Schweinfurter sind bei den Würzburgern eher unbeliebt und umgekehrt. Das war geschichtlich gesehen tatsächlich schon im 30-jährigen Krieg so, bei dem sich die beiden Städte verfeindet gegenüber standen. Gerne werden Witze gemacht wie “ Über Würzburg lacht die Sonne, über Schweinfurt lacht die Welt“.
Würzburg ist ein einziger Dauerstau und die Bewohner arrogant, Schweinfurt ein langweiliger Industrieort, wo nichts geboten ist. Vorurteile gegenüber den Schweinfurtern gibt es genug, genauso wie gegenüber den Würzburgern. Doch unbemerkt bleiben die Gemeinsamkeiten der beiden Oberzentren Mainfrankens und, dass sie gar nicht mal so verschieden sind, wie man vielleicht glaubt.
Studentenstadt
Würzburg und Schweinfurt sind Studentenstädte, die vor allem eines gemeinsam haben: die FHWS – Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt. Die Standorte sind auf beide Städte verteilt und bilden zusammen eine Einheit. 1971 wurde die Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt mit den Fachrichtungen Architektur, Bauingenieurwesen, Betriebswirtschaft und Grafikdesign in Würzburg und den Fächern Elektrotechnik, Maschinenbau und Wirtschaftsingenieurwesen in Schweinfurt gegründet.
Das Angebot wurde bis heute um viele weitere Studiengänge ergänzt. Der Studienort richtet sich also danach, welchen Studiengang man wählt. Somit kommen verschiedene Studenten nach Würzburg, oder eben nach Schweinfurt, gehören aber derselben Hochschule an.

FHWS Stadt Schweinfurt. Foto: Pascal Höfig
Wein
Wenn ein Getränk beide Städte verbindet, dann ist es der Wein. Der gehört nämlich bei beiden Städten zum Kulturgut, was an der Region Mainfranken liegt. Das milde Klima und die steilen Hänge begünstigen den fränkischen Weinanbau, der schon seit über 1.200 Jahren Tradition ist. Die große Auswahl an Weinsorten wird am liebsten auf den zahlreichen Weinfesten der Region oder am Stadtstrand genossen. Warum nicht mal in der Nachbarstadt auf ein Gläschen Wein treffen?

Wein gehört zur Kultur. Foto: Pascal Höfig
Freizeitangebot
Generell haben beide Städte ein fast identisches Freizeit- und Kulturangebot. Hierzu gehören beispielsweise der beliebte Stadtstrand im Sommer, Badeseen wie der Erlabunner Badesee oder Schweinfurter Baggersee, ein breites Kulturangebot mit dem Mainfranken Theater Würzburg und dem Theater der Stadt Schweinfurt sowie verschiedenen Museen, die Themen von Geschichte bis Kunst behandeln. Bücherwürmer werden an beiden Standorten mit einer Stadtbibliothek versorgt. Auch mit einem Volksfest können beide Städte punkten, was ein Spaß für Jung und Alt ist.

Das Europarad hat Tradition auf dem Würzburger Kiliani. Foto: Pascal Höfig
Kneipen
Das Nachtleben bzw. die Kneipenkultur ist eine weitere Gemeinsamkeit. Natürlich gibt es in Schweinfurt schon allein durch die Größe der Stadt etwas weniger Angebot aber dennoch gibt es genug Lokalitäten, an denen man sich mal auf ein Glas treffen kann. Lange suchen muss man nirgends, nicht in Würzburg und auch nicht in Schweinfurt, was beide Städte auch für junge Leute und vor allem Studenten interessant gestaltet. Beliebt sind in Würzburg das „Standart“ oder „Till Eulenspiegel“, in Schweinfurt zum Beispiel das „Mephisto“ und das „Café Kölsch“.
Landesgartenschau
Würzburg bekam 2018 ihre Landesgartenschau – in Schweinfurt ist sie 2026 geplant. Kontroversen gab es an beiden Standorten, vor allem die Defizite der LGS Würzburg nahmen viele Schweinfurter als Grund, gegen eine Landesgartenschau in Schweinfurt zu sein. Dennoch ziehen Landesgartenschauen nicht nur Einwohner der Stadt, sondern auch viele Interessierte von Außerhalb an und sind fester Bestandteil der Stadtkultur – in Würzburg bereits, in Schweinfurt dann in ein paar Jahren.
Hässlicher Bahnhof
Was Bahnreisende als Erstes an einer Stadt bemerken, ist das, was sie sehen, wenn sie den Zug verlassen: Der Bahnhof. Und der fällt sowohl in Würzburg als auch in Schweinfurt gleichermaßen hässlich aus – so zumindest die einhellige Meinung der Bewohner und Reisenden.

Der Würzburger Hauptbahnhof. Foto: Pascal Höfig
Die Enttäuschung über den Anblick löst sich jedoch beim Verlassen des Bahnhofes und die beeindruckende Schönheit der Stadt kommt umso mehr zum Vorschein. Ob das nicht die perfekte Marketingstrategie ist? Schön wärs! Aktuell finden noch Sanierungen an beiden Bahnhöfen statt, die sowohl Barrierefreiheit als auch eine schönere Optik zum Ziel haben.

Der Schweinfurter Bahnhof. Foto: Dirk Flieger
Mainufer
Herzstück der Städte Mainfrankens ist – wie der Name schon verrät – der Main. Ein großer Teil der Bevölkerung trifft sich hier an den Mainufern, die sich positiv aufs Stadtbild auswirken. Hier kann man Fahrradfahren oder Inlineskaten, einen Spaziergang machen und an den zahlreichen Sitzmöglichkeiten die Idylle des Mains genießen – die Funktionen der Mainufer sind in beiden Städten recht identisch und nicht wegzudenken. Langweilig wird es auch nicht: Grillboote, Stadtstrände und Restaurants sorgen zusätzlich für genug Freizeitmöglichkeiten am Main, sowohl in Würzburg als auch in Schweinfurt.

Mainufer im Sommer. Foto: Pascal Höfig
Das sind nur ein paar von vielen Gemeinsamkeiten, die charakteristisch für Würzburg und Schweinfurt sind. Wenn man einen genaueren Blick auf die Städte wirft, wird man feststellen, dass auch die Menschen viele Gemeinsamkeiten haben – vielleicht mehr als Unterschiede.