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Die LeerRaumPioniere Felix, Lalli (Larissa), Mäffi (Marina), Fee, Max und Philipp. Foto: Marina Breitschaft
Die LeerRaumPioniere Felix, Lalli (Larissa), Mäffi (Marina), Fee, Max und Philipp. Foto: Marina Breitschaft

Interview: Was steckt hinter den Würzburger LeerRaumPionieren?

Marina, Max, Philipp, Larissa, Felix und Fee sind die LeerRaumPioniere. Sie suchen Leerstände, also leerstehende Häuser, Wohnungen, Ladenflächen (waren aber auch schon in ehemaligen Skaterhalle in den Posthallen, im Sudhaus des Bügerbräu-Geländes oder im Keller eines geschlossenen Getränkemarkts) und füllen diese mit Kunstausstellungen von Würzburger Künstlern und Künstlerinnen. Nebenbei organisieren Sie auch immer Begleitprogramme, Konzerte, Lesungen, Vortragsabende oder Workshops. Wie genau das Projekt LeerRaumPioniere entstanden ist und was dahinter steckt, hat uns Marina Breitschaft, unter den LeerRaumPionieren auch als Mäffi bekannt, in einem Interview verraten.

Vom Uniprojekt zu den LeerRaumPionieren

Würzburg erleben (WE): „Wie sind die LeerRaumPioniere entstanden?“
„Der Ursprung war eigentlich ein Uniprojekt der Museologie. Da haben sich die vier Gründer und Gründerinnen 2015 zusammengeschlossen, um in Würzburg eine Plattform für noch unentdeckte Künstler und Künstlerinnen zu schaffen, die nicht dem Kunstmarkt und Galerien unterworfen ist. Und indem man Leerstände nutzt können auch Immobilienbesitzer davon profitieren. Bei unseren Ausstellungen sehen bis zu 1.000 Menschen die Räumlichkeiten, die meist seit Jahren leer stehen. Zudem verträgt Würzburg Veranstaltungen und Locations die zur Subkultur gehören.“

WE: „Wie habt Ihr euch gefunden?“
„Die Crew ist sehr organisch gewachsen. Teils schon länger dabei als ich, teils von mir dann rekrutiert, wenn Einzelpersonen durch Engagement und Können aufgefallen sind.“

„DIE! GERMAN ANGST“ auf der Arte Noah

WE: „Was steckt hinter ‚DIE! GERMAN ANGST‘? “
„Normalerweise laden wir Würzburger Künstler und Künstlerinnen ein und kuratieren mit deren Kunst und ihnen zusammen eine Ausstellung in einem Leerstand. Das wird dann „Raum #“ mit der entsprechenden Nummer genannt. Diesmal ist es anders: Der Würzburger Kunstverein hat uns als Ehrung unser Leistungen ihr Kunstschiff Arte Noah angeboten. Da dieses keinen Leerstand darstellt, zeigen wir keinen Künstler oder eine Künstlerin außerhalb unserer Reihen, sondern entwickelten selbst ein Konzept für das Boot. Wir sehen diesen Raum nicht als Ausstellung, sondern als Mission, daher der Name ‚Mission #1 MEMBRAN: DIE! GERMAN ANGST‘.“

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Ab heute gibt es die neuste Ausstellung der LeerRaumPioniere auf der Arte Noah zu entdecken. Foto: Marina Breitschaft

Ab heute gibt es die neuste Ausstellung der LeerRaumPioniere auf der Arte Noah zu entdecken. Foto: Marina Breitschaft

WE: „Was wollt Ihr mit eurer Vernissage am 14. Juni bewirken?“
„Wir wollen nicht mehr stillschweigend hinnehmen, wie Menschen im Mittelmeer ertrinken. Wie über „Menschlichkeit“ diskutiert wird als wäre sie eine Option, eine Wahlmöglichkeit. “

WE: „Was erwartet einen auf der Arte Noah?“
„Es ist eine ganzkörperliche Erfahrung, ein Eintauchen. Wir haben uns von konventioneller Kunst wegbewegt und thematisieren das, was tatsächlich wichtig ist: Menschlichkeit vor allem im Bezug auf die Mittelmeer-Thematik und die Position Europas dazu.“

Jedes Kunstgenre vertreten

WE: „Wie würdet ihr eure Kunst beschreiben?“
„Da wir in jedem Raum andere Künstler ausstellen, teilweise auch zusammen, kann man bei uns im Grunde jedes Kunstgenre kennenlernen das es gibt. Jetzt für MEMBRAN haben wir eine Installation entwickelt und zwei Welten geschaffen, die sich als sehr unterschiedlich darstellen. Man tritt durch die MEMBRAN von der einen in die andere. Will man seinen Blickwinkel ändern, muss man also eine Reise vornehmen. In Kombination dazu wird am Freitag, den 14. Juni um 20 Uhr, eine Performance stattfinden.“

WE: „Wie viele Werke bekommt man auf euren Ausstellungen zu sehen?
„Die Anzahl von Bildern, bzw. Objekten variiert sehr stark. Da wir immer andere Räume mit sehr unterschiedlichen Größen haben (ein paar qm bis hin zu 200) ist alles möglich. Grundsätzlich achten wir aber bei Gruppenausstellungen natürlich darauf, dass es ausgewogen ist. Ob Werke von uns zu sehen sind? Ja immer mal wieder stellen wir auch Kunstobjekte von uns dazu, aber da die Organisation sehr viel Zeit in Anspruch nimmt, passiert das nicht immer.“

LeerRaumPioniere auf dem U&D

WE: „Wie erfahrt ihr von Leerräumen und wie häufig kann man eure Ausstellungen bewundern?“
„Manchmal wenn wir viel Glück haben, melden sich Immobilienbesitzer bei uns, aber meistens telefonieren wir einfach immer und immer wieder alle Leerstände durch. Wir versuchen so zweimal im Jahr eine Ausstellung zu zeigen, aber das hängt natürlich an den Räumen. Wann wir welche benutzen dürfen.“

WE: „Habt Ihr schon viele neue Ideen und Kunstwerke für die nächste Ausstellung gesammelt?“
„In einer Woche bespielen wir parallel zu dieser Ausstellung noch das Kunstzelt auf dem Umsonst und Draußen Festival. Das wird sehr interaktiv. Aber grundsätzlich schreiben uns das ganze Jahr über Menschen, wir sammeln die Portfolios und sobald wir einen Raum haben muss es schnell gehen. Meist haben wir nur 6 bis 8 Wochen um alles auf die Beine zu stellen. Mit dem Raum beginnt alles. Wie groß ist er? Wofür wurde er davor genutzt? Dann gehts zu den Künstlern. Wen wollen wir ausstellen? Welches Thema? Wenn das geklärt ist, beginnt die ganze Organisation. Von groben Renovierungsarbeiten bis hin  zur Erstellung von hippen Plakaten ist alles dabei.“

WE: „Was sollten unsere Leser außerdem unbedingt über euch wissen?“
„Wir, die LeerRaumPioniere haben Bock, die eingestaubte Elite der Kunst mal ein bisschen aufzurütteln und Europa die Leviten zu lesen.“

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