Mit Inkrafttreten der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK) im Jahr 2008 hatte sich auch die Stadt Würzburg vor einigen Jahren zur Umsetzung eines sogenannten „Kommunalen Aktionsplans Inklusion“ entschieden. Als Stadt mit einer langen Tradition in der Behinderten- und Seniorenhilfe ist Barrierefreiheit ein zentrales Anliegen der Stadt Würzburg für die selbstbestimmte und gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben, wie Oberbürgermeister Christian Schuchardt in einem Grußwort zum Aktionsplan betonte. Zug um Zug sollte Barrierefreiheit daher im öffentlichen Raum umgesetzt werden. Gegenwärtig ist dies seit Ende 2019 beispielsweise an der Umrüstung der Straßenbahnen und ihren Haltestellen für eine barrierefreie Nutzung zu erkennen. Ein neues Projekt will sich jetzt auf kreative Weise mit weiteren Verbesserungen befassen.
Weites Feld der Barrierefreiheit
Ganz grundsätzlich ist Barrierefreiheit zunächst ein mal die Voraussetzung für gelingende Inklusion und damit für die gewünschte uneingeschränkte Teilhabe am sozialen Leben. Dabei beschränkt sich Barrierefreiheit nicht ausschließlich auf bauliche Anpassungen wie Rampen, breite Türen, ein Treppenlift oder ein Aufzug. Auch Dienstleistungen oder Veranstaltungen können barrierefrei gestaltet sein, indem Texte in leichter Sprache gehalten sind, Vorträge auch von gehörlosen Mitbürgern verfolgt werden können oder digitale Barrierefreiheit umgesetzt wird. Derartige Anpassungen betreffen neben Menschen mit Handicap auch solche mit vorübergehenden Einschränkungen oder generell bei steigendem Alter.

Vorbild Hanau – eine Legorampe. Foto: Frederik Suter
Sensibilisierung der Öffentlichkeit
In Würzburg will nun ein neues Projekt dem Ausbau der Barrierefreiheit neuen Schwung verleihen und dadurch grundsätzlich für Barrierefreiheit sensibilisieren. Ausgangspunkt der Aktion ist die teilweise noch unzureichende Verankerung im Bewusstsein der Bevölkerung. Um einfache Stufen zu überwinden, sollen kleine Rampen gebaut werden – aus vielen bunten Legosteinen. Die Idee dazu stammt aus Städten wie Köln oder Hanau. In diesem Zusammenhang ruft der Verein „Selbstbestimmt Leben Würzburg“ (WüSL) dazu auf, gebrauchte Legosteine zu spenden: Im Viertelcafé in der Zellerau findet sich bereits die erste Lego-Sammelbox. Wer seine bunten Steinchen von früher schon verscherbelt hat, kann sich trotzdem engagieren und mithelfen, denn die Projektgruppe „Legorampen“ freut sich über Unterstützung beim Verbreiten der Projektidee oder einfach beim Rampenbauen.
Analogie einer bunten Gesellschaft
Das Ziel lautet, innerhalb von 365 Tagen zehn Legorampen für Würzburg zu bauen. Diese sollen vorwiegend an unscheinbaren Stellen wie kleinen Schwellen am Café- oder Ladeneingang angebracht werden, um ihre dennoch große Bedeutung für Menschen mit Rollstuhl, Rollator oder auch Kinderwagen herauszustellen. Durch besondere Muster oder die farbenfrohe Gestaltung fallen sie auch denjenigen auf, die die Legorampe im Alltag nicht benutzen würden. Die Wahl der Legosteine als Baumaterial hat verschiedene Gründe: Sie sind bunt und auffällig – und repräsentieren als kleine Einzelteile die Verschiedenheit der Menschen, die über diese Rampe gehen werden. Außerdem sind die gebrauchten Legosteine in Up-cycling-Manier auch noch nachhaltig, da sie einfach kreativ neu verwendet werden können.