Am 30. März unterzeichnete Bundesgesundheitsminister Jens Spahn eine „Verordnung zur Abweichung von der Approbationsordnung für Ärzte bei einer epidemischen Lage von nationaler Tragweite“. Diese trat am 1. April in Kraft, mit dem Zweck, dass die Medizinstudierenden in der aktuellen Krisensituation das Gesundheitswesen unterstützen und trotzdem ihr Studium erfolgreich fortsetzen können. Genauer: Das zweite Staatsexamen wird verschoben und das praktische Jahr vorgezogen. Auch die Würzburger Medizinstudierende sind von den Neuerungen betroffen.
Bayern setzt Verordnung um
Jedes Bundesland kann selbst entscheiden, ob es den Regelungen folgt oder die Examina wie bisher stattfinden lässt. Bayern und Baden-Württemberg haben sich jeweils dazu entschlossen, den Verordnungen zu folgen. In einer Pressemitteilung der Fachschaften der Medizin Baden-Württemberg und Bayern wird deutlich, was die neuen Regelungen in der Praxis bedeuten.
So wird das sogenannte Hammerexamen eingeführt. Soll heißen, das zweite Staatsexamen der Medizinstudierende, welches eigentlich im April stattfinden sollte, wird auf nächstes Jahr verschoben. Es erfolgt dann also kurz vor dem dritten Examen. Dafür wird ihr praktisches Jahr um vier Wochen nach vorne gezogen. Dieses verkürzt sich außerdem von 48 auf 45 Wochen, um den Studierende mehr Zeit für die Vorbereitung auf das verschobene zweite Staatsexamen zu geben. Durch die Verordnung sollen möglichst schnell, möglichst viele Medizinstudierende in der Krankenversorgung im praktischen Jahr eingesetzt werden.
Studierende rufen Petition ins Leben
Obwohl Gesundheitsminister Spahn versichert, dass die medizinische Ausbildung nicht unter dem Gesetzentwurf leiden wird, sehen das viele Studierende kritisch. Es beginnt bei der Lernzeit für das Hammerexamen. Diese wird nämlich trotz Verkürzung des PJ knapp. Normalerweise hat man über 100 Tage Lernzeit. Durch das engere Aufeinanderfolgen des zweiten und dritten Examens bleiben jetzt nur noch 42 Tage übrig.
Viele Studierende fühlen sich im Stich gelassen und unnötigen Zusatzbelastungen ausgesetzt. Darum hat die Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland eine Petition ins Leben gerufen, welche auch einige Würzburger Studierende unterzeichnet haben. Sie kritisieren außerdem die finanziellen Bedingungen. Viele Kliniken zahlen im PJ kein Gehalt. Da die praktische Ausbildung jetzt so spontan vorverlegt wurde, könnten für einige Studierende finanzielle Probleme auftreten.
Unsicherheit über anstehendes PJ
„Wir erkennen an, dass aufgrund der Krankenversorgungslage Änderungen im Studienablauf notwendig werden können“, so die Bundesvereinigung der Medizinstudierenden in Deutschland. Sie macht allerdings auch klar: „Das geplante Vorhaben stellt jedoch eine unzumutbare Härte für die Studierenden dar.“ Viele sind unsicher, ob sie das PJ antreten sollen. Die Redaktion der Main-Post hat einige Studierende zu ihrer Meinung über die neue Verordnung befragt. Die aufschlussreichen Statements gibt’s im Artikel „Corona: Wie Medizinstudierende unter dem Examens-Aufschub leiden“.
Dieser Beitrag beruht auf einem Artikel der Main-Post Redakteurin Sophia Scheder.