Ein Auf und Ab zwischen Hoffen und Bangen liegen hinter den Mitgliedern des Aktionsbündnisses für den Erhalt der ehemaligen US-Tankstelle am Hubland. Noch zu Zeiten der Landesgartenschau wurde eine Petition gestartet, um möglichst viele Unterstützer gegen einen Abriss und zumindest für einen Teilerhalt des aus dem Jahr 1952 stammenden Gebäudes zu mobilisieren. Die Stadtplanung für das Gelände am Hubland aus dem Jahr 2008 sieht nämlich vor, die ehemalige Tankstelle abzureißen. Und dazu wird es laut aktuellem Stadtratsentscheid auch kommen.
Abriss günstiger als Teilerhalt
Laut Mainpost hatten in der vergangenen Sitzung lediglich 12 der 33 anwesenden Ratsmitglieder für eine weitere Untersuchung zum Erhalt der Tankstelle gestimmt. Somit steht fest, dass das Überbleibsel aus Zeiten der Leighton Barracks weichen muss. Ein Grund könnten auch die Kosten sein. Für einen Abriss müsse die Stadt ca. 1,15 Millionen Euro aufbringen, so die Mainpost, eine teilweise Erhaltung des Gebäudes hätte indes wohl um die 700.000 Euro mehr gekostet. Auch sei noch nicht klar gewesen, wie das Tankstellengebäude überhaupt genutzt worden wäre bei einem Teilerhalt.
ÖDP kritisiert die Entscheidung scharf
Die ÖDP-Stadtratsfraktion hat sich noch in der Sitzung geschlossen für den Erhalt bzw. den Teilerhalt eingesetzt und wendete sich im Nachgang nochmals an Herbert Stapff, Initiator des Aktionsbündnisses. Raimund Binder, ÖDP-Franktionsvorsitzender, kritisiert die Entscheidungen des Stadtrates und Verhaltensweisen seiner Stadtratskollegen scharf. Mit keiner Silbe sei die Identifikation erwähnt worden, die ein Gebäude haben könne, auch wenn es keinen Denkmalschutzcharakter nach der amtlichen Liste habe – stattdessen wurde das Ganze eher belächelt, so Binder.
„Und CSU Stadtrat Roth erdreistet sich, den Flächenverbrauch und das Bienensterben in diesem Zusammenhang zu erwähnen und den Abriss der Tankstelle damit zu begründen. Eine Unverfrorenheit, die ihm der Wähler hoffentlich nicht durchgehen lässt“, so der ÖDP-Fraktionsvorsitzende weiter.
ÖDP: Erhaltungswürdiges Gebäude
Für Raimund Binder mag es tatsächlich auch zweifelhaft sein, ob speziell die Tankstelle die Anforderungen an den Denkmalbegriff des Bayerischen Denkmalschutzgesetzes erfüllt. Sie sei zwar wenig spektakulär, vermittele dennoch aber den Eindruck der Erhaltungsbedeutung aus geschichtlichen Gründen. Zumindest sei sie ein wegen seiner Geschichte erhaltungswürdiges Gebäude, um die sich das Denkmalnetz auch kümmert.
Stück Würzburger Geschichte verschwindet
„Was bleibt von den Amerikanern, die viele Jahre hier waren? Viele typische Gebäude (Kapelle, Offizierskasino, Blauer Saal, Offiziershäuser, usw.) wurden abgerissen. Die Tankstelle der US-Army ist das letzte Bauwerk, das hier von den Amerikanern übrig bleibt. Die Landesgartenschau nutzte es als „American Diner“, warum nicht neben dem neuzeitlichen Eiscafé weiter mit dem Charme der 50er, die geprägt waren von Straßenkreuzer, Coca-Cola, Eisbomben, Kaugummi, Rockmusik und mehr. Im Untergeschoss zeigt die Ausstellung, was denn auf dem Gelände in vielen Jahrzehnten passierte. Wer weiß denn das noch? Wer hat es denn gewusst, bevor er es auf der LGS sah? Was erzählen wir unseren Kindern?
Und mal ehrlich: Es gibt Museen mit weniger Aussagekraft. Ist es wirklich so baufällig, dann hätte es zur LGS schon nicht mehr genutzt werden dürfen? Also sollte die Stadt prüfen, ob es nicht gesichert und erhalten werden kann. Für uns, für unsere Kinder, aber auch als Andenken an unsere 1.US-Army, denen Würzburg viel zu verdanken hat.“ – So lautete der Text der Petition für einen Erhalt der US-Tankstelle, die jetzt wohl bald Geschichte sein wird.