Schuldenfalle Ratenkauf
Angeblich billige Handverträge, Ratenkäufe und Leasingverträge für Autos locken Kunden oft in die Geldfalle. Weniger als 200 Euro im Monat für einen nagelneuen „Luxuswagen“ – ein Angebot das man kaum abschlagen kann. Irgendwann wird es schwierig die Ratenzahlungen zu bewältigen. Die Schulden häufen sich und manch einer sieht als letzten Ausweg eine kriminelle Karriere – und landet in der Justizvollzugsanstalt (JVA).
Großteil der Gefangenen verschuldet
Rund zwei Drittel aller Inhaftierten sind laut des Dritten Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung verschuldet. Diese Tatsache fand lange Zeit keine Aufmerksamkeit, erst seit 2014 werden die finanziellen Verhältnisse eines jeden Gefangenen in Bayern bei seiner Aufnahme erfasst, so Nadia Fiedler von der ökumenischen Christophorus-Gesellschaft gegenüber der Main-Post.
Zudem möchte sich der Freistaat Bayern mit dem Überschuldungsproblem nun konkret beschäftigen. Nach Angaben von Fiedler werden seit 2015 Präventionskurse in der JVA vom Justizministerium bezuschusst – in Kooperation mit den Schuldnerberatungsstellen. Auch die Christophorus-Gesellschaft bekommt Zuschüsse aus dem Förderprogramm und startet ab November mit den ersten Kursen in der Würzburger JVA.
Inhalte der Kurse
Thema der interaktiven Kurse wird beispielweise sein: Kostenfallen aufspüren, Kleingedrucktes beachten und Lernen, sich sein monatlich verfügbares Geld einzuteilen. Des Weiteren wird den Inhaftierten gezeigt wie man ein Haushaltsbuch führt, um so alle Abzüge im Blick zu haben. Die Teilnehmer sollen sich ihr „Wissen“ selbst erarbeiten, das Präventionsangebot besteht nicht aus „eintrichterndem Unterricht“.
Junge Menschen stärker gefährdet
Es werden zwei Kurse stattfinden: Der Eine richtet sich gezielt an Frauen. Der Andere an junge Männer bis 25 Jahre, da diese zu einer gefährdete Zielgruppe zählen. Junge Männer, oft noch in der Ausbildung, übernehmen sich beim Kauf und Ratenkauf von Handys, Autos, etc. und unterschätzen die monatlichen Summen. Mit ihrem Ausbildungsgehalt geraten sie bald in einen Kreislauf. Die Schulden wachsen den jungen Menschen schnell über den Kopf, so Navina De, Mitarbeiterin der Christophorus-Gesellschaft, die sich seit mehreren Jahren für überschuldete Gefangene einsetzt.
Ein Grund, warum gerade junge Menschen besonders gefährdet sind in die Überschuldung zu geraten, ist der Gruppen- und Konsumzwang, den die jungen Erwachsenen täglich erleben. Die Freunde haben das neueste Smartphone und die coolsten Markenschuhe – um mithalten zu können wird zum Teil auf Kredite und Ratenzahlung zurückgegriffen.
Hilfe zur Vermeidung erneuter Straffälligkeit
Für die Mitarbeiter der Christophorus-Gesellschaft ist das Präventionsprogramm in der JVA ein zentraler Baustein, um den Inhaftierten zu helfen, nicht erneut straffällig zu werden. Wenn der Geldbeutel permanent leer ist, wird man schneller dazu verleitet lange Finger zu machen, schwarz zu fahren oder gar Drogen zu verkaufen, erklärt Fiedler der Main-Post.
Quelle: Christopherus / Diakonie Würzburg