsstück zu beschränken, da ich schon so viele tolle Dinge gefunden habe! Aber bei einem meiner letzten Einkäufe habe ich einen super schönen Midi Faltenrock ergattert, bei dem mich ganz besonders die Farbkombination des Prints angesprochen hat und mich zur farblichen Gestaltung meiner Flyer inspiriert hatte.

Julia liebt Vintage und eröffnete sogar einen eigenen Secondhand Online-Shop. Foto: Julia Nägler
WE: Deine Top 3 Tipps beim Kauf von Secondhand-Mode:
Julia: Zu meinen Tipps, die ich an alle Secondhand-Mode Liebhaber weitergeben möchte, zählt auf jeden Fall, dass man auf Qualität achten sollte, denn man möchte ja das dieses besondere Kleidungsstück, das wahrscheinlich ein Einzelstück ist, einem so lange wie möglich erhalten bleibt.
Dann würde ich mich auch auf keinen Fall von den Größen abschrecken lassen. Viele Kleidungsstücke, vor allem besonders alte Teile, haben ganz andere Größenangaben als wir sie heute verwenden. Ich kaufe für mich persönlich gerne mal einen Pullover, der mir laut Etikett eigentlich zu groß wäre, aber oversize getragen super modern aussieht. Oder ein Rock, der mir in der Taille zu groß ist, da trage ich einfach einen Gürtel drüber.

Auch in verschiedenen Größen kann man Secondhand-Teile super kombinieren. Foto: Julia Nägler
Mein dritter Tipp ist beim Secondhand Mode shoppen immer auch die Kleidungsstücke, die man schon im Kleiderschrank hat, im Hinterkopf behalten. Oftmals bekommt man dann neue Ideen wie man, ein lange nicht mehr getragenes Kleidungsstück, neu kombinieren könnte. Somit leistet man nämlich ebenfalls seinen eigenen kleinen Beitrag zum Umweltschutz.
Ein eigener Secondhand Online-Shop
WE: Erst kürzlich hast Du einen Online-Shop eröffnet. Wie kam es dazu?
Julia: In den letzten Jahren als Textildesignerin in verschiedenen Modeunternehmen, habe ich gemerkt, dass ich mich dort nicht mehr wohlfühle. Irgendwann fand ich für mich selbst heraus, dass die Werte der schnelllebigen Modeindustrie nicht mehr mit meinen eigenen übereinstimmen. Die Fast-Fashion Modeindustrie produziert jeden Tag massenhaft Kleidungsstücke und überschwemmt den Markt damit, wer soll das alles anziehen? Auch die Arbeitsbedingungen in den Fertigungsstätten sind vollkommen unmenschlich, die Näherinnen beispielsweise verdienen einen Hungerlohn oder Fabrikarbeiter vergiften sich beim Färben von Kleidungsstücken. Diese Bedingungen möchte ich unter keinen Umständen mehr unterstützen. Ich liebe Mode, aber ich möchte diese Leidenschaft nicht auf Kosten unserer Umwelt und dem Leben anderer Menschen ausleben.
Schon sehr lange habe ich deshalb mit dem Gedanken gespielt einen eigenen Secondhandladen zu eröffnen und jetzt ist für mich der richtige Zeitpunkt diesen Traum zu verwirklichen und mich selbstständig zu machen.
WE: Wie sind die Reaktionen anderer Menschen? Finden sie die Idee gut?
Julia: Die Reaktionen meiner Mitmenschen sind klasse. Ausnahmslos alle sind begeistert von meiner Idee und unterstützen mich tatkräftig. Sie spüren meine Leidenschaft bei diesem Thema und lassen sich von mir mitreißen. Eine ganz große Befürworterin meiner Idee ist meine Schwester, die ebenso eine Leidenschaft für bereits gelebte Dinge hegt. Sie nimmt sich trotz Studium und Arbeit immer wieder Zeit mir unter die Arme zu greifen und hat einen großen Beitrag dazu geleistet meine Idee zu verwirklichen, wofür ich ihr unglaublich dankbar bin.

Julia liebt Mode – möchte Fast Fashion aber nicht mehr unterstützen. Foto: Julia Nägler
WE: Wie sind Deine Pläne für die Zukunft?
Julia: Mein Ziel ist es ein Umdenken gegenüber der Fast-Fashion Industrie in unserer Gesellschaft zu erreichen und mehr Leute von Vintage und Secondhand Dingen zu begeistern, das verstaubte Image aufzulösen und zu zeigen, dass Vintage und Secondhand Mode ebenso trendorientiert und stilsicher sein kann.
Mit dieser Mission möchte ich in Zukunft weltweit so viele Modeliebhaberinnen wie möglich erreichen und einen Beitrag zu einem nachhaltigeren Umgang mit unseren Ressourcen auf der Erde leisten. Wir haben schließlich nur diesen einen Planeten und wir alle tragen die Verantwortung für die nachfolgenden Generationen.
Unsere Rubrik „Wir fragen…“
In unserer Rubrik „Wir fragen…“ stellen wir Würzburger Persönlichkeiten aus den verschiedensten Lebensbereichen vor und fragen sie nach ihren Erfahrungen. Wen wolltet ihr schon immer mal etwas Bestimmtes fragen? Schreibt uns per Mail an redaktion@wuerzburgerleben.de oder kommentiert unter unserem Facebook-Posting!