Lessings Plädoyer für Humanität und Toleranz
Der Ort der Handlung, Jerusalem zur Zeit der Kreuzzüge, ist ein Symbol für das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Glaubenswelten und für die Auswirkungen, die solche Auseinandersetzungen, friedliche oder kriegerische, auf das Schicksal des Einzelnen haben.
Als der jüdische Kaufmann Nathan von einer langen Geschäftsreise zurückkommt, erfährt er, dass seine Pflegetochter Recha fast bei einem Hausbrand ums Leben gekommen wäre. Sie wurde von einem Tempelherrn gerettet, einem Kämpfer des christlichen Eroberungsheeres, der zuvor selbst knapp dem Tod entronnen war. Der muslimische Herrscher Saladin hatte den feindlichen Krieger nach einer Gefangenennahme nicht wie üblich enthaupten lassen, sondern begnadigt.
Als Nathan versucht, die Gründe für diese seltsamen Begebenheiten aufzudecken, gerät er in Gefahr. Saladin stellt ihm eine Falle, um Geld von dem reichen Kaufmann zu erpressen. Der Tempelherr, der sich in Recha verliebt, wendet sich gegen Nathan, als dieser ihm seine Tochter nicht sofort zur Frau gibt. Zudem verrät Rechas Erzieherin Daja ein Geheimnis, für das der christliche Patriarch Nathan verbrennen lassen will.
Spannungsgeladen und emotional
In dieser spannungsgeladenen Situation müssen alle Figuren ihr Selbstbild und ihre Beziehungen zu anderen überdenken: Intrigen werden gesponnen, Freundschaften geschlossen, Allianzen gebrochen. Dabei kommt es sowohl zu starken emotionalen Auseinandersetzungen als auch zu durchaus komischen Situationen.
In der zentralen Ringparabel plädiert Lessing für religiöse Toleranz und einen nicht von Emotionen, sondern von der Vernunft bestimmten Umgang mit Glaubensunterschieden. Anhand des Juden Nathan, der in der Gesellschaft zwar geduldet wird, durch seine Religion jedoch ungewollt ein Außenseiter bleibt, thematisiert er die Auswirkungen von Vorurteilen und Engstirnigkeit sowie die Möglichkeit, diese zu überwinden.
Erste Sprechtheaterrolle
Die Besetzung des Würzburger Nathan präsentiert viele neue Mitglieder des Schauspielensembles neben vertrauten Gesichtern wie Georg Zeies oder der Mezzosopranistin Barbara Schöller, die in ihrer ersten Sprechtheaterrolle zu erleben ist. Mit seiner Interpretation des Stücks eröffnet Intendant Markus Trabusch als Regisseur die Spielzeit 16/17 am Mainfranken Theater.
Der Artikel beruht auf einer Pressemitteilung des Mainfranken Theaters.