Wilhelm Conrad Röntgen ist wohl der bekannteste Nobelpreisträger unserer Stadt. Auch andere Wissenschaftler wie Emil Fischer, Eduard Buchner, Hartmut Michel, Klaus von Klitzing sind Nobelpreisträger, die zeitweise an der Universität Würzburg tätig waren. Dennoch denkt man bei Würzburg nicht sofort an Wissenschaft und Forschung. Dabei ist unsere Universität immer wieder in verschiedenen Rankings aufgrund ihrer Forschungen und Publikationen aufgelistet. Diese bestätigen regelmäßig den Erfolg unserer Universität in der Forschung. Insbesondere einzelne Fächer, wie Biologie und Chemie erzielen immer bessere Platzierungen. Aber was wird eigentlich hier in Würzburg geforscht?
Breite Spanne an Forschungsschwerpunkten
Die Forschung und Lehre gruppieren sich an der JMUW in acht fakultätsübergreifende Schwerpunktbereiche. Durch dieses breitgefächerte Spektrum sollen neue Erkenntnisse in zukunftsrelevanten Forschungsbereichen erlangt werden. Von Lebenswissenschaft, über Digitale Gesellschaft, bis hin zu kulturellem Erbe sind alle Interessen vertreten. Kein Wunder, dass es bei dieser Vielzahl an Schwerpunkten etliche Forschungszentren in Würzburg gibt. Daneben hat auch die Nachwuchsförderung eine sehr hohe Bedeutung an der JMUW.
Physik, Chemie und Biologie
Die Naturwissenschaftler der Uni Würzburg erzielen beeindruckende Ergebnisse. Unser Physikalische Institut gilt beispielsweise als eine Hochburg für topologische Isolatoren. Topo-Iso-was? Isolatoren sind eigentlich Nichtleiter, die keinen Strom weiter. Bei topologischen Isolatoren treffen Gegensätze aufeinander: Grundsätzlich leiten sie als Isolator nicht. Ausnahmsweise jedoch schon, nämlich an ihrer Oberfläche. Hier verhalten sie sich wie metallische Leiter und können Strom fast verlustfrei transportieren. Das macht sie gerade für die Computertechnik besonders interessant. Man könnte den Stromverbrauch reduzieren, die Leistungsfähigkeit auf einen Schlag steigern und neuartige Bauteile konstruieren.
Die Uni Würzburg bewies erst vor Kurzem wieder, dass sie auf diesem Gebiet gemeinsam mit der Uni Dresden international führende Standorte sind. Erst diesen Herbst konnte für die interdisziplinäre Forschung im Bereich der Quantenphysik der Uni Würzburg mit der Uni Dresden eine Fördersumme in Höhe von voraussichtlich 57 Millionen Euro gewonnen werden. Es scheinen also die besten Voraussetzungen gegeben um diese Forschung in der Quantenphysik weiter voranzutreiben und international nach wie vor vorne dabei zu sein.
Würzburger Chemiker: Wirkstoff aus Lianen
Vergangenen Monat kam eine Meldung, die viele hoffen lässt. Dem Naturstoffchemiker Professor Gerhard Bringmann und seinem Team vom Institut für Organische Chemie der Universität Würzburg, zusammen mit der Arbeitsgruppe von Professor Suresh Awale vom Institute of Natural Medicine der Universität Toyama in Japan, ist eine aussichtsreiche Entdeckung gelungen. Gemeinsam wurde eine neue, hochwirksame Substanz entdeckt, die sich als Wirkstoff gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs eignen könnte. Der Pankreaskrebs gilt als eine der aggressivsten und tödlichsten Krebsarten, da er nicht nur schwer zu diagnostizieren ist, sondern sich auch unheimlich schnell verbreitet. In vitro, also im Laborversuch hinter die Substanz die Krebszellen daran, sich auszubreiten und Tochterkolonien zu bilden. Es ist zu hoffen, dass ihr das letztlich dann auch in vivo, also im Patienten, gelingt.

Symbolfoto Universität am Hubland. Foto: Pascal Höfig
Dies ist allerdings noch ein weiter Weg und wird noch viele Jahre dauern. Gefunden wurde diese auch strukturell ungewöhnliche Substanz in einer kongolesischen Regenwaldpflanze. Professor Bringmann, der zudem ein beeindruckendes Stipendiensystem im Kongo etabliert hat, und sein gesamtes Team sind weltweit führend auf ihrem Fachgebiet.
Einer der Spitzenreiter in der Medizin
Aber auch in der Medizin sind die Wissenschaftler der Uni Würzburg national wie international führend. Die JMUW gehört zu den forschungsstärksten Universitäten Deutschlands. In Würzburg arbeiten Klinikum, vorklinische sowie klinisch-theoretische Institute eng zusammen. Insbesondere die Entwicklung von interdisziplinären Forschungszentren und disziplinübergreifender klinischer Arbeit wie das Zentrum Operative Medizin (ZOM), dem Zentrum Innere Medizin (ZIM), dem Deutschen Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) und dem Comprehensive Cancer Center Mainfranken (CCC MF) steht hierbei im Vordergrund. Durch die Nutzung von Ansätzen, Denkweisen oder Methoden anderer Fachrichtungen erhofft man sich so neue Lösungswege und Anstöße für die Heilung verschiedenster Krankheiten.

Eingang von ZIM und ZOM der Uniklinik Würzburg. Foto: Universitätsklinikum Würzburg
Spitzenzentrum der Krebsforschung
Dabei genießen die einzelnen Forschungszentren einen hervorragenden Ruf. Beispielsweise das CCC MF gilt als onkologisches Spitzenzentrum der Deutschen Krebshilfe und konzentriert sich in seiner Krebsforschung vor allem auf die Diagnose und die Therapie von Krebs. Auch hier wird viel Wert auf die Nachwuchsforschung gelegt. Erst im Juli diesen Jahres wurde von der Deutschen Krebshilfe eine Förderung zur Einrichtung eines von bundesweit fünf (!) Nachwuchszentren zugesprochen. Im Mildred-Scheel-Nachwuchszentrum sollen beste Arbeitsbedingungen für junge Krebsforscher geschaffen werden. Die Gruppen sollen erforschen, wie es Tumorzellen schaffen sich aktiv vor dem Immunsystem zu verstecken und wie sich die Kontrolle des Immunsystems wieder herstellen lässt. Hiervon erhofft sich die Wissenschaft weitere Fortschritte bei der Behandlung von Krebs.
Weitere Forschungspreise erst vor wenigen Wochen
Aber nicht nur das CCC MF widmet sich in Würzburg der Krebsforschung. Erst vor kurzem konnte die gesamte Krebsforschung in Würzburg einen Erfolg feiern. Über 100.000 Euro wurden im Rahmen der Benefizgala “Was Spenden & Stiften alles kann” am 3. November von der Stiftung “Forschung hilft” an verschiedene Arbeitsgruppen ausgeschüttet. Hierbei sollen insgesamt sieben neuartige, in Würzburg entwickelte, onkologische Behandlungsansätze unterstützt werden.

Das Bild zeigt die geehrten Forscher gemeinsam mit sonstigen Akteuren und Organisatoren des Abends. Foto: Angelika Cronauer
Der gemeinsame Antrieb: Heilung von Krebs
Ein jeder fragt sich natürlich, was diese Forschungen einem selbst bringen sollen, inwieweit man sich dafür interessieren oder vielleicht sogar unterstützen sollte. Kann durch die Forschungen wirklich Krebs geheilt werden? Was wird da eigentlich geforscht? Die verschiedenen Arbeitsgruppen verfolgen alle unterschiedliche Ansätze. So wollen beispielsweise Dr. Carsten Hagemann und Dr. Mario Löhr, beide von der Neurochirurgischen Klinik und Poliklinik des Uniklinikums Würzburg (UKW), mit feinen Bläschen Chemotherapeutika zu Hirntumoren transportieren, um diese lokal begrenzt zu behandeln. Während die Forschergruppe um Dr. Michael Hudecek und Dr. Thomas Nerreter, beide von der Medizinischen Klinik und Poliklinik II des UKW, über spezielle T-Zellen einen Weg gefunden hat, dass sich das körpereigene Immunsystem gegen Tumorzellen wenden kann.
Unterstützung für Forschungsprojekte der Medizinischen Fakultät
Unterstützung finden Forschungsprojekte der Medizinischen Fakultät auch am IZKF. Das Interdisziplinäre Zentrum für Klinische Forschung (IZKF) hat es sich zur Aufgabe gemacht, den wissenschaftlichen Nachwuchs in der Medizin zu fördern und setzt auf die Verbesserung der strukturellen Voraussetzungen für die klinischen Forschungen vor Ort. Nach Ansicht des IZKF bietet die medizinische Ausbildung nach wie vor keine ausreichende Perspektive für eine Karriere in der medizinischen Forschung. Daher entwickelt das IZKF sein Förderungsprogramm stetig weiter. Erst vor Kurzem konnte das IZKF Clinician-Scientist-Programm eine Spende von 1,7 Millionen Euro für sich erhalten. So konnten sechs zusätzliche Stellen im Programm geschaffen werden.

Uniklinikum Würzburg. Symbolfoto: Pascal Höfig
Würzburg als Forschungsstadt auf allen Gebieten
Man sieht also, die einzelnen Forschungszentren befinden sich in Würzburg in bester Gesellschaft. Würzburger Wissenschaftler genießen ein hohes Ansehen, nicht nur national, auch international. Dies beweist auch die Auszeichnung “Highly Cited Researcher”, die sechs Forscher der Universität Ende November erhielten. Ihre wissenschaftlichen Publikationen werden von anderen Wissenschaftlern außergewöhnlich häufig zitiert.
Es bleibt für die Zukunft zu hoffen, dass sich das gute Ansehen der Würzburger Forschung so weiterentwickelt und Würzburg immer weitere neue, spannende Erkenntnisse für die Gesellschaft gewinnen kann.
„Gutes tun steht jedem gut!“
Wenn man nun selbst seinen eigenen Teil zur Forschung leisten möchte, obwohl man überhaupt keinerlei Erfahrung mitbringt, so gibt es verschiedene Möglichkeiten sich zu engagieren. Einerseits helfen natürlich immer Spenden, seien sie auch noch so klein. Andererseits kann man auch Fördervereinen beitreten, und sich dort aktiv einbringen.

Die Xmas-Challenge von „Forschung Hilft“ versucht in der Region 5.000 Bänder zu verkaufen. Foto: Forschung hilft/Gabriele Nelkenstock
Gerade jetzt in der Weihnachtszeit gibt es eine besondere Aktion der Stiftung „Forschung hilft“ zugunsten der Krebsforschung an der JMU: die „Xmas-Charity-Challenge“. Idee der Charity Challenge: Vom 1. Dezember bis zum 23. Dezember 2018 versucht die Stiftung gemeinsam mit vielen Unterstützerinnen und Unterstützern in der Region Würzburg 5.000 „Bändchen fürs Leben“ an Frau, Mann und Kind zu bringen.
Jedes Charity-Bändchen und jede Spende erhöhen die Chance, dass die Krankheit irgendwann besiegt werden kann. Am letzten Tag des Weihnachtsmarktes in Würzburg soll mit der Aktion das Spendenziel von 25.000 Euro erreicht sein!