In Ansbach geboren
August von Platen wurde am 24. Oktober 1796 in Ansbach geboren. Er entstammt der reichsgräflichen Familie Platen-Hallermund, einem ursprünglich Rügener Zweig der Grafen von Platen, der im Kurfürstentum Braunschweig-Lüneburg zu Ansehen und Würden gekommen war.
August von Platen verbrachte den Großteil seiner Kindheit in Ansbach, nur etwa ein Jahr lang lebte er vorübergehend mit den Eltern in Schwabach. Speziell gewürdigt wird August von Platen in seiner Geburtsstadt Ansbach unter anderem nur die Benennung des ortsansässigen Platen-Gymnasiums.
Studium in Würzburg
Vom 4. April 1818 bis zum 1. September 1819 lebte der Dichter August Graf von Platen-Hallermünde in Würzburg. Der junge bayerische Leutnant erhielt nach langwierigen Bemühungen die Studienerlaubnis und wandte sich, da München zu dieser Zeit noch keine eigene Universität besaß, nach Würzburg.
Nachdem er für längere Zeit vom bayerischen Militärdienst beurlaubt worden war, belegte er an der Universität Vorlesungen in Zoologie und Botanik, Geschichte der Deutschen, Völkerrecht mit Rücksicht auf auswärtige Politik und Ideal- und Naturphilosophie, um später einmal Diplomat werden zu können.
Haus im III. Distrikt
Im Eckhaus direkt am Sternplatz, heute Domstraße 12, früher 36/38, wohnte er im zweiten Stock. Es hieß damals Haus Nummer 175 im III. Distrikt und trug den Namen „Zum güldenen Hirschen“ auf dem alten Fischmarkt. Zur Zeit des Dichters war in dem Haus die „Apotheke zum Hirschen“.
Im 14. Jahrhundert war der Besitzer ein gewisser Kelermann, im 16. Jahrhundert der Tuchscherer Michel Neumann. Zwei Häuser wurden zu einem Anwesen umgebaut und 1609/1612 von dem Chemiker Franz Lavatus oder Lapatus aus Burgund zum Kaufpreis von zweitausend Gulden gekauft, der dort eine Apotheke einrichtete, die über 200 Jahre bestand und die bis zur Übertragung der Apothekengerechtsame auf das heutige Apothekenanwesen Juliuspromenade 2 (Hirschapotheke) im Januar 1841 bestand. Die Apothekerin „Zum güldenen Hirschen“ und ihre Tochter wurden 1626 bei den Hexenprozessen hingerichtet.
Wohnung gefällt Platen
Dieses Gebäude hat in den 20er Jahren Juwelier Georg Müller, Inhaber von Reicharts Uhrenhaus, renoviert und damals in einem neuen, Gewande entstehen lassen.Die Wohnung im zweiten Stock des Hauses gefiel Platen, denn in sein Tagebuch schrieb er:
„Mit meiner Wohnung bin ich sehr zufrieden. Ein großes helles Zimmer von sechs Fenstern erleuchtet, die sich paarweise aneinander reihen. Die Aussicht auf zwei Seiten, da es ein Eck bildet. Dabei ein geräumiges Kabinett mit hinlänglichem Meubel.“
Schönste Straße Würzburgs
Hier hat er „in der fast schönsten Straße von Würzburg eine Wohnung von sehr freundlichem und elegantem Ansehen“ gefunden. Das Zimmer bot ihm einen schönen Blick sowohl auf die Domstraße als auch auf den Sternplatz. Das einzige, was ihn etwas störte, war die Lage an einer der schon zur damaligen Zeit belebtesten Straßen der Stadt, denn bis in die Nacht herrschte auf der Domstraße emsiges Treiben.
Während seines Aufenthalts entzündete sich durch Unachtsamkeit im Keller der Apotheke zweimal Phosphor. Auch das zweite Feuer wurde bald gelöscht, doch die Apothekerin und ein Gehilfe starben an ihren Brandverletzungen.
Wenig Begeisterung
Die ersten Monate seines Hierseins begeisterten den Dichter nicht für Würzburg.
„Ein fremder Ort hat doch immer etwas Unheimliches und Trauriges, wenn man längere Zeit verweilen muss, ohne noch an ihn gefesselt zu sein. Ich fühle hier noch eine gewisse Leere“, schreibt Platen in seine Tagebuch. Selbst das später so bewunderte Maintal konnte ihn nicht erfreuen, die Erinnerung an den geliebten Schliersee verführte ihn zu recht ungünstigen Vergleichen: „Man sieht nichts als Weinberge“ klagt er, „kein grüner Hügel, kein schattiger Baum, keine Aussicht aus dem engen kahlen Tale.“
Kein Reifezeugnis als Kadett
Dennoch gab sich Platen mit großer Freude dem akademischen Unterricht hin, obwohl der Zugang zur Immatrikulation neue Schwierigkeiten bereitet hatte. Als Kadett war Platen ohne Reifezeugnis von der Schule abgegangen, der damalige Prorektor der Universität, Ignaz von Döllinger, mit dessen Sohn Platen später starke Freundschaft verband, musste Platen deshalb die Aufnahme verweigern, bis er sein Gymnasialexamen nachgeholt habe. Am 24. und 25. August 1816 wurde Platen geprüft und daraufhin für „vorzüglich würdig zum Übertritt an ein Lyceum oder an eine Universität“ erklärt.
Studium in Erlangen
Hier in Würzburg schrieb er seine große epische Dichtung „Odoaker“, und manche Gedichte. Im Herbst 1819 verließ er die Stadt, um sein Studium in Erlangen fortzusetzen. Im Juli 1927 ließ die Platengesellschaft an der gegen den Sternplatz zu gelegenen Hauswand eine Erinnerungstafel anbringen. 1945 brannte auch dieses schöne Giebelhaus nieder.
Das spätere Reicharthaus wurde modern wieder aufgebaut. Eine Porträtmaske Platens, von Otto Sonnleitner nach einer Idee von Oberbaudirektor Schlick 1949 geschaffen, hält die Erinnerung an den Dichter wach, der sich damals selbst durch seine unselige Veranlagung aus Würzburg vertrieben hat. Die Maske befand sich außen am Gebäude. Da ihr damals durch zuliefernde Lastkraftwagen öfters mal die Nase abgefahren wurde, wurde sie in den Flur des Gebäudes versetzt, wo sie jetzt noch zu sehen ist.
Land seiner Sehnsucht
Noch nicht 30 Jahre alt, zog Platen im Jahre 1826 nach dem Lande seiner Sehnsucht, nach Italien. Hier begannen die Jahre seines eigentlichen Schaffens, die zweite größere Periode in Platens Dichterleben: es entstanden das formvollendete Epos „Die Abassiden“ 1835, verschiedene Dramen, die herrlichen Gedichte, wie „Das Grab im Busento“, Hymnen, Epigramme und Festgesänge.
Man ehrte den großen Dichter nun auch in Deutschland. Aber Platen war nicht zu bewegen, in seine deutsche Heimat zurückzukehren.
Platen befand im Spätsommer des Jahres 1835 in Neapel; damals wütete die Cholera in Italien und sie drang täglich weiter vor. Um dieser entsetzlichen Krankheit zu entgehen, schiffte sich der Dichter nach Sizilien ein, nicht ahnend, dass dies seine letzte Reise werden sollte. Er blieb dann in Palermo, bis ihn die herannahende Regenzeit zwang, abzureisen.
An Kolik erkrankt
In Syrakus wollte er den Winter zubringen. Nach mühevoller Wanderung durch die damals noch wegearme Insel kam er am 11. November ans Ziel; doch erkrankte er 11 Tage später an einer Kolik. Der Zustand Platens verschlimmerte sich, da er aus Angst, von der Seuche befallen zu sein, eine zu große Dosis Arznei zu sich nahm.
Am 5. Dezember 1835 nachmittags 3 Uhr entschlief der große Dichter in den Armen seines Gastfreundes Mario Landolina. Dieser gewährte Platen auch in seinem Garten eine letzte Ruhestätte. Nun ist der große Sohn Ansbachs fern von der Heimat begraben; Freunde haben nach Jahren seinen Grabhügel mit einem schönen Marmordenkmal geschmückt.
Dieser Artikel beruht auf Informationen von Willi Dürrnagel.