Die Gleichstellung der Geschlechter spielt eine wichtige Rolle in sämtlichen Bereichen unserer Gesellschaft, einschließlich der Wissenschaft. Auch die Universität Würzburg arbeitet kontinuierlich auf dieses Ziel hin. Zur Situation der Frauen in der Wissenschaft wurden fünf Frauen an der JMU nach ihrer Meinung zum Thema „Frauen in der Wissenschaft“ befragt.
JMU-Frauenbeauftragte: „Quote ist unverzichtbar“
Marie-Christine Dabauvalle, Professorin für Zellbiologie und seit 2006 Frauenbeauftragte der Universität Würzburg:
„Die Situation für Frauen in der Wissenschaft ist zwar besser geworden, unser Ziel ist aber noch lange nicht erreicht. […] Verbessert hat sich die Lage, weil öffentlich und ernsthaft über Gleichstellung diskutiert wird und die Universität inzwischen sehr viele frauenfördernde Maßnahmen umsetzt. […] Dennoch erhöht sich die Zahl von Frauen in Führungspositionen viel zu langsam. […] Das liegt auch daran, dass es keine Konsequenzen hat, wenn die Universitäten ihre Ziele nicht erreichen. Universitäten sind autonom, und Maßnahmen für die Gleichstellung erfolgen oft auf ‚freiwilliger‘ Basis. Außerdem sind die Universitäten immer noch von Männern dominiert, und wir können Fortschritte in der Gleichstellung nur mit Unterstützung der Männer durchsetzen. […] Aufgrund meiner Erfahrungen halte ich eine Frauenquote für unverzichtbar. […] “
Professorin: „Wissenschaftskarriere könnte attraktiver sein“
Sabine Fischer, seit 2018 Professorin für supramolekulare und zelluläre Simulationen:
„Wenn ich in wissenschaftliche Meetings gehe, sitzen da meistens erschreckend wenige Frauen. […] Warum das so ist, kann ich nicht sagen. Grundsätzlich könnten ja die Bedingungen für eine Karriere in der Wissenschaft wesentlich attraktiver sein. Vielleicht sind Männer eher bereit, eine längere Zeit der Unsicherheit mit immer neuen Zeitverträgen auszuhalten. […] Gerade in einer Lebensphase, in der man sich ein festes Zuhause schaffen und eine Familie gründen will, ist finanzielle Sicherheit für viele Paare sehr wichtig. Aber trotzdem sind wir, was Frauen in der Wissenschaft angeht, schon weit gekommen. Ich habe es nie erlebt, dass jemand grundsätzlich meine Kompetenz in Frage stellt. Und es gibt auch tolle Mentoringprogramme und andere Formen der Unterstützung für junge Wissenschaftlerinnen.“
Studentin: „Gravierende Unterschiede in der Geschlechterquote“
Anna Leicht, Studentin:
„Im Moment befinde ich mich am Ende meines Bachelorstudiums und habe noch keine Erfahrungen in der Wissenschaft gemacht. Was ich jedoch beurteilen kann, ist die Geschlechterquote bei den Lehrenden meiner Fächer, und die Unterschiede sind gravierend. In den spanischen Fächern wurde ich häufig von Frauen betreut und auch der Anteil von Professorinnen war hoch. In Wirtschaft hingegen wurde ich während meiner gesamten Studienzeit nur von einer Professorin unterrichtet. […] “
Doktorandin: „Studentinnen gezielt ermutigen“
Anna-Katharina Schaper, Doktorandin am Lehrstuhl „China Business and Economics:
„In den Wirtschaftswissenschaften gibt es einen verhältnismäßig geringen Anteil an Doktorandinnen. Als Studentin wurde mir das besonders bewusst, als ich an einem vom Women@WiWi-Netzwerk der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät durchgeführten Seminar teilgenommen habe. Seit April 2018 engagiere ich mich im Vorsitz des Netzwerks. Dieses hat sich zum Ziel gesetzt, mehr Frauen für eine Promotion in den Wirtschaftswissenschaften und für eine Karriere in der Wissenschaft zu gewinnen. Das wollen wir erreichen, indem wir Studentinnen gezielt ansprechen, ermutigen und inspirieren. […]“
Professorin: „In den Köpfen ist noch einiges zu bewegen“
Helga Stopper, seit 2000 Professorin für Toxikologie:
„Die Situation ist in der Tat viel besser geworden. Als ich vor 21 Jahren meine Kinder bekam, musste ich mich dafür noch quasi erklären und rechtfertigen. Heute ist es viel selbstverständlicher, dass man als Wissenschaftlerin arbeiten und auch Kinder bekommen möchte. Ob es leichter geworden ist, ist eine andere Frage. Aber es gibt in Sachen Kinderbetreuung heute doch bessere Angebote, auch an der Uni, und die jungen Väter übernehmen mehr Mitverantwortung. Allerdings meine ich, dass es in den Köpfen der Menschen noch einiges zu bewegen gibt. Wenn eine Wissenschaftlerin sich für Kinder entscheidet, wird das noch zu oft damit assoziiert, dass sie nun wohl nicht mehr zu jeder wichtigen Konferenz fahren und nicht mehr die ganz große Karriere machen könne. Da sehe ich viel Luft nach oben für weitere Entwicklungen.“
Der Artikel beruht auf einer Pressemitteilung der Universität Würzburg.