Festnahmen und Durchsuchungsmaßnahmen
OBERFRANKEN, BAMBERG. Mit Durchsuchungsmaßnahmen und Festnahmen gingen am Mittwoch die Staatsanwaltschaft Bamberg und die oberfränkische Polizei gegen elf Mitglieder einer gewalttätigen Gruppierung mit rechtsextremem Hintergrund und zwei weiteren Personen aus dem Umfeld im oberfränkischen Raum Bamberg und in Mittelfranken vor.
Unter den Festgenommenen sollen sich auch mehrere Personen befinden, die in der Vergangenheit bei Demonstrationen in Würzburg teilnahmen bzw. als „Ordner“ eingesetzt waren.
Sprengstoffanschläge geplant
Bislang bestehe der Verdacht, dass die Gruppe eine kriminelle Vereinigung gebildet habe und für mehrere Gewaltdelikte verantwortlich ist .
Die Staatsanwaltschaft geht ebenfalls davon aus, dass für die Gruppe zwei Asylbewerberunterkünfte in Bamberg, darunter das sogenannte „Rückführungszentrum für Balkan-Flüchtlinge“, konkrete Ziele für Sprengstoffanschläge waren.
Möglicherweise sei ein Anschlag für den 31. Oktober geplant gewesen. An diesem Tag sollte eine großangelegte Demonstration vor dem Rückführungszentrum stattfinden. Es gibt auch Hinweise darauf, dass sie vor hatten nach der Demo zu einem Treffpunkt linksorientierter Bürger zu fahren und diese anzugreifen. Die Veranstaltung wurde zwischenzeitlich abgesagt.
Bildung einer kriminellen Vereinigung
Eine gemeinsame Ermittlungsgruppe der Bamberger Kripo und des Bayerischen Landeskriminalamtes unter Sachleitung der Staatsanwaltschaft Bamberg, deckte seit Anfang 2014 die Strukturen und Zusammenhänge der Gruppierung auf.
Konkret werden den Beschuldigten unter anderem verschiedene Gewalt- und Rohheitsdelikte vorgeworfen. So kam es Mitte Mai in der Bamberger Innenstadt zu einem massiven Angriff gegen drei Passanten, die nach einem vorangegangenen Streit die Polizei verständigen wollten.
Mit Faustschlägen verletzte einer der Täter mehrere Personen. Auch bei Angriffen im Umfeld eines Szenelokals in Bamberg geriet die Gruppierung immer wieder in den Fokus der Ermittlungen. Aus diesem Grund hatte die Staatsanwaltschaft Bamberg bereits gegen einige Mitglieder der Gruppierung Anklage erhoben.
„Kugelbomben“ sichergestellt
In den vergangenen Wochen hatte die Polizei dann eine größere Lieferung Feuerwerkskörper aus Osteuropa an einen der Beschuldigten abgefangen.
Dabei handele es sich jedoch nicht um Feuerwerkskörper im herkömmlichen Sinne, sondern um sogenannte „Kugelbomben“ die vor allem in geschlossenen Räumen mit ihrer Sprengkraft tödliche Wirkung entfalten können.
Waffen und Propaganda
Am Mittwochmorgen durchsuchten dann knapp 90 Polizisten, darunter auch Unterstützungskräfte der Bereitschaftspolizei, sowie Beamte der Staatsanwaltschaft insgesamt zwölf Wohnungen in Ober- und Mittelfranken.
Unter dem sichergestellten Beweismaterial befinden sich eine scharfe Schusswaffe mit Munition, mehrere nicht scharfe Schusswaffen, verbotene pyrotechnische Gegenstände und Hieb-, Stoß- und Stichwaffen sowie Propagandamaterial. Zudem präsentierten die Ermittler sichergestellte Waffen, wie mehrere Schwerter, eine Armbrust, ein Gewehr und eine Maschinenpistole.
Kreisvorsitzende der Partei „Die Rechte“ unter den Festgenommenen
Elf Männer und zwei Frauen im Alter von 21 bis 36 Jahren nahmen die Einsatzkräfte vorläufig fest. Gegen drei 23, 29, 24 Jahre alte Beschuldigte vollstreckte die Staatsanwaltschaft Bamberg noch am Mittwoch die bereits bestehenden Haftbefehle.
Bei den Festgenommenen soll es sich u.a um regional führende Köpfe der Partei „Die Rechte“ handeln. Darunter Nadine H. und ihr Ehemann. Die Kreisvorsitzende der Partei „Die Rechte – Bamberg“, ist in der rechten Szene seit längerem bekannt. Sie war u.a. auch am 15.März 2015 bei einem Aufmarsch der „Kameradschaft Unterfranken“ als Rednerin und Ordner in Würzburg dabei.
Auch ein führendes Mitglied der „Nügida-Bewegung“, Dan E. sei unter den verhafteten Personen gewesen, bestätigten die Ermittler.
Dan E. war zuletzt am 12.Oktober 2015 bei der Demonstration der „Pegida Franken“ als Redner in Würzburg und sprach zu etwa 80 Teilnehmern.
In der Vergangenheit sind immer wieder mehrere Personen der rechtsextremen Szene aus Bamberg aufgefallen, die bei Veranstaltungen von „Pegida Franken“ bzw. „WüGIDA“ in Würzburg teilnahmen. Teilweise waren einige dort sogar als Ordner eingesetzt.
Artikel beruht auf einer gemeinsamen Presseerklärung des Polizeipräsidiums Oberfranken, der Staatsanwaltschaft Bamberg, sowie aus eigenen Recherchen.