2020 jährt sich Würzburgs Schicksalstag, der 16. März 1945, zum 75. Mal. Die Geschichtswerkstatt im Verschönerungsverein nimmt dieses Jubiläum zum Anlass um bei der inzwischen 22. Auflage ihrer stets sehr gut besuchten Fotoausstellung im Würzburger Rathaus einen besonderen Fokus auf die Zerstörung im Zweiten Weltkrieg zu legen.
4.000 Opfer in 20 Minuten
Am 16. März 1945 wurde Würzburg in nur 20 Minuten fast vollständig von Bomben zerstört. Dem Feuersturm fielen etwa 4.000 Menschen zum Opfer. Durch Fotografien und Texte rückt diese Nacht vor weniger als einem Menschenalter wieder näher an den Ausstellungsbesucher heran. Der 16. März wird zudem in eine vollständige Chronologie historisch eingebettet, die nicht mit der Bombardierung endet. So wird beispielsweise auch der erbitterte Kampf um die Ruinenstadt bis zur Befreiung durch die US-Streitkräfte am 6. April dargestellt.
„Die Zerstörung Würzburgs im Zweiten Weltkrieg war ein Resultat von Nationalismus und Rassenwahn. Sie ist daher eine eindringliche Mahnung an uns heute, uns für ein friedliches Zusammenleben der Völker und die uneingeschränkte Achtung der Menschenwürde einzusetzen. In einer Zeit, in der auch hierzulande Kräfte immer stärker werden, die außenpolitisch auf die einseitige Verfolgung nationaler Interessen und innenpolitisch auf Abschottung und Ausgrenzung setzen, ist diese Mahnung notwendiger denn je“, ordnete auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt den 16. März in einen größeren Kontext ein.
Viele Fotos bisher unveröffentlicht
Schuchardt würdigte das Team um Helmut Försch, Peter Hulansky und Berthold Diem, das in akribischer Vorarbeit einmal mehr viel historisches Material gesichtet hat und eine Ausstellung mit zum Teil bisher unveröffentlichten Fotos erstellt hat. Es gibt zwei Begleitbände zur Ausstellung und erstmal auch eine DVD mit rund 30 Minuten Laufzeit. Helmut Försch nutzte die Ausstellungseröffnung für einen emotionalen Appell – gerade auch an die jüngeren Generationen: „Wir haben es damals erlebt und man könnte meinen: die Menschheit hat aus ihren Fehlern nichts gelernt.“ Försch zeigte sich entsetzt über neue Formen von Antisemitismus, die Relativierung von Nazi-Morden, die Ereignisse von Thüringen oder auch Deutschlands Rolle als großer Rüstungsexporteur. In Anlehnung an Kurt Tucholsky rief er den zahlreichen Besuchern der Vernissage ins Gewissen: „Ich höre nicht auf Nein zu sagen! Baut eine friedliche Welt ohne Hass und Neid!“
Ort und Zeitpunkt der Ausstellung
Die Ausstellung wird bis einschließlich Freitag, 27. März 2020, zu den Öffnungszeiten des Rathauses zu besichtigen sein: Mo-Do 8 bis 18 Uhr, Fr 8 bis 13:30 Uhr. Die Bilderschau ist nur eines von zahlreichen Formaten der Erinnerungskultur.