Gastbeitrag: Psychophobia und Ich – Entstehung eines Theaterstücks
Gastbeitrag von Josefine Schmidt.
„Warum hast du das Stück geschrieben?“ – „Wie bist du auf die Idee gekommen?“ – „Hat der Inhalt etwas mit dir persönlich zu tun?“
All das sind Fragen, die mir ständig gestellt werden, wenn ich von meinem Theaterstück ‚Psychophobia‘ erzähle. Aber eben diese Fragen sind als junger Autor eigentlich kaum zu beantworten. Trotzdem will ich versuchen mich dem zu stellen, vielleicht ist ja für den Ein oder Anderen eine passende Antwort dabei.
Worum geht es?
In Psychophobia geht es um eine junge Studentin, die ein wunderbares Leben hat. Natürlich ist es auch für sie nicht immer einfach, aber dank ihrer Freunde, die sie immer unterstützen und ihrer über alles geliebten Familie würde sie es trotzdem um keinen Preis eintauschen wollen. Doch genau das scheint zu passieren. Immer öfter stolpert Aemilia in ein Leben, das wie eine hässliche Verzerrung ihrer Wirklichkeit ist, eine Projektion all ihrer Sorgen und Ängste.
Ganz schön starker Tobak werden viele denken und das ist auch ganz natürlich, immerhin handelt es sich um ein Mindfuck-Psycho-Drama (Die von mir gewählte, vermutlich passendste Genre-Beschreibung). Ich halte mich selbst für einen fröhlichen, unbeschwerten Menschen der viel mehr zu lachen hat, als zu weinen. Viele verstehen also nicht, woher es kommt, dass ich mich mit so einer Thematik befasse. Natürlich verarbeitet man immer einen Teil von sich und seinen Erfahrungen in einem Stück, aber nicht alles was man verfasst ist auch autobiographisch. Oft wird viel zu viel in die Beziehung zwischen Autor und Inhalt gelegt. Ich habe aus einer Idee heraus geschrieben, nicht aus dem Bedürfnis, meine Geschichte zu erzählen.
Von der Idee zur Uraufführung
Schritt 1: Das Konstrukt
Ideen kommen meist plötzlich und unerwartet. Man sieht einen Film, liest ein Buch oder hört auch nur einen inspirierenden Satz. Zu Beginn ganz grob konstruiert, bilden sich immer mehr Details im Kopf. Deine ganze Umwelt wird Futter, Futter für das Konstrukt, dass sich immer weiter ausbildet. Manchmal ist es Tage lang still, dann plötzlich tut sich wieder ein riesen Schritt. Dieser Bauplan ist aber alles andere als statisch, ständig formuliert er sich um, bis manchmal von der ursprünglichen Idee, kaum mehr etwas übrig geblieben ist. Es ist unmöglich zu sagen, was all die Faktoren waren, die den Masterplan zu ‚Psychophobia‘ geformt haben. Tatsächlich weiß ich nicht einmal mehr, was den ersten Anstoß dazu gegeben hat.
Schritt 2: Vom Schweinehund zum Flow
Eine Idee gleich aufzuschreiben halte ich für sinnlos. Ich trage sie schwanger, manchmal über Tage, meist über Monate. So hat sie Zeit sich immer weiter zu entwickeln und zu wachsen. Doch irgendwann kommt eben Tag X. Auch wenn man ihn vorher gefühlte 1000-mal verschoben hat. Irgendwann kommt der Tag an dem man das Ganze auf Papier bringt. Es gibt viele Autoren die Monate oder Jahre an einem Stück schreiben. Bei mir geht das dann aber ganz schnell. Eine kurze intensive Arbeitsphase bringt das zu Tage, was ich mir seit Monaten vorgestellt habe. Trotzdem heißt das nicht, das alles vorher schon druckfertig in meinem Kopf vorbereitet liegt. Auch eine kurze Schreibphase ist intensiv und voller weiterer Ideen und Änderungen. Bei mir hat sich zum Beispiel nach der Hälfte des Schreibens das komplette Ende geändert.
Schritt 3: Die Arbeit mit den Schauspielern
Durch meine langjährige Theatererfahrung habe ich gelernt wie wichtig eine gute Zusammenarbeit mit den Schauspielern ist und wie sehr man von den Ideen profitieren kann, die während den Proben aufkommen. Die meisten Regisseure haben da eine ganz andere Meinung und das hat auch durchaus seine Berechtigung. Es ist schwer einen Mittelweg zwischen Entscheidungsgewalt und Mitbestimmung zu finden. Vielleicht fällt mir das besonders leicht, weil ich immer im Schultheater und im Unitheater gearbeitet habe, wo ein demokratischer Stil bevorzugt wird. Gerade bei der Studi(o)bühne (Das offizielle Uni-Theater hier in Würzburg) wird das Konzept der Gleichheit durchgesetzt. Jeder kann mitmachen und mitgestalten, egal wer er ist und wie viel Erfahrung er mitbringt.
Deshalb bin ich meinen Schauspielern unglaublich dankbar für die gute Zusammenarbeit. Mehr als einmal haben wir Texte umgeschrieben und geändert. Das ist auch wichtig, weil in der Praxis dann alles anders aussieht, als man es sich Anfangs vorgestellt hat. Auch für die Ideen und Vorschläge meiner Co-Regie bin ich über alle Maßen froh. Konstruktive Kritik ist wichtig, vor allem weil man als Autor und Regisseur irgendwann natürlich eine starke Betriebsblindheit entwickelt.
Schritt 4: Die Aufführung
Hierzu kann ich zu diesem Zeitpunkt noch kaum etwas sagen. Das einzige das klar ist, ist dass ich mich unglaublich darüber freue das fertige Stück auf die Bühne zu bringen. Nicht nur weil ich es selbst geschrieben habe, sondern auch weil die harte Arbeit der Schauspieler ihre gebührende Aufmerksamkeit erhält. Für mich ist es nicht mein Stück, sondern UNSER Stück.
Wann und wo?
Psychophobia spielt am 3., 4., 5. sowie am 7., 8. und 9. Juni in der Kellerperle. Einlass ist um 19.30 Uhr, Beginn um 20.00 Uhr.
Eintritt frei! DA es allerdings nur eine begrenzte Anzahl an Sitzplätzen gibt, empfiehlt es sich, vorher unter kleineralsraute.com zu reservieren.
Anmerkung der Redaktion
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