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Agentur für Arbeit Würzburg. Foto: Pascal Höfig
Agentur für Arbeit Würzburg. Foto: Pascal Höfig

Hoher Fachkräftemangel in Unterfranken

Bis 2025 fehlen in Unterfranken 75.000 Fachkräfte. Die Sicherung von Fachkräften bleibt in den nächsten Jahren eine zentrale Herausforderung für Deutschland, Bayern und Unterfranken. Im Jahr 2025 werden 2,9 Millionen Fachkräfte am deutschen Arbeitsmarkt fehlen, davon 350.000 in Bayern und 75.000 in Unterfranken. Das ist ein Ergebnis der Studie „Arbeitslandschaft 2025“ der vbw–Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e. V., erstellt durch die Prognos AG. Die Lage für Unterfranken hat die vbw in Würzburg vorgestellt.

Qualifikation und Bedarf oft nicht passend

Der Vorsitzende der vbw Bezirksgruppe Unterfranken, Wolfgang Fieber, sagte: „In Unterfranken ist die Zahl der offenen Stellen seit 2012 von 6.900 auf mehr als 14.000 nach oben gegangen. In unserem Regierungsbezirk besteht die größte Nachfrage nach Tätigkeiten in Produktion und Fertigung, knapp 5.000 offene Stellen gibt es in diesem Bereich. Außerdem sind Fachkräfte in den Bereichen Verkehr und Logistik mit rund 2.700 sowie im kaufmännischen Bereich mit rund 1.800 offenen Stellen stark nachgefragt. Ähnliches gilt für den Gesundheits- und Sozialbereich mit rund 2.000 Stellen.

“Besonders deutlich zeigt sich der Mangel den Prognosen der vbw zufolge bei den beruflich Qualifizierten. Während sich bei den Akademikern nahezu flächendeckend ein Arbeitskräfteüberschuss abzeichnet, fehlen in Bayern Personen mit einer beruflichen Qualifikation. Fieber: „Hinzu kommt der “qualifikatorische Mismatch“. Das heißt: Für die Unternehmen wird es schwieriger, Personal mit der passenden Qualifikation generell und konkret am Unternehmensstandort zu finden. Treiber für dieses Ungleichgewicht ist die fortschreitende Digitalisierung.“

5 Maßnahmen zur Fachkräftesicherung

Zur Fachkräftesicherung sieht die vbw fünf Handlungsfelder: breite Bildungsoffensive, Verbesserung der Beschäftigungschancen, vor allem von Arbeitslosen oder von Arbeitslosigkeit Bedrohten, Erhöhung der Erwerbsbeteiligung, insbesondere von Frauen, und Nutzung aller Arbeitszeitpotenziale. Ergänzend zu den ersten vier, auf den heimischen Arbeitsmarkt fokussierten Maßnahmen, fordert die vbw die gezielte Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland.

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Initiative Fachkräftesicherung+

Gelingt es nicht, den Fachkräftebedarf über geeignete Maßnahmen zu decken, können nach Einschätzung der vbw Produktions- und Wachstumspotenziale nicht ausgeschöpft werden, Investitionen am Standort müssten unterbleiben. Die vbw hat deshalb zusammen mit der bayerischen Staatsregierung die Initiative Fachkräftesicherung+ ins Leben gerufen. Die Aktion ist mit einer Vielzahl von Projekten und einer koordinierenden Taskforce angelaufen. Ziel ist es, bis zum Jahr 2023 rund 250.000 zusätzliche Arbeitskräfte für die bayerische Wirtschaft zu gewinnen.

Engpassanalyse gibt Aufschluss

Nun fragt man sich, in welchen Berufsbereichen Unternehmen besonders lange nach der passenden Fachkraft suchen. Die Engpassanalyse der Agentur für Arbeit in Würzburg gibt hierauf eine Antwort. Das Qualifizierungschancengesetz ist hier eine Chance und bringt Arbeitgeber und Beschäftigte weiter. Der demografische Wandel, die hohe Einstellungsbereitschaft der Unternehmen und die steigende Erwerbstätigkeit lenken den Blick verstärkt auf die Fachkräftesituation in der Region.

Mit der Engpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit wird objektiv dargestellt, in welchen Berufen aktuell Besetzungsschwierigkeiten auftreten und wie sich die Situation regional darstellt. Da Arbeitgeber vor allem Fachkräfte suchen und das mittlerweile oft sehr lange, werden die Helferstellen sowie die Anzahl der arbeitslosen Helfer bei der Engpassanalyse außer Betracht gelassen. Auch die Stellenaufträge von Arbeitnehmerüberlassungsfirmen fließen nicht in die Analyse mit ein.

Wo fehlen die Fachkräfte?

Allein ein hoher Bestand an offenen Arbeitsstellen signalisiert noch keinen Fachkräftemangel. Ergänzend muss die sogenannte Vakanzzeit betrachtet werden. Das ist die Zeitspanne vom gewünschten Einstellungstermin bis zur Abmeldung bei der Agentur. Und diese ist in einigen Berufsgruppen sehr lange. Vorab sollte man wissen, es gibt keine Stellenmeldepflicht für Arbeitgeber. Dennoch waren im Jahr 2018 durchschnittlich rund 3.700 Stellen für Fachkräfte in der Agentur für Arbeit Würzburg gemeldet. Für mehr als die Hälfte der Stellen betrug die durchschnittliche Vakanzzeit über 120 Tage und zwar in folgenden Berufssegmenten: 

  • Fertigungstechnische Berufe (179 Tage)
  • Fertigungsberufe (172 Tage)
  • Bau- und Ausbauberufe (158 Tage)
  • IT- und naturwissenschaftliche Dienstleistungsberufe (149 Tage)
  • Medizinische und nicht-medizinische Gesundheitsberufe (142 Tage)
  • Lebensmittel- und Gastgewerbeberufe (129 Tage) 

Finanzielle Unterstützung für die Unternehmen 

Auf der anderen Seite werden die Anforderungen an die Fachkräfte immer größer. Die Digitalisierung und veränderte Arbeitsplatzanforderungen machen die Suche nach dem passenden Arbeitnehmer nicht unbedingt einfacher. Seit diesem Jahr können Arbeitgeber, unabhängig von der Betriebsgröße, bei der Arbeitsagentur aufgrund des Qualifizierungschancengesetzes finanzielle Unterstützung beantragen, wenn ihre Mitarbeiter eine Anpassungsqualifizierung besuchen oder einen Berufsabschluss nachholen.

Lebenslanges Lernen als Fachkräftemacher

„Die betrieblichen Arbeits- und Geschäftsprozesse werden sich durch den technologischen Wandel rasant verändern. Arbeitgeber und Arbeitnehmer sind daher gut beraten, sich rechtzeitig diesen neuen Herausforderungen zu stellen. Verschiedene Analysen zeigen auf, dass immer mehr standardisierte Tätigkeiten von Computern und computergesteuerten Maschinen übernommen werden können. Vor diesem Hintergrund muss lebenslanges Lernen zu einer Selbstverständlichkeit werden, um nicht den Anschluss zu verlieren. Jeder Arbeitgeber könnte so selber ein „Fachkräftemacher“ sein.

Infos für Arbeitgeber

Ein Telefonat mit dem Arbeitgeberservice (kostenlose Servicehotline: 0800 45555 20) bringt die Arbeitgeber zu diesem Thema sicherlich weiter,“ rät Stefan Beil, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Würzburg. „Besonders beschäftigte Hilfskräfte haben durch die Unterstützung der Agentur die Chance, bei voller Gehaltsweiterzahlung, einen Berufsabschluss nachzuholen. Deshalb rate ich jedem Weiterbildungswilligen, mit seinem Arbeitgeber ein Gespräch über die eigene berufliche Zukunft zu führen und die Fördermöglichkeiten des Qualifizierungschancengesetzes zu nutzen.“

Weitere Details findet man auf der Internetseite: www.statistik.arbeitsagentur.de

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Dieser Artikel basiert auf Pressemitteilungen der Informationszentrale der Bayerischen Wirtschaft e.V. und der Agentur für Arbeit Würzburg .

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