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Hinten: Prof. Dr. Ertl, Prof. Dr. Forchel, Prof. Dr. Einsele. Vorne: Dr. Hudecek, Gabriele Nelkenstock, Peter Jacob. Foto: Margot Rössler/ Uniklinikum Würzburg.
Hinten: Prof. Dr. Ertl, Prof. Dr. Forchel, Prof. Dr. Einsele. Vorne: Dr. Hudecek, Gabriele Nelkenstock, Peter Jacob. Foto: Margot Rössler/ Uniklinikum Würzburg.

CAR-T-Zell-Therapie: Hoffnungsträger der Krebsmedizin

Krebs gilt heute noch immer als Krankheit, die nicht vollständig geheilt werden kann. Nun gibt es Fortschritte zu berichten: das Uniklinikum hat eine neue Therapie mit sogenannten „CAR-T-Zellen“ erforscht und nun auch erfolgreich an einem Myelom-Patienten getestet. Damit gibt es einen neuen Hoffnungsträger für die scheinbar unbesiegbare Krankheit. Die Ergebnisse wurden nun bei einer Pressekonferenz  des UKW vorgestellt.

Mit Dr. Hudecek Forschungslabor aufgebaut

„Krebs ist nach wie vor Geisel der Menschheit“, sprach Prof. Dr. Georg Ertl, ärztlicher Direktor des UKW.„In diesem Zusammenhang war es eine überaus weitsichtige Entscheidung von Prof. Dr. Hermann Einsele – dem Direktor der Medizinischen Klinik II und selbst ein Pionier der zellulären Immuntherapie – im Jahr 2012 Dr. Michael Hudecek aus den USA an unser Klinikum zu holen“, unterstreicht Prof. Dr. Georg Ertl. Der Ärztliche Direktor des UKW präzisiert: „Auf der Basis von Dr. Hudecek‘s Know-how in der CAR-T-Zell- Forschung konnten ein Forschungslabor und eine Arbeitsgruppe zu diesem neuartigen Arzneimittelprinzip aufgebaut werden, die sich heute großer internationaler Sichtbarkeit erfreuen.“ Prof. Dr. Matthias Frosch, der Dekan der Medizinischen Fakultät zeigt sich begeistert von den Publikationen der Arbeitsgruppe in hochrangigen Fachjournalen und der erfolgreichen Drittmitteleinwerbung in diesem Bereich.

So funktioniert die CAR-T-Zell-Therapie

Im Allgemeinen werden T-Zellen aus dem Blut des Krebspatienten entnommen und für den Angriff gegen die Tumorzellen „gerüstet“. Für die Herstellung von CAR-T-Zellen werden zunächst T-Zellen aus dem Blut des Patienten gewonnen. Mit gentechnischen Verfahren wird in die Zellen ein neues Gen stabil eingebaut, das T-Zellen normalerweise nicht haben. Dieses Gen ist der Bauplan für ein spezifisches Protein, das als künstlicher (chimärer) Antigenrezeptor (CAR) bezeichnet wird. Die modifizierten T-Zellen werden zur Vermehrung angeregt und dem Patienten über eine Infusion wieder zugeführt. Mithilfe des künstlichen Antigenrezeptors, mit dem die Zellen vorher ausgestattet worden sind, erkennen die CAR-T-Zellen gezielt die Tumorzellen, docken an diesen an und töten sie ab. Vor der Rückgabe der CAR-T-Zellen wird in der Regel eine intensive, aber milde Chemotherapie durchgeführt. Sie drängt nicht nur die Tumorzellen zurück, sondern auch das körpereigene Immunsystem. So können sich die CAR-T-Zellen effektiver im Körper des Patienten vermehren.

Durch einen Chimären Antigen-Rezeptor können T-Zellen Tumorzellen erkennen und zerstören. Bild: Michael Hudecek / Uniklinikum Würzburg.

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Revolutionärer Ansatz

Revolutionär ist nicht nur, dass die Uniklinik eine Brücke zwischen Forschung und Patient baut. Anstelle von Medikamenten werden „lebende“ Zellen des Patienten entnommen und  „gerüstet“ gegen die Krebszellen wieder injiziert. Darüber hinaus handelt es sich um eine sogenannte Immuntherapie, wonach die CAR-T-Zellen im Körper als Gedächtniszellen verbleiben können und für mehrere Jahre neu entstehende Tumorzellen bekämpfen können, sodass eine langzeitige Aufrechterhaltung der Gesundheit möglich ist.

Erstmalig in Europa wurde an der Uniklinik ein Myleom-Patient behandelt. Als Teil der Forschungs-Weltelite präsentieren Prof. Dr. Einsele und Dr. Hudecek ihren Forschungsansatz auch in internationalen Kongressen. Zuletzt organisierten die beiden Experten im Februar dieses Jahres das erste europäische CAR-T-Zell-Meeting in Paris, wo sie selbst mehrere Vorträge hielten.

Patienteneigene T-Zellen werden für den Kampf gegen Krebs „gerüstet“. Bild: Daniel Peters / Uniklinikum Würzburg

In den USA und China vermehrte Anwendung

Dabei ist die Therapie mit CAR-T-Zellen keine Novität: in den USA und in China wurde sie schon erforscht und findet auch schon vermehrt Anwendung. Mehrere Patienten wurden schon erfolgreich behandelt. Als Grund hierfür sieht Prof. Dr. Georg Ertl, Ärztlicher Direktor des UKW, vor allem die Tatsache, dass vor allem China auf Grund seiner großen Population mit vielen Krebspatienten auch keine hohe Verfügbarkeit über die notwendigen Medikamente besitzt, auf die vor allem in Deutschland bei der Turmorerkrankung gegriffen wird. Deswegen werde dort die Forschung in diesem Bereich auch schneller vorangetrieben. Tatsächlich muss in Deutschland die Therapiemethode erst ausführlich im Labor getestet werden, bevor sie auch an Patienten angewendet werden darf.

Erster Patient erfolgreich behandelt

Peter Jacob ist 70 Jahre alt und stammt aus der Gegend um Schweinfurt. Als er 2015 von seiner Krebserkrankung erfuhr, wurde Multiple Myelom in einem höheren Stadium diagnostiziert – ein besonders aggressive und seltene Form des Lymphknotenkrebses. Viele Therapien, er sprach von ca. 20, lies er über sich ergehen, doch die Behandlungen schlugen nicht an und die Krebszellen kehrten immer schneller zurück. Doch er war nach eigenen Aussagen „Zur rechten Zeit am rechten Ort“: Peter Jacob wurde als Patient in die Studie der CAR-T-Zelltherapie unter Dr. Hudecek aufgenommen. Anfang Dezember wurden ihm die genveränderten CAR-T-Zellen wieder eingegeben, bereits Mitte Januar wurde er aus dem Krankenhaus entlassen. „Das war wie ein 6-er im Lotto“, sagt er.

Unterstützung durch Stiftung

Eine besondere „Rückenstärkung“ für die Würzburger CAR-T-Zell-Forschung war und ist die Förderung durch den Verein ‚Hilfe im Kampf gegen Krebs‘ und die Stiftung „Forschung hilft“. So organisierte der von Gabriele Nelkenstock geführte Verein bereits im Jahr 2013 auf der Mainfranken-Messe in Würzburg einen Benefizlauf, dessen Erlös gezielt dem Projekt von Dr. Hudecek zugute kam. „Schon damals zeichnete sich ab, welche große Bedeutung CAR-T-Zellen für zukünftige Krebstherapien haben können. Deshalb war es Hilfe im Kampf gegen Krebs e.V. ein Anliegen, die Weiterentwicklung des Projektes im Rahmen unserer Möglichkeiten zu sichern und voranzutreiben“, berichtet Gabriele Nelkenstock.

Fortgesetzt wurde die Förderung durch die im Jahr 2017 gegründete Stiftung „Forschung hilft“. Hinter der Einrichtung stehen der Verein „Hilfe im Kampf gegen Krebs“ und die Medizinische Fakultät der Julius- Maximilians-Universität Würzburg. Sehr großen Zuspruch fand beim externen wissenschaftlichen Beirat der Stiftung das Designer-T-Zellen-Projekt von Dr. Hudecek. Entsprechend erhielt es eine Fördersumme von 20.000 Euro. „Diese Unterstützung ist für uns in mehrfacher Hinsicht wertvoll“, so Dr. Hudecek.

Bei diesem Artikel handelt es sich um eine Pressemitteilung des Universitätsklinikums Würzburg.
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