Ein Gastbeitrag von Anna Gerner.
Ich bin die, die am Wochenende nie kann. Ich bin die, die immer spät kommt, weil sie noch beim Training war und die, von der eigentlich niemand so richtig weiß, was sie macht…
Ich spiele Ultimate Frisbee
Ultimate Frisbee ist ein Mannschaftssport, der seinen Ursprung in den USA hat. Auf einem Feld von der Länge und der halben Breite eines Fußballfeldes, stehen sich zwei Teams mit jeweils sieben Spielern gegenüber. An den langen Enden des Spielfeldes befinden sich, wie beim American Football, zwei 18 Meter tiefe Endzonen. Ziel des Spieles ist es, durch Zupassen, ohne mit der Scheibe in der Hand zu laufen, sie in der gegnerischen Endzone zu fangen und damit einen Punkt zu erzielen.
Laufintensiv, schnell und selbstregulierend
Das Spiel ist sehr schnell und laufintensiv, da der scheibenbesitzende Spieler nur zehn Sekunden Zeit hat, die Scheibe weiterzuspielen. Die Frisbee darf dabei nie den Boden berühren, sonst hat das gegnerische Team die Chance einen Angriff zu starten. Die Besonderheit des Sports ist, dass ohne Schiedsrichter gespielt wird. Bei einem Regelverstoß klären die Spieler untereinander, ob ein Foul stattgefunden hat oder nicht. Das fördert die Fairness und beruht auf dem Prinzip der Gegenseitigkeit. Schwer vorstellbar, aber es funktioniert!
Würzburg: deutscher Hochschulmeister
Seit mittlerweile acht Jahren verbringe ich den Großteil meiner Wochenenden auf Fußballplätzen in ganz Deutschland und renne einer fliegenden Scheibe hinterher. Der Sport und vor allem die Menschen, die diesen Sport betreiben, machen ein Leben ohne Ultimate für mich undenkbar. Nach meinem Abitur in Bamberg, bin ich 2013 nach Würzburg gezogen, um mit dem Studium zu beginnen und hier mit dem Club- und Hochschulteam zu spielen.
Würzburg ist in Deutschland vor allem in der Mixed-Division sehr erfolgreich. Dabei spielen Männer und Frauen gemeinsam in einem Team. 2014 haben wir uns für die Welt-Clubmeisterschaften in Italien, als nur eines von drei deutschen Teams, qualifiziert. Außerdem sind wir seit zwei Jahren amtierender deutscher Hochschulmeister.
U24 Weltmeisterschaften in Australien
Wie auch schon 2015 in London, spiele ich auch dieses Jahr wieder für das U24 Damen-Nationalteam. Im Januar 2018 werden wir in Perth, Australien, um den Weltmeisterschaftstitel spielen. Mit meinen Teamkolleginnen aus Deutschland treten wir dort gegen Nationen aus der ganzen Welt an. Vor allem die USA, Kanada und Japan sind dabei unsere stärksten Konkurrenten um den Titel. Bis Australien steht uns noch ein langer Weg bevor. Zahlreiche Trainingslager und Vorbereitungsturniere in Belgien und den Niederlanden bieten uns eine optimale Vorbereitung auf die Weltmeisterschaft.
Hohe finanzielle Aufwendungen
Der Weg war für meine Teamkollegen und mich nicht immer ganz einfach. Ultimate Frisbee ist ein Sport, der in Deutschland wenig etabliert ist. Da Ultimate noch nicht vom deutschen olympischen Sportbund gefördert wird, müssen wir einen Großteil der Kosten selbst tragen. Vor allem als Studentin ist das nicht immer einfach zu bewerkstelligen. Ein oder auch zwei Jobs neben dem Studium sind Standard, um meinen Sport zu finanzieren. Momentan mache ich ein Praktikum bei Würzburg erleben und bin sehr dankbar einen Arbeitgeber zu haben, der mich und meinen Sport unterstützt. Auch mit dem Nationalteam sind wir ständig auf der Suche nach Sponsoren, da nicht nur die WM hohe Kosten mit sich bringt, sondern auch die dafür erforderlichen Vorbereitungsturniere und Trainingslager.
Schnelligkeit und Ausdauer
Alle Kosten und Mühen sind aber vergessen, wenn man mit seinen Teamkollegen auf dem Platz steht und das Adrenalin und die Vorfreude auf die kommenden Spiele verspürt. Ich habe vor Ultimate viele andere Sportarten betrieben, aber ich habe mich in keine so verliebt, wie in den laufintensiven Mannschaftssport. Vor allem die Vielseitigkeit des Sports hat es mir angetan. Der richtige Umgang mit der Scheibe und Ausdauer sind von ebenso großer Bedeutung wie Schnelligkeit und Sprungkraft. Spielüberblick in der Offense und der richtige Biss in der Defense erfordern verschiedene Qualifikationen auf dem Spielfeld.
Interesse geweckt?
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Anmerkung der Redaktion
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