Knapp zwei Monate ist es her, seit der Radentscheid Würzburg vom Stadtrat übernommen wurde. Anlässlich der Haushaltsberatungen diese Woche erinnern die Radaktiven des Bündnisses Verkehrswende jetzt mit einer Aktion an den Grundsatzbeschluss und fordern den Stadtrat auf, mehr Geld und Personal für den Radverkehr bereitzustellen. Im Zuge dessen wurde nun ein Forderungskatalog für die Umsetzung des Radentscheids veröffentlicht, wie in einer Pressemitteilung des Bündnisses bekannt gegeben wurde.
Weg zum Nautiland getestet
Kurz vor der Wiedereröffnung des Nautilands testeten Radfahrerinnen und Radfahrer aus dem Bündnis zum Beispiel schon mal, ob das Schwimmbad auch mit dem Fahrrad sicher erreichbar ist. Dafür klemmten sie sich bunte Poolnudeln auf die Gepäckträger, um auf den Sicherheitsabstand von 1,50 Meter, den Autofahrer beim Überholvorgang einhalten müssen, aufmerksam zu machen, heißt es in der Presseinformation.

Mit einer Poolnudelaktion wurde der Weg zum Nautiland getestet. Foto: Bündnis Verkehrswende jetzt / Volker Liebendörfer
Forderungskatalog veröffentlicht
Am Dienstag veröffentlichte das Bündnis außerdem einen Forderungskatalog mit notwendigen ersten Maßnahmen. Radentscheid-Sprecherin Marie Büchner sagt in der Pressemitteilung dazu: „Neben der Verdreifachung des Budgets für den Radverkehr fordern wir die Schaffung von acht zusätzlichen Stellen für die Planung und Genehmigung von Radverkehrsprojekten, um den Radverkehrsbeauftragten zu unterstützen.“
Bas Bergervoet, Sprecher des Radentscheids, ergänzt: „Das Vorbild Niederlande zeigt, dass ein Radverkehrsanteil von 50 Prozent und mehr kein Wunschdenken sind. Neben einfach umzusetzenden Maßnahmen wie etwa der Änderung der Vorfahrtsregelung am Radweg in der Mergentheimer Straße, fordern wir deshalb auch die Umgestaltung einer großen Kreuzung nach niederländischem Kreuzungsdesign.“
Maßnahmen für Fahrradfreundlichkeit
Konkret werden außerdem an verschiedenen Straßenabschnitten wie der Nürnberger Straße und der Schweinfurter Straße Radwege mit einer Breite von 2,30m gefordert, sowie Lückenschlüsse im Radnetz wie beispielsweise entlang der Wörthstraße. Auch sollen Kreuzungen und Einmündungen umgestaltet werden: ein niederländisches Kreuzungsdesign mit Schutzinseln und getrennten Ampelphasen und ein niederländisches Kreisverkehrsdesign am Berliner Ring sollen zur Fahrradfreundlichkeit beitragen.

Niederländisches Kreuzungsdesign. Foto: Bündnis Verkehrswende jetzt / Bas Bergervoet
Zudem fordert das Bündnis den Ausbau von Fahrradabstellmöglichkeiten in der Stadt: ausreichend witterungsgeschützte Fahrradabstellplätze zur Erschließung der Straßenzüge Sanderstraße, Kaiserstraße und Eichhornstraße, 2.000 Fahrradabstellplätze am Hauptbahnhof und Abstellplätze in Parkgaragen für den Radverkehr, so das Forderungspapier.
Provisorische Mittel wirkungsvoll
Die Radaktivisten möchten die Stadt Würzburg ermutigen, einfach mal was auszuprobieren, so das Bündnis weiter: „Der Schutz von Radwegen kann statt mit aufwendigen Baumaßnahmen auch erstmal mit provisorischen Mitteln wie Baustellengittern oder Flexipollern verbessert werden. So könnte man etwa die Umwidmung von Autospuren zu Radwegen durchaus mal ausprobieren und beobachten, wie die Verkehrsströme sich dadurch entwickeln.“