Posthalle weg, Bismarckquartier her! Seit geraumer Zeit gibt es vielseitige Diskussionen über den Abriss einer der Kultgebäude in Würzburg. Bis 2023 soll dann der neue Büro- und Wohnkomplex mit dem Namen Bismarckquartier fertig gebaut sein. Auch ein Hotel ist Teil des Projekts. Die Würzburger sind derzeit noch geteilter Meinung, was Optik und Nutzung der neuen Gebäude betrifft. Wir haben deshalb die Projektleiter der Beethovengruppe gefragt, wie das Projekt überhaupt entstanden ist und welche Hintergründe hinter den Entscheidungen stehen.
Würzburg erleben (WE): Nach welchen Kriterien wurden die Siegerentwürfe des Realisierungswettbewerbs ausgewählt?
Beethovengruppe: Sämtliche Entwürfe wurden von einer 17-köpfigen Jury bewertet und diskutiert. Die beiden Siegerentwürfe wurden über verschiedene Runden immer einstimmig befürwortet. Ein Hauptgrund für die Wahl war u.a. die Durchlässigkeit der Entwürfe sowie die Schaffung von privaten und öffentlichen Freiräumen. Beide Entwürfe fügen sich außerdem gut in die Umgebung ein und bilden eine sinnvolle städtebauliche Figur zwischen der historischen Bebauung in der Bismarckstraße und dem Posthochhaus.
WE: Wird auch der Bereich des Busbahnhofs mit in die Umbauten einbezogen?
Beethovengruppe: Nein, da sich das Gelände nicht in unserem Eigentum befindet. Der Sachverhalt wurde mit der Stadt diskutiert, aber dann aufgrund der eigenen Entwicklungsabsichten der Stadt und der Deutschen Bahn unter Berücksichtigung der unterschiedlichen zeitlichen Entwicklungshorizonte nicht weiter verfolgt.
WE: Warum würde sich keine Veranstaltungsstätte wie die Posthalle in das Quartier integrieren lassen?
Beethovengruppe: Die vorhandene Veranstaltungsstätte war von Anfang an nur als Interimslösung vorgesehen und wurde auch nur so von der Stadt bewilligt. Sie wäre auch jetzt nur schwer dauerhaft zu genehmigen. Für die Neuentwicklung wäre eine Veranstaltungsstätte in dieser Form emissionsrechtlich sehr bedenklich und nicht zu integrieren. Außerdem wird in der Schweinfurter Straße die Multifunktionshalle gebaut und durch die Verlagerung der Sportveranstaltungen werden auch in der s.Oliver-Arena Kapazitäten für Konzerte frei.

Perspektive Bismarckquartier: Vorschlag von Baumschlager Eberle. Grafik: Baumschlager Eberle
WE: Wird es bezahlbaren Wohnraum für Familien geben?
Beethovengruppe: Es wird ein entsprechendes Angebot an Wohnungen geben, die für Familien geeignet sind. Allerdings wird eine Vermietung unter 14 Euro pro Quadratmeter wirtschaftlich kaum möglich sein, da die Baukosten sehr hoch sind. Schon die „Baufreimachung“ des Grundstücks, also der fachmännische Abriss, verursacht enorme Kosten. Hinzu kommen Faktoren wie der Lärmschutz und die geplante DGNB-Zertifizierung in Gold.
WE: Wie viele Quadratmeter Grünflächen wird es im neuen Quartier geben?
Beethovengruppe: Aktuell werden die Gewinnerentwürfe überarbeitet, deshalb kommt es hier noch zu signifikanten Veränderungen. Es wird aber ein ausreichendes Angebot an privaten und öffentlichen Grünflächen geben. Derzeit ist die Fläche zu ca. 95 Prozent versiegelt. Dies wird sich deutlich verbessern und auch die Unterführung „Harfentunnel“ wird künftig bis zum Gleiskörper oberirdisch geführt. Wir sind uns sicher, dass wir mit dem Bismarckquartier der Stadt Würzburg ein lebendiges und vielfältiges Quartier hinzufügen werden.