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Würzburg - Foto: Pascal Höfig
Symbolbild Würzburg

Benefiz-OP: 8-jährige Shahruza bekommt ein stabiles Bein

Keine alltägliche Operation

Eine nicht alltägliche Operation am Uniklinikum Würzburg und der Einsatz modernster Medizintechnologie sorgen dafür, dass der schwer geschädigte Unterschenkelknochen eines usbekischen Mädchens jetzt gute Heilungschancen hat, heißt es in einer Pressemeldung der Uniklinik.

Heilung blockiert, Knochen fehlgestellt

Noch vor wenigen Wochen waren die Knochen des linken Unterschenkels  von Shahruza, laut der Uniklinik, ein Trümmerfeld: Nach einem Bruch, dessen Heilung von einer schweren Knocheneiterung blockiert worden war, hatten sich bei dem heute achtjährigen Mädchen die Knochenfragmente aneinander vorbeigeschoben und dabei das Bein um etwa acht Zentimeter verkürzt. Da sich die fehlgestellten Knochen zudem nicht wieder verbunden hatten, war der Unterschenkel gummiartig instabil und konnte ohne Hilfsmittel nicht belastet werden.

Ursache für Schäden unbekannt

„Wie es im Detail zu diesem schweren Schaden kam, wissen wir nicht“, berichtet Professor Dr. Rainer Meffert. „Aber wir konnten sehen, dass das Gesundheitssystem in Usbekistan, der Heimat von Shahruza, nicht für eine adäquate Behandlung sorgen konnte“, fährt der Direktor der Klinik und Poliklinik für Unfall-, Hand-, Plastische und Wiederherstellungschirurgie des Uniklinikums Würzburg (UKW) fort.

Gescheiterte Operationsversuche

So dokumentieren umfangreiche Narben am Bein des Kindes mehrere gescheiterte Operationsversuche. Das offenbar einzige Hilfsmittel, das die usbekischen Ärzte dem Mädchen zuletzt anbieten konnten, war ein Schienen-Hülsen-Apparat. „Cineasten kennen diese veraltete Stützeinrichtung aus dem Film ‚Forrest Gump‘“, erläutert Prof. Meffert. Stabilisiert von den unbequemen, Druckstellen verursachenden Schienen konnte Shahruza zumindest humpeln – und das mit lebenslänglicher Perspektive.

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Hilfseinrichtung wurde aufmerksam

Der Verein Friedensdorf International wurde auf die kleine Usbekin und ihr Schicksal aufmerksam. Die in Oberhausen beheimatete Hilfseinrichtung bringt pro Jahr bis zu 500 kranke und verletzte Kinder aus Kriegs- und Krisengebieten zur medizinischen Versorgung in die Bundesrepublik. Nach Abschluss der hiesigen Behandlung durch ausgewiesene Experten kehren sie in ihre Heimat zurück.

Finanzierung durch Sponsor

Shahruza wurde in diesem Herbst nach Deutschland geflogen. Die Organisatoren von Friedensdorf International kannten Prof. Meffert als Spezialisten für die Behandlung von komplizierten Knochenverletzungen. Der Würzburger Mediziner war auf die Anfrage des Vereins hin auch gerne bereit, das Mädchen zu operieren – allerdings musste zunächst noch die Kostenfrage geklärt werden. „Selbst wenn alle Beteiligten unter Honorarverzicht zu Grenzkosten arbeiten, kommt bei einer solchen Therapie schnell ein fünfstelliger Betrag zusammen“, verdeutlicht Prof. Meffert.

Blaulicht Würzburg

Da war es ein Segen, dass der Klinikdirektor in seinem Freundeskreis einen nicht nur erfolgreichen, sondern gleichermaßen auch sozial engagierten Würzburger Unternehmer ansprechen konnte, der nach der Schilderung der Situation des Kindes spontan die Finanzierung der Behandlung zusagte. „Es geht uns im schönen Würzburg so gut, dass wir nicht nur in der Adventszeit Fürsorge und Verantwortung für Menschen übernehmen sollten, die weniger privilegiert sind als wir“, kommentierte der großherzige Sponsor, der nicht namentlich genannt werden möchte.

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Als weiteren Partner holten Prof. Meffert und der Verein Friedensdorf International die Firma Smith & Nephew ins Boot. „Das Medizintechnik-Unternehmen stellte nach der Anfrage durch die Hilfseinrichtung einen Hexapod-Ringfixateur zur Verfügung, der für die bei Shahruza zu lösenden Aufgaben bestens geeignet ist“, schildert Prof. Meffert.

Vierstündige Operation

Am 16. Oktober dieses Jahres implantierten er und sein Klinikteam in einer vierstündigen Operation das hochinnovative Fixateursystem bei dem Mädchen. Dazu mussten Spanndrähte durch die Knochenfragmente „geschossen“ werden – von außen, durch Haut- und Muskelgewebe hindurch und an wichtigen Nervenbahnen vorbei.

Millimeterarbeit

„Gerade bei Kindern ist das Millimeterarbeit“, unterstreicht Prof. Meffert. Die Drähte wurden in den das Bein umschließenden, aus zwei Ringen und sechs Streben bestehenden Fixateur eingespannt. Über das Verstellen der Strebenlängen ist es möglich, die Knochen in jeder Ebene und Richtung zu bewegen. Nach Eingabe der Fehlstellungen errechnet ein Computerprogramm exakt die erforderlichen Strebenlängen. Der Operateur und die später behandelnden Ärzte übertragen diese Werte per Stellschrauben auf den Hexapoden.

Langsame, weitere Streckung des Beins

Unmittelbar nach der Operation waren die Knochenteile in Shahruzas Unterschenkel zueinander korrekt ausgerichtet und das Bein bereits um vier Zentimeter länger. Durch das Verstellen des Fixateurs wird es täglich um knapp einen weiteren Millimeter verlängert, so dass es bald dieselbe Länge wie das gesunde Bein haben wird. „Die Lücke zwischen den beiden Knochenenden schließt der Körper nach und nach mit neuem Knochengewebe. Bis dieses tragfähig ist, wird Shahruza noch mindestens drei Monate lang den Fixateur tragen müssen“, sagt Prof. Meffert. Nach Angaben des Chirurgen geht es der kleinen Patientin jetzt sehr gut, sie könne schon kurze Strecken ohne Gehstützen laufen.

Liebevolle Zuwendung auf der Station

Nach dem Eingriff war das Mädchen mehrere Wochen auf der kinderchirurgischen Station des UKW untergebracht. „Da die Kinder von Friedensdorf International ohne elterliche Begleitung nach Deutschland reisen, widmeten sich die Krankenschwestern und -pfleger Shahruza mit besonderer Zuwendung. Und das, obwohl aufgrund der Sprachbarriere die Kommunikation nicht einfach war“, lobt Prof. Meffert. Schnell hätten alle das freundliche und bescheidene Mädchen ins Herz geschlossen.

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Aktuell in Oberhausen

Aktuell ist Shahruza wieder in der Obhut von Friedensdorf International in Oberhausen. Hin und wieder kommt sie zu Nachuntersuchungen und Feinkorrekturen der Knochenstellung zurück ans Würzburger Uniklinikum. „Der Plan ist, dass wir im Frühjahr 2017 den Fixateur entfernen können und sie zurück zu ihrer Familie nach Usbekistan reisen kann. Die Aussichten, dass sie in Zukunft auch ihr linkes Bein voll belasten und normal gehen kann, sind sehr gut“, freut sich Prof. Meffert.

Dieser Artikel beruht auf einer Pressemitteilung des Uniklinikums Würzburg.

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