Wie bereits berichtet, wurde trotz vieler Bedenken in der letzten Sitzung des Planungs-, Umwelt- und Mobilitätsausschuss (PUMA) die Erprobung einer Einbahnregelung in der Zeller Straße beschlossen. Das stößt nicht nur auf Zuspruch: Betroffene Einrichtungen äußerten bereits im Voraus Bedenken, genauso gibt es nun aber auch kritische Stimmen aus der CSU Stadtratsfraktion sowie aus der Würzburg erleben-Community.
Bergauf Einbahnstraße
Ab Mitte der Sommerferien soll die Zeller Straße bergauf von der Einmündung Burkarderstraße in Richtung Wörthstraße bis zur Einmündung Nigglweg zur Einbahnstraße werden, zunächst auf maximal 12 Monate auf Probe. Die Einfahrt vom Nigglweg zum Schottenanger soll zudem dann untersagt werden, um den Ausweichverkehr in das angrenzende Wohngebiet zu vermeiden. Der Radverkehr soll hierbei für beide Richtungen freigegeben werden. Damit soll nicht nur die Sicherheit für Radfahrer erhöht werden, auch sollen Schadstoffemissionen und Lärm für Anwohner verringert werden.

Die Zeller Straße soll bergauf zur Einbahnstraße werden. Grafik: Stadt Würzburg
Ungünstige Verlagerung des Verkehrs
Das bedeutet aber auch, dass der Verkehr von der Zellerau kommend in Richtung Alte Mainbrücke über die Dreikronenstraße umgeleitet werden muss. Dass es hier zu ungünstigen Entwicklungen auf dieser und der Luitpoldstraße kommen kann, kritisiert auch die CSU Stadtratsfraktion, so eine Pressemitteilung. „Besonders für den Stadtteil Zellerau und den dort lebenden und arbeitenden Bürgerinnen und Bürgern, die bislang die Zeller Straße nutzen konnten, ist der Probebetrieb eine Zumutung“, so der Vorsitzende Wolfgang Roth in der Presseinformation.
Auch auf die Luftschadstoffbelastung soll sich das negativ auswirken „Der Jahresmittelwert 2020 liegt laut dem Luftreinhalteplan deutlich unter dem gesetzlichen Grenzwert. Die Verwaltungsvorlage zeigt auf, dass durch die Einbahnstraßenregelung mit einem Anstieg der Luftschadstoffbelastung zu rechnen ist.“, so die CSU Stadtratsfraktion. „Wir setzen uns für die Umsetzung des Green City Plans ein. Hierbei ist es eines der obersten Ziele, dass die Stickoxidemissionen reduziert werden und Mobilität in der Stadt Würzburg nachhaltig weiterentwickelt wird“, erklärt Fraktionsvorsitzender Roth. „Diese Entscheidung bedeutet einen Rückschritt.“
Anwohner empört
Für Empörung sorgte das Thema auch bei der Würzburg erleben-Community. „Toll, damit ich als Anwohnerin von der Arbeit aus Eisingen kommend die halbe Stadt umfahren darf – macht im Berufsverkehr besonders viel Freude! Herzlichen Dank für diese ‚Erleichterung'“, so eine betroffene Leserin. „Ohne Worte! […] Die sich hieraus ergebenden Verkehrsprobleme werden bewusst in Kauf genommen, um den motorisierten Autoverkehr extremst zu benachteiligen und werden zwangsläufig zu erheblichen Problemen/Staus führen“, heißt es an anderer Stelle. Unter den Kommentaren auch Aussagen von Anwohnern der Zeller Straße, so fühlen sich diese teilweise von der Entscheidung übergangen: „Habt ihr mal die Anwohner gefragt, die durch die neue Verkehrsführung jetzt noch mehr belastet werden, ob diese Idee auch so super finden?“
Entscheidung nicht nachvollziehbar
Marcus Uhlmann vom anliegenden Hotel „Grüner Baum“ sieht das Thema ebenfalls kritisch: „Genau da befindet sich das Deutschhaus Gymnasium und unsere Hotelanfahrt. Wie stellt sich die Stadt nun vor, wie unsere Gäste anreisen sollen? Dürfen wir mit einer großzügigen Beschilderung (Umleitung) rechnen?[…] Die Zeller Straße ist meiner Meinung nach ein extrem wichtiger Katalysator für den gesamten Verkehr in und aus der Stadt. In der Rush-Hour stehen die Autos in beiden Richtungen im Stau vor unserem Hotel“, so die Erfahrung des Betreibers. „Als betroffener Hotelier könnte ich auch wünschen, dass die Zeller Straße zur Fußgängerzone zum Wohle meiner Gäste werden soll. Grundsätzlich ein erstrebenswertes Ziel. Aber hier fehlt ein schlüssiges Konzept für die Allgemeinheit und auch bei der Lösung Einbahnstraße sehe ich keine Logik, sondern befürchte eher mehr und länger verstopfte Straßen in und um Würzburg.“

Die Zeller Straße in Würzburg. Foto: Katharina Kraus
Nicht nachvollziehbar ist auch für einige die Richtung der Einbahnstraße – bergauf sei hier der falsche Weg, um Schafstoffemissionen zu verringern. „Weniger Schadstoffe und weniger Lärm durch eine Einbahnstraße BERGAUF. Wenn, dann würden diese Argumente bergab zutreffen“, so ein Kommentar. Schwächen sieht auch ein Würzburg erleben-Fan bei lebensrettenden Maßnahmen „Oh die Einsatzkräfte freuen sich jetzt schon, Umwege fahren zu dürfen. Ja, wir (d.h. die Einsatzkräfte) dürfen zwar in Gegenrichtung fahren, nur bringt es nichts, wenn alle anderen rückwärts fahren müssten, was auch nicht zuzumuten ist.“
Ob sich das Verkehrskonzept durchsetzen wird, ist noch unklar. Die Stadt gab in einer Pressemitteilung aber an, dass die Probezeit auch vorzeitig durch den PUMA beendet werden kann, sollte sich die Einbahnregelung nicht bewähren. Dann würde es zu einer Rückkehr zum Zweirichtungsverkehr kommen, oder eventuell sogar zu einer anderen Regelung.