Aufgrund der Corona-Pandemie befindet sich vor allem die Veranstaltungswirtschaft in einer tiefen Krise. Die sogenannten „First in – Last Out“ Unternehmen verloren Mitte März ihre gesamten Aufträge und sind durch das Verbot von Großveranstaltungen bis 31.08., noch am längsten von fehlendem Umsatz betroffen.
Aufgrund der mangelnden Hilfeleistungen sendet die Veranstaltungsbranche mit „Night of Light“ einen Appell für mehr Hilfeleistung an die Politik. In der Nacht vom 22. auf den 23. Juni 2020 werden bundesweit Eventlocations, Spielstätten und ausgewählte Bauwerke rot beleuchtet um die Öffentlichkeit und die Politiker auf die hart getroffene Branche aufmerksam zu machen – auch Würzburg beteiligt sich.
Hintergrund der Aktion
Mit der Corona-Pandemie verloren am 10.03. Künstler, Konzertveranstalter, Messegesellschaften, Catering Firmen und viele andere Unternehmen aus der Veranstaltungsbranche ihre gesamten anstehenden Aufträge. Die Veranstaltungswirtschaft war somit als einer der ersten Wirtschaftszweige von der Krise betroffen und wird es vermutlich noch am längsten sein. Zusätzlich können die seit Mitte März ausfallenden Umsätze, anders als im produzierenden Gewerben, nicht mehr nachgeholt werden. Die Dienstleister können ihren bisherigen Verlust selbst dann nicht mehr kompensieren, wenn nach dem Ende der Krise eine hohe Nachfrage einsetzen würde. Durch das Verbot von Großveranstaltungen bis 31.08. besteht für die gesamte Veranstaltungsbranche akute Insolvenzgefahr.
Die Öffentlichkeit soll darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Veranstaltungsbranche mehr als nur hart getroffen ist und die aktuellen Hilfeleistungen in Form von Kreditprogrammen einfach nicht ausreichen. Die Programme decken aktuell lediglich die Betriebskosten und können deshalb nicht wertschöpfend investiert werden. Nach dem Verbrauch der Kredite kommt es somit zu einer erneuten Zahlungsunfähigkeit.
Warum Rot?
Die Farbe Rot wurde von den Initiatoren mit Bedacht ausgewählt. Sie repräsentiert damit nicht nur die „rote Liste“ der aussterbenden Branche, sondern soll auch die Alarmstufe signalisieren, in der sich der Milliardenmarkt und hunderttausende Arbeitsplätze befinden. Es ist ein flammender Appell an die Öffentlichkeit von den Menschen, die für ihre Berufe brennen.
Gebäude in Würzburg
Auch in Würzburg leuchten vom 22.06. auf den 23.06. verschiedene Gebäude rot. Darunter Event-Locations, Spielstätten und ausgewählte Gebäude.
Man wird die „Night of light“ in der Stadt nicht übersehen können. Insgesamt 19 Gebäude werden an diesem Abend in Rot gehüllt. Darunter sind unter anderem die Augustinerkirche, der Dom, das Airport, das Theater Chambinzky, das Bockshorn und auch die Posthalle. Die Würzburger Kulturszene und ihre Notlage ist im bundesweiten Vergleich im Moment keine Ausnahme, weshalb es Fördervereinen, wie dem der Posthalle und dem des Chambinzkys besonders wichtig ist Solidarität zu zeigen.
„Wir haben es bislang ohne Hilfe geschafft in den vergangenen zwölf Jahren, ein breites und für die Stadt wertvolles Kulturprogramm anzubieten. In dieser Notsituation braucht es auch kommunale Unterstützung, sonst ist es so als würde einem bei den ersten Regentropfen der Regenschirm weggenommen werden“, kommentiert der Betreiber der Posthalle Jojo Schulz.
Auch Rathaus in Rot
Die Stadt Würzburg versucht mit den ihr zur Verfügung stehenden begrenzten Mitteln Hilfen zu generieren, wie mit der digitalen Plattform und der dazugehörigen finanziellen Unterstützung bei der Produktion digitaler „Auftritte“ oder dem angedachten Kulturprogramm statt des abgesagten Hafensommers. Allerdings darf die Stadt Würzburg keinen eigenen Rettungsschirm Kulturwirtschaft einführen. Denn dieser ist Würzburg derzeit durch den Freistaat untersagt. Auch das Würzburger Rathaus wird deshalb am 22.06. rot angestrahlt.
Kulturreferent Achim Könneke setzt sich seit Beginn der Corona-Pandemie für die Unterstützung der Kulturwirtschaft ein. Er betont: „Mit ihrem flammenden Appell rennt die Veranstaltungswirtschaft bei uns offene Türen ein“.
Ziel der Erleuchtung
Die Aktion soll nicht nur der Öffentlichkeit zeigen wie schlimm es um die Branche steht, sondern vor allem den Politikern. Die Initiatoren formulieren ihr Ziel ganz konkret auf der Webseite von „Night of light“.
Ziel ist es „mit der Politik im Rahmen eines Branchendialogs ins Gespräch darüber zu kommen, wie die milliardenschwere, extrem heterogene Branche der Veranstaltungswirtschaft vor einer massiven Insolvenzwelle gerettet werden und der Erhalt von bundesweit mehreren hunderttausend Arbeitsplätzen gesichert werden kann.“
Da die Veranstaltungswirtschaft aus so vielen verschiedenen Gewerken und speziellen Disziplinen besteht, gibt es keine zentrale Lobby für die Branche.