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Würzburg - Foto: Pascal Höfig
Symbolbild Würzburg

Schneeballsystem: Vorsicht vor dieser Falle

Schnell & nebenbei Geld verdienen

Würzburg auf Instagram: @wuerzburglieben

Hey! Ich bin auf dein Profil aufmerksam geworden. Du hast eine super Ausstrahlung und ein sportliches Erscheinungsbild. Deine Posts sind der Wahnsinn! Ich möchte mein Team erweitern und suche gezielt Personen aus Würzburg…“ – Über Social Media Kanäle erhält man derzeit immer öfter Nachrichten von Personen, die versuchen Mitarbeiter anzuwerben. Sie bewerben Jobs mit denen man ganz einfach Geld verdienen könne und machen neugierig auf mehr. Denn was könnte es besseres geben als von zuhause aus ohne viel Arbeitsaufwand ganz nebenbei an Geld zu kommen? Erst kürzlich erhielt auch eines unserer Redaktionsmitglieder mehrere solcher Nachrichten auf Instagram. Der Absender sei gezielt auf der Suche nach Personen aus Würzburg. Wir wollten natürlich wissen, was dahinter steckt und sind der Sache nachgegangen.

Warum gerade Würzburger?

Der junge Mann, Anfang / Mitte 20, würde sich angeblich über Partner aus Würzburg freuen, da „Würzburg eine wunderschöne Stadt“ ist, heißt es in seiner Instagram Direktnachricht. Sein Ziel sei es das Team zu erweitern, wofür er Leute suche, die sich gut mit dem Thema Gesundheit, Ernährung und Fitness identifizieren können und offen sind bei dem Projekt mitzuwirken. Welches Team? Was für ein Projekt? Die Nachrichten sind unpräzise formuliert und enthalten keinerlei Informationen zum Unternehmen. Auch nach mehrmaliger Nachfrage möchte uns der Absender keine genaue Antwort geben.

Network Marketing vs. Schneeballsystem

Nach mehrmaligem Nachhaken, haben wir schließlich erfahren, dass es sich um ein Unternehmen handelt, das Nahrungsergänzungsmittel aus Obst und Gemüse verkauft. Ihr Geschäftsmodell beschreibt das Unternehmen als Franchise, Direktverkauf und Network Marketing. Unter Network Marketing verstehen wir etwas anderes.

Vielmehr scheint es so als hätten wir es hier tatsächlich mit einem Schneeballsystem zutun. Als Schneeballsystem bezeichnet man Geschäftsmodelle, die immer mehr Teilnehmer benötigen, um zu funktionieren. Denn für jeden Teilnehmer fallen einmalig oder wiederholt Teilnahmegebühren an. Wirbt man Neukunden an, profitiert man von deren Gebühr. Anders als beim Network Marketing wurde unser Redaktionsmitglied jedoch nicht nur informiert, sondern angeworben und sollt dann eine Gebühr von 100 Euro zahlen – für einen Antrag als Franchise Partner. Und dann?

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Traum vom Millionär, Adé!

Im klassischen Fall versucht man dann weitere Mitglieder anzuwerben, die wiederum weitere Mitglieder anwerben usw. So schnell ist man dann gefangen in diesem System. Richtig Geld verdient man nur, wenn man oben an der Spitze des Systems ist oder solange, man neue Mitglieder findet und überzeugt. Nach dem man – wenn überhaupt – alle Freunde und Familienmitglieder abgeklappert hat, ist es dann eigentlich auch schon vorbei. Der Traum vom einfach verdienten Geld platzt und man steht ständig unter Druck neue Mitglieder finden zu müssen, da von oben gedrängt wird.

Videochat im Bett

Unsere Annahme, dass es sich bei diesen Nachrichten um ein sogenanntes Schneeballsystem handelt, wurde bestätigt: Über Instagram hat sich unser Redaktionsmitglied interessiert gezeigt und somit eine Einladung zu einem Webinar bekommen. Über zoom.us sollte man dann an einem Meeting teilnehmen – einem Videochat. Im Bett. Mit einer anderen Person als der Person mit der man eigentlich Kontakt hatte. Dieses unseriöse Verhalten belegte unsere Annahme, dass es sich hierbei um kein seriöses Network Marketing handeln kann. Zudem wurde versprochen, dass weder Bild noch Ton von einem zu sehen bzw. zu hören sein würde. Falsch gedacht – das war natürlich nicht möglich und wurde scheinbar nur versprochen, um eine Absage zu vermeiden.

Habt Ihr auch solche Erfahrungen in Würzburg gemacht? Schreibt uns: redaktion@wuerzburgerleben.de

Ist Schneeballmarketing legal?

Um Euch vor diesen kursierenden Nachrichten zu warnen und darauf vorzubereiten, haben wir wichtige rechtliche Informationen von unserem Partner, den Reitmaier Rechtsanwälten erhalten.

Peter Möckesch (Fachanwalt für Strafrecht):

Zunächst ist tatsächlich oft schon die Abgrenzung schwierig, ob es sich um ein illegales Schneeballsystem handelt oder aber um andere legale Marketinginstrumente, wie etwa Multi-Level-Marketing. Hierbei stellt man die Kontrollfrage, ob der Kunde das Produkt auch dann erwerben würde, wenn er selbst keine Vermittlungsprovision für Neukunden erhielte. Bei illegalen Schneeballsystemen steht stets die Verdienstmöglichkeit für die Anwerbung von Neukunden im Vordergrund und nicht das Produkt.

In Deutschland sind solche Schneeballsysteme gemäß § 16 Abs. 2 UWG verboten und für denjenigen, der ein solches System ins Leben ruft, etabliert oder unterhält, mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder Geldstrafe bedroht.

Konsequenzen für „Opfer“ & Unternehmer?

Peter Möckesch (Fachanwalt für Strafrecht):

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Nach der Rechtsprechung des BGH können Geschädigte im Hinblick auf die Sittenwidrigkeit solcher Systeme ihre Einsätze zurückverlangen. Allerdings sind die dem jeweiligen Teilnehmer entstandenen Scheingewinne steuerpflichtig.

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