Die 33-jährige Theresa aus Würzburg hat bereits die unterschiedlichsten Berufe erfolgreich bestritten. Mittlerweile ist die Mutter eines kleinen Sohnes Imkerin und hat darin ihre Berufung gefunden. Stets im Vordergrund steht für sie dabei das Wohl der Bienen, auf die beim Imkern und bei der Haltung vollste Rücksicht genommen wird. Sie ist Vorsitzende des Unterfränkischen Bienenzuchtvereins und bietet dort Kurse an, die jungen Menschen das Imkern näherbringen soll.
Was Theresa als Imkerin tagtäglich bewältigt, was sie in fünf Jahren Imkern erlebt und gelernt hat, ob jeder Imker werden kann und wo man ihren Honig kaufen kann, verrät sie im Interview.
Werdegang & Leidenschaft
Würzburg erleben (WE): Hallo Theresa, erzähl doch erstmal etwas über Dich.
Theresa: Ich bin 33 Jahre alt, verheiratet und Mutter eines 1-jährigen Sohnes. Beruflich, naja, ich habe eine Banklehre und ein Lehramtsstudium fürs Gymnasium in meiner Tasche, war bereits Triathletin, Lehrerin für psychisch- und suchtkranke Straftäter, Radkurierin und gerade versuche ich mich in der Tätigkeit als Imkerin.
Somit bin ich im Grunde genommen selbst ein bisschen wie eine Arbeiterinnenbiene, deren Tätigkeit von der einer Ammenbiene zu Beginn ihres Lebens, über die einer Wächterin bis hin zur Sammlerin auch immer wieder wechselt. Nichts langweilt mich mehr als Eintönigkeit. Deshalb könnte auch die abwechslungsreiche Imkerei auf Dauer das Richtige für mich sein.
WE: Wie kamst Du zu Deinem Beruf?
Theresa: Am Anfang meines Studiums war ich felsenfest davon überzeugt, Lehrerin werden zu wollen. Aber leider hat sich das Gymnasium seit dem ersten PISA-Schock sehr stark verändert und das, weshalb ich diesen Beruf gewählt habe, ist nur noch in Bruchteilen vorhanden. Mir wurde von Semester zu Semester immer klarer, dass das nicht mein Weg sein wird.
Vor fünf Jahren habe ich mit dem Imkern begonnen und es hat mir von Beginn an große Freude bereitet. Am Anfang habe ich das konventionelle Imkern im Unterfränkischen Bienenzuchtverein gelernt. Zudem hatte ich das Glück, sehr eng von einem Freund und sehr gutem Imker, betreut zu werden. Mir war aber schnell klar, dass das konventionelle Imkern nicht mein Weg sein wird. In den vergangenen Jahren habe ich mir über Bücher, Fortbildungen und Vorträge selbst ein, wie ich finde, gutes, stimmiges und naturnahes Konzept angeeignet mit dem ich erfolgreich Imkern kann.
WE: Was begeistert Dich am Imkern?
Theresa: Besonders faszinierend finde ich die Interaktion, die zwischen mir und den Bienen stattfindet. Wenn ich gestresst „nur mal eben schnell“ an die Bienen möchte, ist dies von Beginn an zum Scheitern verurteilt, denn dann werde ich mit Sicherheit gestochen.
Mittlerweile konzentriere ich mich immer vor der Arbeit an den Bienen, versuche ruhig zu werden und spreche vor der Arbeit an jedem Volk auch kurz aus, was ich warum machen werde. Wenn ich so an die Völker gehe, ist die Arbeit wunderschön. Ich habe immer das Gefühl, dass wir mit- und nicht gegeneinander arbeiten. Oft habe ich auch das Gefühl, dass sich die Energie dieser vielen tausend Arbeiterinnen auf mich überträgt und ich schließe energetisch den Stock.
Arten von Imkern
WE: Was ist der Unterschied zwischen ökologischem und koventionellem Imkern?
Theresa: Das ist eine komplexe Frage, die sich leider nicht in zwei, drei Sätzen beantworten lässt. Während konventionelles Imkern eher imkerzentriert ist, ist das naturgemäße Imkern bienenzentriert – die Bienen geben den Takt vor. Mittlerweile gibt es viel Forschung dazu, wie Honigbienen in der Natur leben und daran versucht sich die naturgemäße Imkerei zu orientieren. Wir arbeiten minimalinvasiv, Vermehrung findet über den natürlichen Schwarmtrieb statt, die Bienen dürfen selbst ihre Waben bauen und dürfen auf ihren eigenen Honig als Nahrungsquelle zugreifen.
WE: Welche Art von Imkern betreibst Du und warum?
Theresa: Ich imkere naturgemäß. Für mich ist das die einzige Haltungsform, die ich für mich vertreten kann.
„Pollenhöschen“, Arbeitsalltag & Vertrieb
WE: Was hat es mit dem Namen Deiner Imkerei auf sich?
Theresa: Am hinteren Beinpaar haben Bienen sogenannte „Pollenkörbchen“, in denen sie den bunten Pollen, der zur Versorgung des Nachwuchses gebraucht wird, sammeln. Wenn diese voll sind, scheint es so als hätten die Bienen bunte Höschen an, weshalb man auch von „Pollenhöschen“ spricht. Ich finde die Pollenhöschen sehr niedlich, auch gefällt mir die Begrifflichkeit. Sie ist bunt, süß und etwas anstößig – das passt zu mir.
WE: Wie läuft ein normaler Arbeitstag bei Dir ab?
Theresa: Normale Arbeitstage gibt es in der Imkerei nicht. Die aufregendste Zeit ist die Schwarmzeit, die momentan andauert – jeder Schwarm hat eine Geschichte.
Hier fällt mir zum Beispiel ein, wie wir mit einer riesigen Leiter einst über dem Fahrradweg in Richtung Randersacker einen Schwarm aus 14 Meter eingefangen haben. Da war echtes Teamwork gefragt. Mein Mann hat eine Schlinge gebastelt, die wir über den Stamm, an dem der Schwarm hing, gefädelt haben. Ein Freund saß mit dem Fernglas in einigen Metern Abstand und hat uns navigiert. Als die Schlinge endlich um den Ast gelegt war, halfen einige Passanten meinem Mann mit einem Ruck an der Schlinge zu ziehen, um den Schwarm in den Schwarmfangkorb, den ich in 14 Metern Höhe balancierte, fallen zu lassen.
Ein Teil fiel in den Korb, der Rest blieb an dem Ast hängen. Doch plötzlich löste sich die Bienentraube auf, es war wie in einem Bienenregen zu stehen und zog sich in den Schwarmfangkorb. Wir hatten beim Abschütteln die Königin erwischt und demnach zogen die Arbeiterinnen der Mutter hinterher. Das war ein tolles Erlebnis. Am Abend ließen wir den Schwarm überglücklich in sein neues Zuhause einlaufen.
WE: Wo kann man Deinen Überschusshonig kaufen?
Theresa: In Susanne Waldmanns wunderbarem Unverpackt-Laden in der Sanderstraße.
Jungimker und Zukunftspläne
WE: Wie kamst Du auf die Idee, Kurse für Neuimker anzubieten?
Theresa: Ich bin Lehrerin, ich gebe gerne das weiter, was ich mir mühevoll erarbeitet habe. Und so kam ich dazu, das naturnahe Imkern und alles, was ich mir in den vergangenen Jahren angeeignet habe, seit diesem Jahr auch in Kursen an Jungimker weiterzugeben. Gerade bilde ich sechs Imker über den Unterfränkischen Bienenzuchtverein aus, in dem ich seit Januar die erste Vorsitzende bin. Ab 2021 möchte ich allerdings auch über Mellifera e.V., einem Verein, der sich seit fast 35 Jahren für wesensgemäße und ökologische Bienenhaltung einsetzt, Kurse anbieten. Dort habe ich selbst wesentliche Bausteine meiner Imkerpraxis erlernt.
WE: Hat jeder die Möglichkeit Imker zu werden?
Theresa: Ja und nein. Man benötigt einen guten Standort, um die Bienen aufstellen zu können, Stauraum, um Werkzeuge unterzubringen und, wie bei jedem neuen Hobby, das nötige Kleingeld für Erstanschaffungen wie Bienenvölker, Bienenbeuten (Behausungen), Honigschleuder etc. Außerdem empfehle ich jedem, der seinen Bienen gerecht werden möchte, die Bienenhaltung in einem zweijährigen Kurs im Verein zu erlernen.
WE: Was sind Deine Pläne für die Zukunft?
Theresa: Wir kümmern uns derzeit mit einer Gruppe Gleichgesinnter um ein Gartengrundstück am Rande von Würzburg. Den Garten möchten wir in einen Naturgarten umwandeln. Dort stehen auch die Bienen. Es gibt in dem Garten Raum für jede Menge Projekte. Da wird mir sicherlich nicht langweilig.
Konkreter habe ich in diesem Jahr den ersten Vorsitz des Unterfränkischen Bienenzuchtvereins angenommen. Dort gibt es seit diesem Jahr neben dem konventionellen Ausbildungszweig auch den naturgemäßen. Das freut mich und das würde ich gerne noch weiter ausbauen. Im nächsten Jahr möchte ich zudem beginnen, wie oben schon geschrieben, in unserem schönen Garten neben den Jungimkern, die ich für unseren Verein betreue, auch Kurse von Mellifera e.V. anbieten.