Ein Thema, das viele Leute bewegt und auch immer wieder für Diskussionsstoff sorgt: Wildtiere im Zirkus. In Veitshöchheim gastiert ab dem 1. November der Moskauer Circus, der auch Tiere im Programm hat, genauer, Tiger. Die Faszination Zirkus begeistert eigentlich schon seit jeher Groß und Klein, doch es gibt nicht nur Unterstützer und Freunde des bunten Spiels in der Manege. Immer wieder melden sich Tieraktivisten zu Wort, die gegen Wildtiere in Zirkussen sind. So auch im aktuellen Fall. WATU (Würzburg Aktiv für Tierrechte und Umweltschutz) kündigt für den 1. November vor dem Zirkuszelt in Veitshöchheim eine Demonstration an, da ihrer Meinung nach, Tiere, egal welcher Spezies, nicht der Unterhaltung von Menschen dienen sollten.
Um die genauen Beweggründe hinter der Demo und auch dem Mitführen von Tigern im Zirkus zu erfahren, hat unsere Redaktion sowohl bei WATU als auch beim Moskauer Circus angefragt. Auch haben wir die Gemeinde Veitshöchheim befragt, wie sie im Allgemeinen zu Zirkusgastspielen auf gemeindlichem Grund steht.
Moskauer Circus hat Tiger im Programm
„Was sind Wildtiere? Wildtiere sind solche Tiere, die aus der freien Wildbahn eingefangen wurden, um in Gefangenschaft zu leben. Daher kann man heutzutage nicht mehr von Wildtieren sprechen, wenn man es genau nimmt. Die Tiger, die wir mit dabei haben, sind in dieser Saison engagiert worden und nicht unsere eigenen“, erzählt Ricardo Kreuz vom Moskauer Circus.
Auf die Frage, warum sie denn Tiger dabei hätten, antwortet Kreuz folgendes: „Weil wir im vergangenen Jahr ohne Tiere gereist sind und viele Leute unsere Show nicht sehen wollten, rein nur mit Artistik und Clownerie.“ Die Tiger seien alles Handaufzuchten, mit der Flasche großgezogen. Herr Kübler, der Besitzer der Tiere, ist ausgebildeter Tierlehrer und kenne sich mit seinen Tieren besonders gut aus.

Tiger aus dem Moskauer Circus. Foto: Moskauer Circus/Ricardo Kreuz
Verärgerung und Enttäuschung
Ricardo Kreuz ist verärgert und enttäuscht darüber, dass sie als Zirkus ständig als Tierquäler beleidigt würden, was sie sehr verletze, denn „unseren Tieren geht es besser als manchen Kindern in Deutschland.“ Kreuz weiter: „Es wird behauptet, die Tiere hätten nicht genug Platz, es werden manipulierte Bilder oder Videos aus dem Ausland ins Netz gestellt und behauptet, so würde es in Deutschland zugehen. Die Aktivisten denken immer noch, dass die Tiere durch brennende Reifen springen müssen etc. Da sieht man wieder, das sie sich noch nie eine Show angeschaut haben um festzustellen, das KEIN TIER durch brennende Reifen springen muss.“
„Wo bleibt Engagement für Tierleid?“
Das Veterinäramt komme jede Woche zu Besuch, um sicherzustellen, das alle Leitlinien eingehalten werden. „Wenn es nach den Aktivisten gehen würde, müsste man die Tiere einfach in die Wildnis aussetzen, das geht schonmal gar nicht, da die Tiere nicht überleben würden aber daran denkt kein sogenannter Tierschützer“, so Kreuz. „Wenn es so weiter geht, gibt es bald keine Tiger oder Elefanten mehr in freier Wildbahn, da viele Wilderer es auf die Tiere abgesehen haben und diese töten. Wo bleibt da das Engagement der sogenannten Tierschützer? Es ist traurig, das wir uns immer wieder rechtfertigen müssen. Es gibt soviel Tierleid in Deutschland, wo bleibt da das Engagement?“
WATU kündigt Demo an
Bildlich gesprochen Auf der anderen Seite des Zirkuszeltes stehen dann die Tierschützer und Aktivisten, wie WATU. Bei WATU – Würzburg Aktiv für Tierrechte und Umweltschutz handelt es sich um einen freien Zusammenschluss von aktuell rund 30 Menschen aller Altersklassen mit verschiedensten Hintergründen, die sich gemeinsam mit Hilfe diverser Aktionsformen vornehmlich für – wie der Name bereits ausdrückt – Tierrechte und Umweltschutz einsetzen.
„Diese beiden Themen gehören für uns untrennbar zueinander. Weiterhin distanzieren wir uns klar nicht nur vom Speziesismus, sondern von jeglichem Rassismus, Sexismus, Antisemitismus, der Homophobie sowie jeder anderen Form der Diskriminierung oder Ausbeutung“, so Samantha Prowald von WATU.
„Gegen Tiere als Entertainer“
Dem Thema „Tiere im Zirkus“ stehe die Organisation im Allgemeinen äußerst kritisch gegenüber, da Tiere, egal welcher Spezies, nicht der Unterhaltung von Menschen dienen sollten, so der Wortlaut von WATU. „Lange zahlreiche Transporte in engen Käfigen, artfremde Umgebung und unnatürliche Kunststücke, die in der Regel nur unter Androhung von Gewalt und mit Hilfe psychischen Drucks ausgeführt werden – all das sind klare Argumente gegen Tiere als Entertainer in der Manege“, meint Prowald, „denn auch bei strikter Einhaltung der Zirkusleitlinien kann ein artgerechtes Leben für Zirkustiere nicht ermöglicht werden.“
„Guter Zirkus kommt ohne Tiere aus“
WATU sei der Meinung, dass ein guter Zirkus im Jahr 2018 ganz ohne tierisches Programm auskomme, wie neben vielen anderen beispielsweise Circus Flic Flac oder auch Circus Roncalli, der selbst seit April diesen Jahres sehr erfolgreich komplett tierfrei agiert, zeigen würden, erklärte Samantha Prowald. Mit der Gemeinde Veitshöchheim hatten die Tierschützer im Vorfeld lediglich Kontakt, um ihre Demonstration im Rahmen des Versammlungsrechts anzumelden, mit dem Moskauer Circus sind sie nicht in Kontakt getreten.
Keine Probleme mit Zirkussen in Veitshöchheim
Die Gemeinde Veitshöchheim als dritter Part in der Geschichte um das Zirkusgastspiel erklärte uns, dass in der Gemeinde immer wieder verschiedenste Zirkusse mit und ohne Tiere gastieren und diese gerne von Veitshöchheimer Familien insbesondere mit Kindern besucht würden. „Es gab in der Vergangenheit bisher auch keine mir bekannten Probleme oder Schwierigkeiten mit den Zirkussen. Aus diesem Grund hat die Gemeinde nach Überprüfung des Antrages hier zu gastieren diesem auch zugestimmt“, so erster Bürgermeister Jürgen Götz.

Moskauer Zirkus in Veitshöchheim. Foto: Pascal Höfig
Wildtierverbot kann nicht erlassen werden
Ein Wildtierverbot, wie es bereits in mehreren deutschen Städten erlassen wurde, zum Beispiel auch in Ansbach, könne eine Gemeinde allerdings nicht erlassen. „Mehrere Verwaltungsgerichte haben geurteilt, dass es den Kommunen nicht obliegt, ein solches Verbot zu beschließen bzw. auszusprechen, da der Bund diesen Punkt bereits im Tierschutzgesetz geregelt hat. Dieses legt nämlich fest, dass das gewerbliche Zur-Schau-Stellen von Tieren (so auch in Zirkussen) einer behördlichen Erlaubnis bedarf (§ 11 Abs. 1 Satz 1 Nr. 8 d) Tierschutzgesetz).
Wenn ein Zirkus eine solche Erlaubnis besitzt, ist auch die Kommune an diese Erlaubnis gebunden. Der jetzt gastierende Moskauer Zirkus ist in Besitz einer entsprechenden Erlaubnis zum gewerbsmäßigen zur Schaustellung von Tieren gem. Bundestierschutzgesetz. Ein pauschales Verbot wildlebender Tiere in Zirkussen und Tierschauen könnte also einzig vom Bundesgesetzgeber geregelt werden, nicht aber von den einzelnen Kommunen“, so Bürgermeister Götz.