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"Zeit für Populismus?" - Das ist Thema einer Leseaktion der Uni Würzburg. Foto: Lena Köster
"Zeit für Populismus?" - Das ist Thema einer Leseaktion der Uni Würzburg. Foto: Lena Köster

Projekt an der Uni Würzburg thematisiert Populismus

„Zeit für Populismus? Würzburg hinterfragt populistische Inszenierungen“ – unter diesem Slogan haben sich Studierende und Lehrende der Julius-Maximilians-Universität Würzburg zusammengetan, um einen nachhaltigen Impuls zur Auseinandersetzung mit dem Phänomen des Populismus zu geben, das sowohl die Politik unserer Zeit als auch die Gespräche unter Bürgern prägt.

Eine Uni – ein Buch

Ausgangspunkt hierfür ist der leicht verständliche Essay „Was ist Populismus?“ von Jan-Werner Müller. Die drei Projektleiter Dr. Christine Ott, Dr. Michael Storch (beide Germanistik) und Dr. Julien Bobineau (Romanistik) haben sich mit diesem Buch an der deutschlandweiten Ausschreibung des Deutschen Stifterverbands und der Klaus-Tschira-Stiftung unter dem Titel „Eine Uni – ein Buch“ erfolgreich beworben.

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Zur Vorbereitung der Leseaktion, die nun Fahrt aufnimmt, fand im Sommersemester ein Seminar zum Thema Kultur- und Eventmanagement statt, bei dem Studierende ihre Ideen zum Projekt einbringen konnten. Diese werden nun in die Tat umgesetzt – in Form von Filmvorführungen, Guerilla-Marketing-Aktionen, einer Podiumsdiskussion, Reader’s Cornern, Vorträgen aus unterschiedlichen Fachbereichen, BookHunts und Poetry Slams.

Kritische Theorie in einfacher Sprache

„Was ist Populismus?“ – Das Buch von Müller, der als Professor für Politikwissenschaft an der Princeton University in den USA lehrt, liefert keine Enthüllungs- und Skandalisierungsrhetorik zu Trump und Co. Es versteht sich stattdessen als eine kritische Theorie des Populismus in einfacher Sprache. Müllers Buch zeigt Strategien von Populisten auf und gibt eine Einschätzung, inwiefern Populismus unsere Demokratie gefährdet.

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Er entlarvt in seinem Essay am Beispiel des Slogans ‚Wir sind das Volk!‘ typisch populistische Rhetorik als antidemokratisch: Wer ständig behauptet, die Positionen einer Mehrheit (‚des Volkes‘) zu vertreten, dafür aber nicht die notwendige demokratische Legitimation besitzt oder keine tatsächliche Mehrheit in der Bevölkerung hinter sich hat, unterläuft systematisch das demokratische Mehrheitsprinzip.

Nährboden für Verschwörungstheorien

Unsere Gesellschaft besteht in den Augen der Populisten aus genau zwei Gruppen: „Wir, das Volk“ gegen „die Anderen“. Zu „den Anderen“ werden oft die gewählten Regierungsverteter, die etablierten Medien und diejenigen gesellschaftlichen Akteure gezählt, die man als vom Volk abgehobene „Eliten“ betrachtet. Populismus kann also auch als idealer Nährboden für Verschwörungstheorien gelten.

„Lügenpresse“ und fake news

Populistische Bewegungen unterscheiden sich laut Müller von demokratischen Parteien darin, dass sie die Rechte gesellschaftlicher Minderheiten ignorieren und sich als Schutzmacht der „kleinen Leute“ inszenieren. Rechte Populisten setzen häufig auf Aggression und Abschottung gegenüber allen Personen, die nicht der Wir-Gruppe zugeordnet sind. Wer nicht der gleichen Meinung wie die eigenen Anhänger ist, wird diffamiert (Stichwort „Lügenpresse“), abweichende Argumente und Ansichten werden sogenannte „alternative Fakten“ gegenübergestellt (Stichwort fake news).

Was kann man tun?

Und das gelingt deutschen Populisten in den letzten Jahren mit zunehmendem Erfolg. Wie kann man den Gefahren des Populismus entgegenwirken? In der Theorie ist das einfach: Auf keinen Fall die Auseinandersetzung scheuen, sachlich statt emotional diskutieren, über die Grundsätze unserer repräsentativen Demokratie informieren, sich für Meinungsfreiheit stark machen und nicht zuletzt Anhänger populistischer Parolen aufzeigen, dass der postulierte Alleinvertretungsanspruch von ‚Wir-sind-das-Volk‘ die Lösung politischer Probleme verhindert. Doch in der Praxis gibt es noch einiges zu tun. Das Projekt „Zeit für Populismus? Würzburg hinterfragt populistische Inszenierungen“ möchte einen Teil dazu beitragen.

Gastbeitrag von Dr. Julien Bobineau.

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