Erst im November fand das letzte Gastspiel des bekannten Circus Krone in Würzburg statt, nun wird es ab 2021 für fünf Jahre ein Winterspiel geben. Das Besondere hierbei: Es werden, anders als in den Vorstellungen im Vorjahr, keine Wildtiere auftreten. Der nach eigenen Angaben „größte Zirkus der Welt“ war in der Vergangenheit bei Tierrechtlern auf Empörung gestoßen und löste auch in Würzburg zuletzt Proteste aus.
Verträge ab 2021
Für die einen beeindruckende Showeinlagen, für andere ein Zeichen für Tierleid: Schon im letzten Jahr wurde der weltbekannte Circus Krone wegen seines Programms, das auch Darbietungen mit Tieren beinhaltet, heftig kritisiert. Nun wird bekannt, dass es sich nicht um das letzte Gastspiel in der Stadt handelte: Mit der Stadt Würzburg wurde nun ein Fünf-Jahresvertrag für einen Winterzirkus festgesetzt.
Aufgrund der Pandemie wird das Projekt aber erst im nächsten Jahr starten, wie Tourneeleiter Harald Ortlepp mitteilt. Viele der Artisten würden u.a. nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt anreisen, weshalb sich ein Ausrichten des Events dieses Jahr als schwierig erweisen würde, heißt es weiter. Was aber bereits feststeht: Wildtiere werden kein Teil der Vorstellungen sein.
Aktionsgruppe Tierrechte kritisiert scharf
Noch vor dem endgültigen Abschluss der Verträge mit der Stadt meldete sich hierzu die „Aktionsgruppe Tierrechte Bayern“ kritisch zu Wort. Bereits in Ingolstadt hatte die Aktionsgruppe vor Jahren ein derartiges Vorhaben gestoppt und auch in Würzburg würden die Verantwortlichen aufgefordert werden, dem Zirkus die „rote Karte zu zeigen“, wie in ihrer Pressemitteilung deutlich wird. Für die kommenden fünf Jahre wurden bereits Proteste angekündigt. „Kein anderer Zirkus Europas steht so deutlich für Tierquälerei und Tierleid“, heißt es weiter, „bei vielen Kronetieren zeigt sich die nicht artgerechte Haltung in Form von Verhaltensstörungen.“
Wie bereits Ende Oktober letzten Jahres berichtet, übt die Aktionsgruppe bereits seit längerem scharfe Kritik am Zirkus und dokumentiert nach eigenen Aussagen seit Jahren Missstände in dessen Tierhaltung. „Für Tiere bedeutet das Leben im Zirkus vor allem mangelnde Bewegung, stressige Transporte, kleine Gehege, keinerlei Abwechslung und unnatürliche Dressur. Dies gilt nicht nur für Wildtiere, sondern auch für domestizierte Tiere wie Kamele, Lamas, Zebras, Pferde und Co.“
Auch LINKE übt Kritik
Sie fordern stattdessen ein tierfreies Programm: „Zirkusunternehmen wie FlicFlac zeigen täglich, dass Unterhaltung auch ohne Tiere wunderbar funktioniert. Tiere zur Unterhaltung vorzuführen ist nicht mehr zeitgemäß und ethisch durch nichts zu rechtfertigen.“ Derselben Meinung ist auch die LINKE Fraktion in Würzburg: Auch sie spricht sich in einer Pressemitteilung deutlich gegen Tiere im Circus Krone aus. „Ein Zirkus sollte nur unterstützt werden ohne jegliche Tierhaltung“, sagt Anna-Maria Dürr. „Oft stellt man die Frage an das Veterinäramt: Welche Schritte wurden unternommen, Tiere artgerecht in einem Zirkus halten zu dürfen? Wurden bei Circus Krone schon Tierquälerei gemeldet oder geahndet und was wurde in der Vergangenheit unternommen diese Tierquälerei zu unterbinden?“ Laut Dürr hatte das Veterinäramt zuvor nie Maßnahmen gegen die Tierhaltung im Circus Krone ergriffen.
Exzellente Tierhaltung
Wie äußert sich der Circus Krone zu diesen Vorwürfen? Ortlepp verweist auf die Aussagen in einem Interview vom letzten Jahr: Hier betont der Zirkus mehrmals seine exzellente Haltung, die laut eigenen Aussagen regelmäßig vom örtlichen Veterinäramt auf die Einhaltung des deutschen Tierschutzgesetzes geprüft werde. Auch seitens der Stadt gab es aus amtstierärztlicher Sicht nichts an der Haltung zu bemängeln, hieß es zum damaligen Zeitpunkt.
Der Zirkus setze außerdem auf Offenheit, was die Tierhaltungs-Vorwürfe betrifft: Jeder, der sich ein eigenes Bild von der Tierhaltung machen wolle, könne bei den Proben vorbeischauen, heißt es. In einer 44 Seiten umfassenden „Tierschutzbroschüre“ mit dem Titel „Ihr Wohl – Unser Streben“ wird vom größten Zirkus der Welt außerdem dargelegt, wie wichtig das Thema Tierwohl dem gesamten Team an Mitarbeitern ist. Die Zirkusfamilie lebe schon seit Generationen mit den Tieren zusammen, so die Erläuterungen. Verwiesen wird ebenfalls auf den 2017 gegründete Verein „Lacey Fund e.V.“, ins Leben gerufen von Krone-Tiertrainer Martin Lacey, der sich ebenfalls für die Verbesserung der Haltungsbedingungen von Tieren einsetzt.