Wir laufen täglich an ihnen vorbei, begegnen ihnen im Alltag oder verbringen rauschende Partynächte in ihnen: Die Würzburger Originale! Doch wer steckt eigentlich hinter den Kneipen, was hat Kilian aus Irland nach Würzburg gebracht oder wo findet man als eingefleischter Schalke 04-Fan einen Zufluchtsort?
Diese und viele weitere Fragen haben wir uns auch gestellt und ein paar echte Originale besucht. In unregelmäßigen Abständen werden wir immer wieder einige der Originale vorstellen. Dieses Mal: Julius Echter von Mespelbrunn!
Prägender Fürstbischof von Würzburg
Fürstbischöfe gab es in der Würzburger Stadtgeschichte viele. Aber kaum einer hat die Stadt so geprägt wie Julius Echter von Mespelbrunn. Von 1573 bis 1617 war er für das Bistum Würzburg tätig. Er gründete in seiner Amtszeit das Juliusspital und erweckte die Universität Würzburg wieder zu neuem Leben. Er gehörte jedoch auch zu den bedeutendsten Vertretern der Gegenreformation, was mit der Vertreibung von Protestantenvertreibungen und der teil gewaltsamen Rekatholisierung der Stadt einherging. Trotz aller Kritik hat Echter bleibende Spuren in der Stadt hinterlassen, die noch heute einen großen Nutzen für Würzburg und die Welt haben.
Würzburg erleben (WE): Herr Echter, innerhalb Würzburgs begegnet man Ihnen ja quasi an jeder Ecke. Aber auch über die Stadtgrenzen hinaus taucht Ihr Name immer wieder in Zusammenhang mit bestimmten Bauformen auf. Können Sie uns erklären, um welche es sich handelt und was es damit auf sich hat?
Julius Echter: Tatsächlich gibt es einen eigenen Baustil, der nach mir benannt ist: die Echtergotik. In sämtlichen von mir initiierten Renaissancebauten habe ich bewusst gotische Formelemente integrieren lassen. Mit dieser Idee war ich der Erste und entsprechend wurde diese Form der Neugotik nach mir benannt. Auch die sogenannten Echtertürme lassen sich überall in und um Würzburg herum finden. Stilprägend ist der spitze, achteckige Helm auf einem quadratischen Grundriss. Die Türme wurden im Zuge der von mir geleiteten Gegenreformation meist auf die bereits bestehenden romanischen oder gotischen Kirchtürme aufgesetzt. Ein ganz besonderes architektonisches Denkmal habe ich mir jedoch mit dem Juliusspital und dem Bau der heutigen Julius-Maximilians-Universität gesetzt.

Alte Universität. Foto: Pascal Höfig
WE: Die Universität war eines Ihrer Herzensprojekte. Aber eine Uni gründet man ja nicht einfach mal so – vor allem nicht als Fürstbischof. Wie kam es 1582 dazu?
Julius Echter: Tatsächlich wurde die Universität in Würzburg schon lange vor meiner Zeit gegründet, nämlich im Jahr 1402. Das machte sie damals zur vierten Uni in Deutschland und der ersten in Bayern. Allerdings war das Finanzierungskonzept damals nicht gut durchdacht und das Leben der Studenten war – nennen wir es einmal – „sehr ausschweifend“. Als dann der damalige Rektor der Uni, Johann Zantfurt, im Jahr 1413 von seinem Kammerdiener erstochen wurde, stellte das das vorläufige Ende der Universität dar. 180 Jahre später kam ich dann ins Spiel.
Als damaliger Fürstbischof der Stadt erhielt ich im Zuge der Gegenreformation – noch bis Anfang des 18. Jahrhunderts waren ausschließlich Studenten katholischer Konfession an der Würzburger Universität zugelassen – die kaiserlichen und päpstlichen Privilegien zur Wiederbegründung der Hochschule. Dieses Mal achtete ich ganz besonders darauf, dass die Finanzierung langfristig gesichert war und die Regeln für die Studenten verschärft wurden. Ein bisschen Zucht und Ordnung hat schließlich noch niemandem geschadet. Um alles im Blick zu haben, habe ich dann auch selbst den Posten als Rektor übernommen.

Symbolbild Universität Würzburg. Foto: Pascal Höfig
Und die harte Arbeit hat sich gelohnt: Heute zählt die Julius-Maximilians-Universität zu den bedeutendsten Unis in Deutschland. In den Fachbereichen Medizin und Jura ist sie besonders renommiert und hat schon Nobelpreis-Träger wie Wilhelm Conrad Röntgen hervorgebracht. In die Universität habe ich mein Herz gesteckt. Und zwar nicht nur im übertragenen Sinne: Nach meinem Tod war es mein Wunsch, dass mein Herz in der Universitätskirche beigesetzt wird, wo man es auch noch heute in einer Stele findet.
WE: Ihnen verdanken wir ja neben dem wundervollen Gebäude des Juliusspitals auch den gleichnamigen Wein. Aber was haben denn Weinberge und ein Krankenhaus miteinander zu tun?
Julius Echter: Als ich 1573 zum Fürstbischof ernannt wurde, erkannte ich schnell, dass in Würzburg Armen- und Krankenhäuser fehlten. Das Bürgerspital zum Heiligen Geist existierte zwar schon seit 1316, konnte aber lange nicht mehr genügend Platz für die gestiegene Anzahl an Bürgern bieten. Entsprechend stiftete ich aus meinem Privatvermögen – nein, es war tatsächlich nicht aus den Kassen der Kirche – das heutige Juliusspital, dessen Bau 1576 startetet. Neben dem Grundstück für das Spital erwarb ich zusätzlich noch landschaftliche Güter, Waldflächen und über 170 ha Weinberge.
Aus dem Erlös der verkauften Weine konnte sich das Spital zusätzlich finanzieren. Eine gute Investition, denn noch heute werden im Spital kranke Menschen versorgt und die hauseigenen Weine sind im wahrsten Sinne des Wortes in aller Munde: Das Weingut ist nämlich das zweitgrößte in Deutschland und produziert pro Jahr über eine Millionen Flaschen Wein.

Weinberge. Symbolfoto: Pascal Höfig
WE: Was macht Sie zu einem „echten Würzburger Original“?
Julius Echter: Wie Sie es ja auch schon so schön festgestellt haben, begegne ich den Menschen in Würzburg an jeder Ecke: Ob im Namen der Universität (deren Namensgeber neben mir auch noch König Maximilian I. von Bayern ist), auf der nach mir benannten Juliuspromenade oder in Form der dort stehenden Statue von mir. Während meiner Wirkenszeit habe ich die Grundsteine zu noch heute bestehenden Einrichtungen wie dem Juliusspital und der JMU gelegt. Dass ich damit sowohl der Bildung, als auch den Kranken und Bedürftigen der Stadt geholfen habe und noch immer helfe, macht mich besonders stolz. Außerdem gibt es als echter Franke wohl kaum etwas Schöneres, als sein eigenes Weingut zu haben und den Menschen mit einem guten Tropfen das Leben zu verschönern, oder?
Dein „Würzburger Original“?
Wenn ihr noch weitere Ideen habt, wem wir mal einen Besuch abstatten sollten und wer den Titel „Würzburger Original“ redlich verdient hat, der kann seine Vorschläge gerne unter redaktion@wuerzburgerleben.de einreichen.