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Verkehr im Stadtgebiet. Foto: Pascal Höfig
Verkehr im Stadtgebiet. Foto: Pascal Höfig

Stadtring: „Verkehrswende jetzt“ fordert weniger Durchgangsverkehr

„Durchatmen statt durchrasen“ unter dieses Motto stellt das Würzburger Bündnis „Verkehrswende jetzt“ eine Demonstration auf dem Stadtring-Süd, die für Samstag, 18. Januar 2020 um 11 Uhr angekündigt wird. Das Bündnis fordert weniger LKW- und PKW-Durchgangsverkehr auf dem Stadtring – für eine bessere Luft- und Lebensqualität, so heißt es in einer Pressemitteilung.

Desolate Verkehrssituation

Die Gesundheit der Bürgerinnen und Bürger Würzburgs sei nach wie vor gefährdet durch anhaltend hohe gesundheitsschädliche Emissionswerte von Feinstaub, Stickoxid und CO2. Ein Hauptverursacher sei die desolate Verkehrssituation im Stadtgebiet. „Die katastrophale Verkehrssituation auf dem Mittleren Ring/B19 bzw. dem Stadtring-Süd und die damit einhergehende prekäre und gesundheitsschädliche Luftqualität erfordern eine sofortige nachhaltige Reduzierung sowohl des LKW- als auch des PKW-Verkehrs auf den genannten Verkehrstrassen sowie im innerstädtischen Bereich“, heißt es.

Bündnis will zukunftsfähiges Mobilitätskonzept

Das Bündnis Verkehrswende jetzt setze sich für ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Mobilitätskonzept ein, das auch die drastische Senkung des motorisierten Individualverkehrs beinhalte. „Denn nur so können die Gesundheit und Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger verbessert sowie die Ziele des Klimaschutzkonzeptes erreicht werden“.

Würzburg zählt zu schmutzigsten Städten

Bereits 2012 hatte sich die Stadt Würzburg im damals beschlossenen Klimaschutzkonzept das Ziel gesteckt, im Jahre 2020 eine Halbierung der Emissionen im Vergleich zu 1990 zu erreichen, schreibt das Bündnis in einer Pressemitteilung. Dieses Ziel sei laut „Verkehrswende jetzt“ aber weit verfehlt worden. Die CO2–Emissionen wurden nur um ca. 40 Prozent gesenkt. Die Stadt musste eingestehen, dass das Ziel von 50 Prozent Schadstoffsenkung frühestens im Jahr 2023 erreicht werden könne. Vor allem der Bereich Verkehr verhindere das Erreichen dieses Ziels, denn verkehrsbedingt wurden sogar fünf Prozent mehr Emissionen verursacht als im Jahre 1990.

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Dazu kommt, dass die Zahl der in Würzburg zugelassenen LKWs stark angestiegen sei. Dies habe zu einer Verdreifachung der Belastung geführt, so ein Bericht der Main-Post.

Täglich bis 60.000 PKWs und ca. 2.000 LKWs

Nach den statistischen Erhebungen der automatischen Dauerzählstelle Estenfeld (im Stadtgebiet Würzburg existiert keine Zählstelle) befahren täglich ca. 50.000 bis 60.000 PKWs und ca. 2.000 LKWs den Mittleren Ring/B19, die sich quantitativ in den Stadtring-Süd und Stadtring-Nord aufteilen, so das Bündnis. Ein Großteil dieses autobahnähnlichen Verkehrsaufkommens entfällt auf den Durchfahrtsverkehr. An Wochenenden beträgt der Anteil von nur passierenden PKWs auf dem Stadtring-Süd Schätzungen zufolge ca. 80 bis 90 Prozent, heißt es weiter.

Verkehr im Stadtgebiet. Foto: Pascal Höfig

Verkehr im Stadtgebiet. Foto: Pascal Höfig

Gesamtkonzept für Stadt und Land

Das im Jahre 2016 eingeführte Fahrverbot für LKWs auf dem Stadtring-Süd hätte sich im Gefolge von umfangreichen Ausnahmetatbeständen erwartungsgemäß als völlig wirkungslos erwiesen. Eine ähnlich prekäre und gesundheitsschädliche Verkehrssituation bestehe auch im innerstädtischen Bereich, führt „Verkehrswende jetzt“ aus. Würzburg und der gesamte Landkreis seien mit den wachsenden Verkehrsströmen überfordert. Eine zukunftsweisende Verkehrspolitik dürfe sich nicht nur auf die Stadt Würzburg selbst beschränken, sondern müsse das Umland in einem Gesamtkonzept mit einbeziehen.

Forderungen von „Verkehrswende jetzt“

Wie lässt sich die Verkehrslawine verringern und sinnvoll steuern? „Wir brauchen dazu eine Verkehrswende, die den Ausbau umweltverträglicher Mobilitätsformen priorisiert und damit zu einer flächenhaften Veränderung des Modal Split führt.“ Das Bündnis Verkehrswende jetzt fordert deshalb unter anderem folgende Punkte (aus der Pressemitteilung wörtlich wiedergegeben):

  1. Sofortiger Stopp der Planungen für den Ausbau des ca. 30 Millionen Euro teuren Greinberg-Knotens. Diese Planung ist aus verkehrstechnischer Sicht unsinnig, da wie empirisch belegbar ist, der weitere Ausbau als reiner Autoknoten zu einer Zunahme des Verkehrsaufkommens führen wird. Eines der wichtigsten Ziele der Stadt Würzburg muss aber die Reduzierung der innerstädtischen Verkehrsströme sein. Wir fordern deshalb die Aufwertung von Greinbergknoten und Europastern zu Mobilitätsdrehscheiben, auf denen alle Verkehrsteilnehmer gleichberechtigt sind.
  2. Durchfahrtsverbot für LKWs über 3,5t auf dem Stadtring-Süd mit Ausnahme des Be- und Entladens im Stadtgebiet von Würzburg.
  3. Aufstellung stationärer Geschwindigkeitsmessstellen an neuralgischen Verkehrspunkten und kontinuierliche Überwachung von Fahrverboten und Geschwindigkeitsübertretungen.
  4. Einbeziehung des Stadtring-Süd in eine geplante Umweltzone, um auf diese Weise die inakzeptabel hohen PKW Durchfahrtsverkehre auf dem Stadtring-Süd zu verringern.
  5. Nachtfahrverbot für LKWs über 3,5t auf dem Stadtring-Süd und Stadtring-Nord von 22 bis 5 Uhr.
  6. Dauerhafte stationäre Messstationen für ultrafeine Feinstäube und Stickoxide entlang der Stadtringe, im Stadtgebiet Würzburg und Umland.
  7. Geschwindigkeitsbegrenzung auf 80 km/h von der BAB-Anschlussstelle 101 (Estenfeld A/7) bis zum Beginn des Stadtgebietes und von der BAB-Anschlussstelle 70 (Heidingsfeld/A3) bis zum Beginn des Stadtgebietes. Die Verlangsamung der Verkehre würde auch zu einer Verminderung der Verkehrsströme führen, da die Navigationsgeräte die Route über den Stadtring-Süd nicht mehr als die schnellste Verbindung zwischen den Autobahnen ausweisen werden.
  8. Ausbau und Verbesserung eines klimafreundlichen ÖPNV.
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