Die Arbeitsgemeinschaft der fahrradfreundlichen Kommunen (AGFK) in Bayern hat Würzburgs Radverkehrsmaßnahmen am Donnerstag genau unter die Lupe genommen und will die Stadt nun als ein ständiges Mitglied in die Arbeitsgemeinschaft aufnehmen. „Würzburg kommt bei der Verkehrswende voran“, sagte Oberbürgermeister Christian Schuchardt, der sich für das positive und differenzierte Signal der Jury bedankt: „Würzburg befindet sich auf einem guten Weg, den wir konsequent weitergehen werden. Wir freuen uns über diese Anerkennung“, heißt es in einer Presseinformation der Stadt Würzburg. Dass Würzburg aber besonders fahrradfreundlich sei, sehen der ADFC und Grüne Jugend anders.
AGFK – für fahrradfreundliche Kommunen
Die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen nimmt Kommunen für vier Jahre auf, innerhalb derer über die Verleihung der Auszeichnung „Fahrradfreundliche Kommune in Bayern“ entschieden wird. Nur auf Vorschlag der AGFK kann das Staatsministerium diese Auszeichnung verleihen. Nach sieben Jahren erfolgt schließlich eine erneute Überprüfung der AGFK.
Damit würde man sich einem Netzwerk von anderen fahrradfreundlichen Kommunen anschließen und von deren Erfahrungen, Meinungen und Dienstleistungen profitieren. Das sei auch ein Anreiz für Würzburg, sich um diese Auszeichnung zu bemühen.
Veränderungen in den letzten Jahren
Die Verbesserung des Radwegenetzes und der Ausbau des Radverkehrs ist ein wichtiger Baustein der Mobilitätswende und die Voraussetzung für saubere Luft in Würzburg. Einen Tag lang hatte die Jury der AGFK das Radverkehrskonzept der Stadt Würzburg auf den Prüfstand gestellt, die Planungen untersucht und auch bei einer Fahrradexkursion zusammen mit Würzburgs Baureferenten Benjamin Schneider die Fahrradfreundlichkeit genau unter die Lupe genommen, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt.
Dabei sind der Jury der AGFK unter ihrem Vorsitzenden Baudirektor Johannes Ziegler, im Würzburger Stadtbild viele für Radfahrer positive Punkte aufgefallen, heißt es weiter, dazu gehört unter anderem die finanzielle Förderung von Lastenrädern, die zahlreichen Fahrradparkhäuser oder auch der neue Plan der Winter-Radverkehrsrouten, die geplante Imagekampagne für den Radverkehr sowie die Detektion der Radfahrer für eine dynamische Ampelschaltung wie auch vieles weitere mehr. Würzburg habe in den vergangenen Jahren viel getan und auch die große Herausforderung der schwierigen Topografie angenommen, so Ziegler.

Fahrradweg in Würzburg. Symbolfoto: Pascal Höfig
Fahrradsituation katastrophal
Die Grüne Jugend freut sich zwar über die Auszeichnung, allerdings sind in ihren Augen noch mehr Veränderungen notwendig, um den Radverkehr in Würzburg attraktiver zu gestalten, heißt es in einer Pressemitteilung der Partei. Selbiger Meinung ist auch der ADFC, wie der Verband in einem Schreiben mitteilt. „Fahrradfreundlich ist aber die Stadt Würzburg deshalb noch lange nicht!“, betont Thilo Wagenhöfer, Vorstandsmitglied beim Kreisverband des ADFC, in dem Presseschreiben. Vielmehr verpflichtet sich die Stadt durch die Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft, die Radverkehrsförderung konsequent und kontinuierlich voran zu treiben, Erfahrungsaustausch mit anderen Mitgliedskommunen der AGFK und auch die Kommunikation mit den Nutzern zu pflegen, d.h. mit den Radfahrenden und den Radverkehrsverbänden, so der ADFC.
Würzburg als Negativbeispiel
Die Grüne Jugend ist zuversichtlich, verweist aber auf die schlechte Platzierung im Ranking des ADFC: „Ich glaube, in Würzburg steckt noch sehr viel Potenzial – deshalb wollen wir den Anteil des Radverkehrs nicht nur auf 16%, sondern bis 2030 auf 50% erhöhen! Im Hinblick auf Nachhaltigkeit ist das Fahrrad das Fortbewegungsmittel schlechthin: es ist leise, emmissionslos und braucht nur wenig Platz. Bislang ist Würzburg leider vor allem ein Negativbeispiel für Fahrradfreundlichkeit, sodass wir in den Rankings des ADFC regelmäßig auf den hinteren Plätzen landen. Kein Wunder angesichts der Salamitaktik von Stadt und Verwaltung!“, sagt Konstantin Mack, Spitzenkandidat der Grünen Jugend zur Stadtratswahl.

Fahrradfahrer. Symbolfoto: Pascal Höfig
Haushaltsetat für Radverkehr gestiegen
„Radverkehr ist täglich gelebter Klimaschutz“, so Bürgermeisterin Schäfer-Blake in einer Presseinformation der Stadt Würzburg. Weil jede zweite Autofahrt über eine Strecke von unter fünf Kilometern führe, müsse das Ziel sein, den Radverkehr zu stärken und mehr Platz in der Stadt einzuräumen, heißt es weiter.
Im Zuge des Ausbaus des Radverkehrsnetzes ist der Haushaltsetat für den Radverkehr in den vergangenen Jahren von knapp 300.000 Euro auf rund 3,15 Millionen Euro in 2019 gestiegen, womit unter anderem neben den Hauptradachsen auch das interkommunale Radwegenetz zur LGS wie auch überdachte Fahrradstellplätze in den verschiedenen Stadtteilen und viele weitere Projekte finanziert wurden, so die Stadt.